Möglich wird der lange erwartete Schritt, nachdem das Land seinen Beamten gemäß des dienstrechtlichen Anspruchs auf statuswahrende Beschäftigung an angemessener Stelle die Leitung des Lessing-Gymnasiums in Bochum zugewiesen hat. Und zwar ohne Ausschreibung und daran gekoppeltes Beteiligungsverfahren samt Wahl durch die Schulkonferenz.
Das lässt nun an der Schule in Bochum die Wogen hoch schlagen. Schulpflegschaft wie auch Lehrerschaft äußern in einem Bericht der WAZ ihre Sorge um den Schulfrieden.
Selbstverständlich haben sich die Beteiligten dort gefragt, wen sie da zum 1. August bekommen – und auf wa.de gelesen, wieso Dr. Petrak nicht mehr in Bönen Schulleiter ist. Dafür spricht das plötzliche Interesse an dem damaligen Beitrag, das sich in den Online-Zugriffszahlen unserer Medien-Gruppe ablesen lässt.
Ihr wäre „jemand mit Führungspotenzial, ohne dieses Gepäck’“ lieber, wird die Elternvertreterin in dem WAZ-Bericht nun zitiert. Noch kenne man Petrak ja gar nicht. Aber ihm eilt kein guter Ruf voraus: „Autokratischer Führungsstil“ heißt es da, vom scheidenden Direktor Frank Saade ist man offensichtlich wertschätzende Kooperation gewöhnt. Vom gefährdeten „System Lessingschule“ ist die Rede. Und von der Schwierigkeit, mit dem Wissen um Petraks Vorgeschichte in Bönen nun umzugehen.
Unüberhörbar ist das von dem Umstand befeuert, dass die Schulverantwortlichen der Bezirksregierung exerziert haben, was in Schulkreisen „Versorgungsfall“ heißt. Wenn es Beamte gibt mit ihrem generellen Beschäftigungsanspruch zur erworbenen Besoldung, wie Sprecher Söbbeler erläuterte, darf der Dienstherr auch „kurze Fünfe machen“ – was seine Wortwahl freilich nicht ist.
„Aus dem Pool dieser Kräfte werden dann frei werdende Stellen besetzt“, sagte er. Wie in Bochum geschehen, ohne Ausschreibung und Beteiligungsverfahren. Die Frage, ob dieses Verfahren nicht zwangsläufig die eingetretene Gegenwehr erzeugt – und Petrak im selben Moment die „zweite Chance“ für einen unbelasteten Neuanfang nimmt –, mochte der Sprecher nicht beantworten.
Am MCG haben Eltern- und Schülervertreter den intern lange schwelenden Konflikt mit Petrak mit ihrem demonstrativen Rücktritt bewusst eskaliert. Das sollte den Problemen in der Führung, wie auch dem verdrucksten Umgang mit dem teils schlechten Abschneiden des MCG in der Qualitätsanalyse, die öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen, die dann prompt eintrat.
Dabei spielte auch eine Rolle, dass die Bezirksregierung dem Leiter wegen der Schwierigkeiten schon eine Unterstützungskraft an die Seite gestellt hatte. Die Beschwerdeführer vermissten aber die Wirkung.
Dass Peter Petrak seinerzeit ankündigte, den Konflikt um ihn selbst mit den Schulgremien aufarbeiten zu wollen, trug nicht gerade zur Beruhigung bei. Nach dem internen Ringen der Dienstaufsicht mit ihrem Beamten wurde dieser schließlich befristet in die Lehrerausbildung für Berufskollegs abgeordnet.
Das allerdings kam nach beharrlichem Schweigen in Arnsberg erst im Herbst 2021 ans Licht: Eine politische Anfrage im Landtag offenbarte, dass die MCG-Leitung im NRW-Schulministerium als „besetzt“ geführt wurde, obwohl hier eine kommissarische Lösung mit Vize-Chefin Bianca Giese installiert ist. Die befristete Abordnung, so erfuhr Bönen dann durch WA-Recherche, schließt eine Rückkehroption ein, innerhalb der Frist ist eine Wiederbesetzung nicht möglich.
Diese Frist läuft nun zum 31. Juli aus. Das Land ist zu einer Entscheidung gezwungen – und hat sich für Bochum entschieden. Der Weg zur Ausschreibung ist frei, wenn Dr. Petrak dort angekommen ist.
„Das wird der Schule guttun, wenn die Schulleitung endlich wieder doppelt besetzt ist“, kommentiert Bianca Giese, die kommissarische Leiterin des MCG, die neueste Entwicklung, die den Weg freimacht für ein Ausschreibungsverfahren für die vakante Schulleiterstelle am Bönener Gymnasium. Sie hatte nach der Abordnung ihres Vorgesetzten Peter Petrak die Leitung übernehmen müssen – zudem in schwierigen Pandemiezeiten mit besonderen Herausforderungen für die Schule. „Aber ich mache das ja nicht allein. Ich habe ein tolles Team, das mich unterstützt.“ Darüber hinaus möchte Bianca Giese das Verfahren nicht weiter kommentieren.
Die Erfahrung lehrt, dass es von der jetzt bestehenden Aussicht auf eine Nachfolgeregelung und Ausschreibung bis zur tatsächlichen Besetzung der Schulleiterstelle über den Instanzenweg ein langer Weg ist.