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Lebensgefahr: Revierförster warnt vor Waldspaziergängen

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Von: Kira Presch

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Revierförster Oliver Stenzel-Franken nach Sturmschäden im Wald
Gefährlich neigt sich dieser Baum über einen Weg im Wald. Da die drei Sturmtiefs große Schäden hinterlassen haben, warnt Revierförster Oliver Stenzel-Franken zurzeit ausdrücklich vor den Gefahren von Waldspaziergängen. © Robert Szkudlarek

„Bitte bleiben Sie aus den Wäldern raus, bei Betreten besteht Lebensgefahr“, warnt Oliver Stenzel-Franken, zuständiger Revierförster des Regionalverbands Ruhr (RVR), eindringlich. Er kontrolliert nach den drei Orkanstürmen das insgesamt 1761 Hektar große Waldgebiet, für das er verantwortlich ist, auf Schäden und Gefahrenquellen. Dazu gehören unter anderem öffentliche Waldstücke in Bergkamen, Bönen, Unna und Hamm.

Bönen/Bergkamen – „Nach dem Sturm ist alles wieder ruhig, die Sonne scheint, und die Menschen glauben, nun droht keine Gefahr mehr und spazieren wieder durch die Wälder“, sagt Oliver Stenzel-Franken. Was der Laie nicht sieht: Die Schäden, die die Unwetter angerichtet haben, sind immens, und so mancher Baum und Ast kann jetzt noch um- beziehungsweise abstürzen.

Ein Sturmtief mit kräftigen Böen könne schon viel Schaden anrichten, aber drei Orkantiefs hintereinander – das bringe auch Bäume zum Umsturz, die tief verwurzelt sind, weiß Stenzel-Franken. „Das letzte Mal hatten wir drei Stürme in Folge vor 30 Jahren. Das ist ein besonderer Fall, die Auswirkungen sind verheerender als bei einem einzelnen Sturmereignis.“

Laien erkennen Sturmschäden oft gar nicht

Was Laien, die durch den Wald spazieren, nicht sehen könnten, seien die tatsächlichen Schäden, die an Bäumen entstanden sind. „Oft hängen schwere Äste nur noch an einem seidenen Faden und Bäume haben keinen ausreichenden Halt mehr im Boden. Hinzu kommen die heftigen Regenfälle, die den Boden aufgeweicht haben. Da stürzen auch Exemplare um, die auf den ersten Blick einen stabilen Eindruck machen“, sagt Stenzel-Franken.

Gerade im Naherholungsgebiet am Beversee in Bergkamen nutzten am Mittwoch zahlreiche Menschen das ruhige Sonnenwetter, um endlich mal wieder einen Spaziergang an der frischen Luft zu machen, beobachtete der Förster mit Sorge. „Genau das ist aber lebensgefährlich!“ Ein 30 Meter hoher Baum könne in einem Radius von 60 Metern in alle Richtungen umstürzen. Das könne ganz plötzlich passieren, ebenso wie der Abgang eines beschädigten Astes. „Wenn ich dann eine Mutter mit ihrem kleinen Kind durch den Wald gehen sehe oder einen Jogger mit Ohrstöpseln, dann wird mir ganz anders“, sagt Oliver Stenzel-Franken, der sich aus gutem Grund nur mit Sicherheitshelm im Wald bewegt.

RVR-Ranger Marc Fischer und Dirk Bruszies (rechts)
Die RVR-Ranger Marc Fischer und Dirk Bruszies (rechts) waren am Mittwoch am Beversee unterwegs, um Passanten über die Gefahren im Wald aufzuklären. © Robert Szkudlarek

Im Naturschutzgebiet am Beversee in Bergkamen, das sehr beliebt bei Spaziergängern ist, hat der RVR jetzt auch seine Ranger eingesetzt, um in Waldstücken zu patrouillieren und Spaziergänger auf die Gefahr aufmerksam zu machen. Denn vielen sei die Gefahr gar nicht bewusst. Dirk Bruszies und Marc Fischer sind ausgebildete Forstwirtschaftsmeister, die am Mittwoch am Beversee unterwegs waren und in den kommenden Tagen auch in anderen Gebieten, unter anderem in Bönen, unterwegs sein werden.

Sperrungen werden immer wieder ignoriert

Denn die Waldstücke sind in der Regel nicht gesperrt. „Wir als RVR dürfen keine Sperrungen verhängen. Das ist ein hoheitlicher Eingriff, das darf nur der Landesbetrieb Wald und Holz. Aber in solchen Katastrophenfällen ist es den Waldbesitzern freigestellt, temporär zu sperren. Der Zutritt erfolgt auf eigene Gefahr“, so Stenzel-Franken. Der Geithewald in Hamm sei deshalb bis auf Weiteres gesperrt, andere Bereiche jedoch nicht. „Da, wo Schilder auf eine Sperrung hinweisen, ignorieren Spaziergänger diese oft“, so die Erfahrung von Oliver Stenzel-Franken, „weil sie die Gefahr einfach unterschätzen“.

Absperrung Sturmschäden Wald Spaziergänger
Viele Spaziergänger ignorierten die Absperrungen in den Waldstücken und spazierten an gelockerten Bäumen und unter herabhängenden Ästen vorbei. © Robert Szkudlarek

Der Bauhof der Gemeinde Bönen sperrte am Mittwoch aufgrund der andauernden Gefahrenlage drei Bereiche im Mergelbergwald. „Wir hatten am Samstag schon einen Kontrollgang gemacht“, berichtet Bauhofleiter Dennis Borkowiak am Mittwoch. „Wir haben noch weitere Gefahrenquellen entdeckt und zwei Wege gesperrt.“ Er geht davon aus, dass die Aufräumarbeiten bis Mitte kommender Woche beendet sind und die Sperrungen dann wieder aufgehoben werden können.

Die nächsten Wochen Wälder meiden

In anderen Gebieten, etwa in Bergkamen am Beversee, sei die Gefahr noch nicht gebannt. „Wir kommen gar nicht mehr hinterher, schließlich müssen wir ja ein riesiges Gebiet kontrollieren und anschließend dafür sorgen, dass gefährdete Bäume entfernt werden. Dafür brauchen wir die Unterstützung der Forstunternehmer, die aber gerade überall gebraucht werden. Vorrang hat im Moment das Münsterland, wo jetzt immer noch Bäume von Häusern und Ställen entfernt werden müssen.“ In den kommenden drei bis vier Wochen sollten Spaziergänger noch einen großen Bogen um Waldstücke machen, mahnt Oliver Stenzel-Franken deshalb.

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