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Mordgaudi im Festzelt: Bönens Schützenkönig um die Ecke gebracht - literarisch, versteht sich

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Von: Carola Schiller

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Der Mann, der Bönens Schützenkönig um die Ecke brachte: Benedikt Gollhardt.
Der Mann, der Bönens Schützenkönig um die Ecke brachte: Benedikt Gollhardt. © Schiller

So ein Mord ist eine todernste Sache – es sei denn, es gibt einen „Mord am Hellweg“. So geschehen vor etlichen Augenzeugen im Schützenzelt in Nordbögge. 

Bönen – Benedikt Gollhardt hat den Nordbögger Schützenkönig umgebracht. Jedenfalls auf dem Papier. In seinem Kurzkrimi „Horrido, Bönen“ hat er Bönen und das Nordbögger Schützenzelt in den Schauplatz eines Verbrechens verwandelt. Dabei ist der fiktive Schützenkönig Jan Greipel eigentlich ein sympathischer Geselle, pfuscht dem Schriftsteller allerdings mit einer genialen Krimi-Idee ungewollt ins Handwerk. Das kann der Autor nicht auf sich sitzen lassen...

Für die Mordsgaudi in die Uniform

Also reist Gollhardt nach Bönen, wundert sich vor Ort über so manches und schreitet schließlich zur Tat. Übrigens sehr zur Freude der Nordbögger Schützen. Die hatten für diesen Beitrag zum Festival „Mord am Hellweg“ am Samstag extra ihr Schützenzelt wieder aufgebaut und die Uniformen noch einmal angezogen.

Für die schmissigen Töne sorgte „Grün Weiß Sandbochum“.
Für die schmissigen Töne sorgte „Grün Weiß Sandbochum“. © Schiller

Fremder Zungenschlag ein Spaß

Im voll besetzten Zelt sorgte vor allem Benedikt Gollhardts Beschreibung Bönens für schallendes Gelächter. Überhaupt wurde an diesem langen, aber kurzweiligen Abend viel gelacht. Denn Gollhardt kam nicht allein. Schriftstellerin Anja Bogner nahm die Gäste mit zu den Verhören ihres fränkisch-türkischen Ermittlers aus ihrem Krimi „Bülent Rambichler und der verliebte Bulle“. Inklusive eigener Simultanübersetzung, was zusätzlichen Wortwitz garantierte. Ähnlich ging der österreichische Autor Herbert Dutzler vor, der unter anderem aus seinem Werk „Letzter Knödel“ las. Wenn seine Protagonisten zu sehr ins steirische verfielen, half er mit hochdeutscher Übersetzung nach, zum größten Vergnügen der Zuhörer.

Moderator interviewt sich selbst

Dutzler gilt als der erfolgreichste Krimiautor Österreichs. Dass er außerdem urkomisch auftreten kann, machte seine Lesung zu einem weiteren Highlight des Abends. Überhaupt riss die Stimmung nicht ab. Mit dem großen Programm, bereichert zusätzlich durch die Krimi-Cops mit „Böse Falle“ und dank der Moderation des Journalisten Peter Godazgar. Da er selbst ebenfalls Autor ist und an diesem Abend einer seiner Kurzgeschichten vortrug, interviewte er sich kurzerhand selbst.

Ein Schuss, aber von der Hexe

Auch seine Geschichte vom Einbrecher, der mit einem Hexenschuss auf dem Boden liegt, aber die Waffe nicht loslassen will, kam bestens an. Das lag nicht nur an der absurden Situation, sondern auch daran, dass seine Lesung kabarettistische Züge hatte. Lachsalven erntete Godazgar außerdem für seine Präsentation absurder Zeitungsmeldungen mit eigenwilligen Inhalten und verkorksten Überschriften.

Grün Weiß Sandbochum gibt alles

Weil der Spielmannszug Bönen-Nordbögge verhindert war, sorgte „Grün-Weiß Sandbochum“ für den passenden musikalischen Rahmen. Unterstützung war ursprünglich durch das Landespolizeiorchester NRW geplant, das aber brachten Krankheitsfälle zur Strecke. Aber „Grün Weiß“ hat’s darauf, die Sandbochumer rockten das volle Programm allein: Vom Steigerlied über „Miss Marple“-Interpretationen bis zum persönlichen Ständchen für die Geburtstagskinder im Zelt.

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