Sie registriert, dass vieles sich verändert. „Das bedingt auch, dass wir neue Themen besetzen müssen und mehr an die Öffentlichkeit gehen. Das Frauenforum ist ein Leuchtturm, wir müssen ihn noch ein bisschen blank putzen und zum Leuchten bringen.“
Vor allem liegt der 59-Jährigen daran, nach Außen deutlich zu machen, dass „wir mit dem Frauenforum nicht nur Elend verwalten, sondern ein positives Augenmerk darauf haben, was Frauen können und sie dabei unterstützen.“
Die Gründung des Frauenforum Unna e. V. 1986 war ein Resultat der Forderungen der Frauenbewegung im Kreis Unna, sich aktiv gegen Benachteiligungen und Misshandlungen von Frauen einzusetzen.
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in der psychosozialen Beratung und Begleitung von Frauen und Mädchen, die Probleme in verschiedenen Lebenslagen haben, die sich in einer Krisensituation befinden, die Gewalt erleben oder erlebt haben oder die wohnungslos geworden sind. Außerdem leistet das Team vorbeugende Begleitung von jugendlichen Mädchen auf dem Weg ins Erwachsenenalter. Ein wichtiges Ziel ist es, Gewalt gegen Frauen als gesellschaftlich wichtiges Thema öffentlich zu machen.
Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Selbstbestimmung und Kontrolle jeder Frau über ihr eigenes Leben. Dabei werden Frauen unterstützt, ihre Stärken und Fähigkeiten wahrzunehmen und für sich positiv zu nutzen.
Kontakt: Geschäftsstelle, Hansastraße 38 in Unna
Telefon: 02303/778 91 0
Mail: geschaeftsstelle@ frauenforum-unna.de
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 8 -13 und 14 - 16 Uhr, Freitag von 8 bis 13 Uhr
Denn als Erstes werde das Frauenforum immer mit dem Frauenhaus und der Übernachtungsstelle für obdachlose Frauen in Verbindung gebracht. Aber die Einrichtung hat natürlich darüber hinaus weitere Aufgaben. Drei Säulen nennt sie, die die Arbeit des Frauenforums kennzeichnen: Schutz, Beratung und Prävention.
„Wir haben den großen Pluspunkt, dass wir von vielen Vereinen, ehrenamtlich Engagierten und Spendern unterstützt werden“, betont Britta Buschfeld. „Mir ist eine gute Zusammenarbeit zwischen Ehrenamt und den staatlichen Stellen und den Verwaltungen in den Kommunen sehr wichtig. Es gibt eine enge Verzahnung mit den Gleichstellungsbeauftragten in den Kommunen, da unterstützen wir uns gegenseitig – etwa beim Internationalen Frauentag oder dem Tag gegen Gewalt an Frauen.“
Ein Thema, das in der Zukunft ein stärkeres Gewicht im Frauenforum haben wird, ist der Bereich Frau und Beruf, kündigt Britta Buschhoff an. „Denn eine vernünftige Ausbildung führt zu einem vernünftigen Job, mehr Geld und Unabhängigkeit der Frauen“, sagt sie. „Ich bin immer entsetzt, wie viele Frauen nicht mal ein eigenes Konto haben und ihre Finanzangelegenheiten nicht selbst regeln.“ Das passe zur Tendenz, dass viele Frauen in der Elternzeit zu Hause bleiben und später den Anschluss im Beruf verpassen. In der Regel entscheiden auch heute noch viele Paare, dass die Frau zu Hause bleibt, weil ihr Einkommen in aller Regel geringer ist. Das sei ein systemisches Problem. „Und schon sind wir beim Thema Obdachlosigkeit und Altersarmut bei Frauen“, leitet sie zu einem wichtigen Themenbereich des Frauenforums über.
Die wirtschaftliche Abhängigkeit von Frauen mache in Notsituationen, in denen häusliche Gewalt ins Spiel kommt, schnelle Hilfe durch die Einrichtungen des Vereins nötig, für die er vor allem bekannt ist: Schutz der Frauen durch Wohnhilfen, etwa durch Unterbringung im Frauenhaus mit acht Appartments oder die Möglichkeit, obdachlosen Frauen in der Übernachtungsstelle mit sechs Zimmern eine Bleibe anzubieten. Beide Einrichtungen seien aber eigentlich immer voll, es gebe Wartelisten, berichtet Buschfeld. Tendenz steigend.
Und das enge Zusammenleben während Corona habe den Leidensdruck in den Familien und die Nachfrage noch erhöht. „Da stoßen wir an unsere Kapazitätsgrenzen. Denn inzwischen suchen nicht nur junge Frauen mit kleinen Kindern Hilfe bei uns, sondern auch zunehmend ältere Frauen mit älteren Kindern, die sich endlich trauen, aus einer toxischen Beziehung auszubrechen. Darauf müssen wir uns einstellen.“ Hinzu komme die mobile Wohnhilfe, eine aufsuchende Unterstützung, die Obdachlosigkeit durch präventive Maßnahmen verhindern will, damit die eigene Wohnung erhalten bleibt.
Zudem bietet das Frauenforum Beratung in allen Lebenslagen, wo Frauen in Not sind und Gewalt erfahren über die Frauen- und Mädchenberatungsstelle an. Die Schwierigkeit mit der Britta Buschhoff und ihre Mitarbeiter umgehen müssen: Ihre Klientel ist nicht homogen. Betroffen seien Frauen aus allen Schichten und mit allen Bildungshintergründen, alle Altersgruppen und Kulturkreise. „Nicht nur ungelernte Kräfte rutschen in die Obdachlosigkeit, auch Akademikerinnen, die ihren Beruf für Kinder aufgegeben haben, sind betroffen“, weiß Britta Buschfeld.
Es gebe viele Ideen, um künftig noch mehr mit frauenrelevanten Themen in den Fokus der Öffentlichkeit zu treten, aber die Mittel, die dem Verein zur Verfügung stehen, seien begrenzt. Vieles werde tatsächlich über Spenden finanziert. 23 Mitarbeiter, zum Teil in Teilzeit beschäftigt, betreuen aktuell alle Bereiche des Vereins inklusive Frauenhaus und Übernachtungsstelle. Die Personaldecke ist also nicht üppig.
Um künftig noch mehr – vor allem im Bereich Prävention – auf die Beine zu stellen, gehe das nicht ohne die Kooperation mit vielen Partnern wie Arbeitsagentur und Jobcenter, Familienbüros, Kliniken und Gleichstellungsstellen. Britta Buschfeld wird also die Trommel schlagen, damit der „Leuchtturm“ Frauenforum künftig noch heller leuchtet auch über den Kreis Unna hinaus.