Eine mangelhafte Internetverbindung ist auch an der Hellwegschule das große Problem. „Wir haben mittlerweile an verschiedenen Stellen Access Points bekommen, damit wir wenigstens in einigen Räumen Wlan haben“, berichtet die stellvertretende Schulleiterin Britta Bartmann. In vier oder fünf Klassenzimmern können sich die Schüler so ins weltweite Netz einloggen. Ausreichend ist das nicht. „Aber wir machen das Beste daraus, weil es die Lehrpläne verlangen“, macht Britta Bartmann deutlich.
Bereits in der Grundschule sollen die Kinder nämlich erste digitale Grundlagen vermittelt bekommen. Ohne die entsprechende Ausstattung ist das kaum machbar. Diese Probleme sind der Verwaltung seit Jahren bekannt. Immer wieder hatten die Verantwortlichen im Bönener Rathaus zunächst auf das vom Bund beziehungsweise Land angekündigte Förderprogramm verwiesen. Im Mai 2019 trat die „Verwaltungsvereinbarung Digitalpakt Schule 2019 bis 2024“ schließlich in Kraft. Passiert ist seitdem zumindest an den Schulen wenig.
Am Geld liegt es nicht. Immerhin lässt sich das Land die Digitalisierung der Schulen einiges kosten. Insgesamt sollen fast 1 Milliarde Euro in den Ausbau der digitalen Infrastruktur in den Bildungseinrichtungen in NRW gesteckt werden. Die Schulen in der Gemeinde sollen mit 715 000 Euro davon profitieren. Die Umsetzung des sogenannten Medienentwicklungsplanes, der für die Förderung vorausgesetzt wird, zieht sich wie Kaugummi.
Es hat alleine drei Anläufe und fast zwei Jahre gebraucht, bis der Gemeinderat der endgültigen Fassung des Planes im Juli vergangenen Jahres zugestimmt hat. Zuvor wurde lange darüber diskutiert – auch politisch. Da ging es unter anderem darum, mit welchem Betriebssystem die neuen Rechner ausgestattet werden sollen. „Sie sollten windows11-fähig sein“, ist dabei für Petra Coerdt, Leiterin der Humbold-Realschule, klar. „Die Technik ist in diesem Bereich so schnelllebig. Wir müssen damit sicher fünf bis sieben Jahre überbrücken“, geht sie davon aus, dass es nach dem Austausch sobald kein Update für die Schulrechner gibt. Zurzeit ist auf den Computern in der Realschule Windows 7 installiert. Das System wurde 2009 entwickelt und wird heute nicht mehr unterstützt. Viele Programme laufen auch gar nicht mehr damit.
Zudem hatte das mit der Aufstellung des Medienentwicklungsplans beauftragte Unternehmen, die Südwestfalen-IT (SIT) aus Hemer, Probleme, den Bönener Auftrag abzuarbeiten. Weil fast alle Kommunen im Land ähnliche Wünsche hatten, waren die SIT und ihre Branchenkollegen überlastet. Fachkräfte in diesem Bereich seien indes Mangelware, berichtete Fachbereichsleiter Jörg-Andreas Otte. Somit hätte das Unternehmen sein Personal nicht aufstocken können, um zügiger voranzukommen.
Mit der „Absegnung“ des Medienentwicklungsplanes durch den Rat im Sommer sollte dann aber möglichst noch vor den Herbstferien ein Netzwerkplaner beauftragt werden. „Voraussetzung für alle weiteren Maßnahmen, zum Beispiel die Beschaffung von Präsentationsmedien und Endgeräten, ist auch aufgrund der Förderbedingungen des Landes eine einem definierten Mindeststandard entsprechende Netzwerkverkabelung“, erklärt Jörg-Andreas Otte.
Bei der Suche nach einem kompetenten Planer wiederholte sich offenbar das Problem, das es schon bei der Aufstellung des Medienentwicklungsplans gab. Die Experten hätten durchweg eine hohe Auftragslage zu verzeichnen, sodass Angebote nur zögerlich oder überhaupt nicht abgegeben wurden. Erst im November sei der Auftrag daher vergeben worden. Und in der vergangenen Woche seien die Planungen abgeschossen und der Gemeinde vorgelegt worden.
„In einem nächsten Schritt wird das Arbeitsergebnis des Netzwerkplaners intern bewertet, es werden Rückfragen geklärt, und dann erfolgt eine Rückkoppelung mit den Schulen“, teilt der Fachbereichsleiter mit. Im Anschluss könnte der Auftrag für die Installation der Netzwerke vergeben werden.
Das betrifft ebenso die Ausschreibung für neue Computer. Beides muss in Absprache mit der Stadt Bergkamen erfolgen. Mit der hat die Gemeinde schließlich im vergangenen Jahr eine Kooperation geschlossen: Seit Januar werden alle Vergabeverfahren der beiden Kommunen zentral und einheitlich von Bergkamen aus durchgeführt. Dort werde die Ausschreibung laut Bönener Verwaltung gerade vorbereitet.
Immerhin läuft es an der Realschule mit dem Internet seit dem vergangenen Jahr etwas besser. Das Netz wurde an das des benachbarten Gymnasiums angeschlossen. „Das funktioniert einigermaßen stabil“, erzählt Petra Coerdt. Die Schulleiterin schränkt aber ein: „In vier Räumen.“ Das sind die beiden EDV-Räume, in denen jeweils zwölf, teils elf Jahre alte PCs stehen, und zwei Klassenzimmer. Nur dort lassen sich die 50 Tablets einsetzen, die die Realschule aus dem Sofortausstattungsprogramm des Landes erhalten hat. Die sollen die Schüler insbesondere während der Pandemie als Endgeräte für den digitalen Unterricht nutzen können. Im eigenen Schulgebäude funktioniert das weiterhin nur eingeschränkt.