Was Laien, die durch den Wald spazieren, nicht sehen könnten, seien die tatsächlichen Schäden, die an Bäumen entstanden sind. „Oft hängen schwere Äste nur noch an einem seidenen Faden und Bäume haben keinen ausreichenden Halt mehr im Boden. Hinzu kommen die heftigen Regenfälle, die den Boden aufgeweicht haben. Da stürzen auch Exemplare um, die auf den ersten Blick einen stabilen Eindruck machen“, sagt Stenzel-Franken.
Gerade im Naherholungsgebiet am Beversee in Bergkamen nutzten am Mittwoch zahlreiche Menschen das ruhige Sonnenwetter, um endlich mal wieder einen Spaziergang an der frischen Luft zu machen, beobachtete der Förster mit Sorge. „Genau das ist aber lebensgefährlich!“ Ein 30 Meter hoher Baum könne in einem Radius von 60 Metern in alle Richtungen umstürzen. Das könne ganz plötzlich passieren, ebenso wie der Abgang eines beschädigten Astes. „Wenn ich dann eine Mutter mit ihrem kleinen Kind durch den Wald gehen sehe oder einen Jogger mit Ohrstöpseln, dann wird mir ganz anders“, sagt Oliver Stenzel-Franken, der sich aus gutem Grund nur mit Sicherheitshelm im Wald bewegt.
Im Naturschutzgebiet am Beversee in Bergkamen, das sehr beliebt bei Spaziergängern ist, hat der RVR jetzt auch seine Ranger eingesetzt, um in Waldstücken zu patrouillieren und Spaziergänger auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Denn vielen sei die Gefahr gar nicht bewusst. Dirk Bruszies und Marc Fischer sind ausgebildete Forstwirtschaftsmeister, die am Mittwoch am Beversee unterwegs waren und in den kommenden Tagen auch in anderen Gebieten, unter anderem in Bönen, unterwegs sein werden.
Denn die Waldstücke sind in der Regel nicht gesperrt. „Wir als RVR dürfen keine Sperrungen verhängen. Das ist ein hoheitlicher Eingriff, das darf nur der Landesbetrieb Wald und Holz. Aber in solchen Katastrophenfällen ist es den Waldbesitzern freigestellt, temporär zu sperren. Der Zutritt erfolgt auf eigene Gefahr“, so Stenzel-Franken. Der Geithewald in Hamm sei deshalb bis auf Weiteres gesperrt, andere Bereiche jedoch nicht. „Da, wo Schilder auf eine Sperrung hinweisen, ignorieren Spaziergänger diese oft“, so die Erfahrung von Oliver Stenzel-Franken, „weil sie die Gefahr einfach unterschätzen“.
Der Bauhof der Gemeinde Bönen sperrte am Mittwoch aufgrund der andauernden Gefahrenlage drei Bereiche im Mergelbergwald. „Wir hatten am Samstag schon einen Kontrollgang gemacht“, berichtet Bauhofleiter Dennis Borkowiak am Mittwoch. „Wir haben noch weitere Gefahrenquellen entdeckt und zwei Wege gesperrt.“ Er geht davon aus, dass die Aufräumarbeiten bis Mitte kommender Woche beendet sind und die Sperrungen dann wieder aufgehoben werden können.
In anderen Gebieten, etwa in Bergkamen am Beversee, sei die Gefahr noch nicht gebannt. „Wir kommen gar nicht mehr hinterher, schließlich müssen wir ja ein riesiges Gebiet kontrollieren und anschließend dafür sorgen, dass gefährdete Bäume entfernt werden. Dafür brauchen wir die Unterstützung der Forstunternehmer, die aber gerade überall gebraucht werden. Vorrang hat im Moment das Münsterland, wo jetzt immer noch Bäume von Häusern und Ställen entfernt werden müssen.“ In den kommenden drei bis vier Wochen sollten Spaziergänger noch einen großen Bogen um Waldstücke machen, mahnt Oliver Stenzel-Franken deshalb.