Also setzte er auf einen Besuch ohne Termin. Das ist am Dienstag möglich. Die Idee haben aber auch viele andere Bönener, sodass sich an diesem Tag schnell eine Schlange vor dem Rathaus bildet. Nicht sehr bürgerfreundlich fanden das die meisten Bönener, die in der Schlange warten mussten.
Böhnke formulierte eine schriftliche Anfrage, die Thema in der vergangenen Ratssitzung war: Warum ist das Bürgerbüro nur am Dienstag ohne Termin geöffnet? Wann ist mit einer Öffnung von Montag bis Freitag zu rechnen? Termine werden aktuell mit einer Vorlaufzeit von drei Wochen vergeben. Handelt es sich um eine temporäre Überlastung? Was wird dagegen unternommen?
Bürgermeister Stephan Rotering nahm Stellung dazu: „Vor zwei Jahren wurde wegen Corona das ganze Rathaus geschlossen. Wir haben Konzepte überlegt, wie man den Bürgerservice aufrecht erhalten kann. Wir haben eine digitale Terminplanung eingerichtet oder feste Zeiten für verschiedene Dienstleistungen, was auch rege genutzt wurde. Da hatten wir relativ kurze Vorlaufzeiten. Nach der Öffnung haben wir den Dienstag als Tag ohne Terminvergabe eingerichtet. Das war auch bisher auskömmlich. Aufgrund von temporären Nachfragen – vor allem nach Ausweisen und Reisepässen vor den Ferien – ist die Nachfrage deutlich gestiegen, sodass der Dienstag nicht mehr ausreicht.“
Die Verwaltung habe sich Gedanken gemacht, wie die Bearbeitungszeit verbessert werden könne. „Wir werden bei der digitalen Terminvergabe bleiben“, kündigte Rotering an. „Das hat den Vorteil, dass man zu einem festen Termin auch dran kommt und die Verwaltung den Zeitaufwand besser planen kann, je nachdem, welcher Service angefragt wird. Zudem steht im digitalen Format sogar, welche Unterlagen man mitbringen muss, damit man nicht bei Fehlen eines Formulars noch einmal wiederkommen muss.“
Es sei aber auch wichtig, so Rotering, dass alle, die nicht digital unterwegs seien, weiterhin die Dienstleistungen der Verwaltung in Anspruch nehmen können. „Wir prüfen gerade, ob der Engpass am Dienstag, der zu den Warteschlangen vor dem Rathaus geführt hat, nur ein temporäres Problem zur Ferienzeit ist. Wir haben schon versucht, den Engpass durch personelle Aufstockung zu kompensieren. Der nächste Schritt wäre zu schauen, ob wir weitere frei zugängliche Zeiten im Bürgerbüro schaffen müssen.“
Der zuständige Fachbereichsleiter Jörg-Andreas Otte räumte ein, dass es bereits Beschwerden gab, weil tatsächlich bei einigen Wochentagen die Nachfrage im digitalen Terminkalender so groß sei, dass Bürger auch drei Wochen nach vorne schauen müssen, um einen freien Termin zu finden, ansonsten betrage die Wartezeit im Schnitt etwa ein bis zwei Wochen. „Das liegt aber neben der erhöhten Nachfrage auch an einem personellen Engpass durch eine Dauererkrankung, was die Situation noch verschärft. Wir haben die Besetzung des Bürgerbüros personell um 18 Stunden aufgestockt, allerdings handelt es sich um Mitarbeiter, die normalerweise nicht an dieser Stelle arbeiten und unterstützen so gut es geht.“
Damit sich Bürger nicht vergebens am Dienstag noch in die Schlange einreihen, würden nachmittags, wenn schon zehn oder 15 Menschen in der Schlange warten, Schilder aufgestellt, die darauf hinweisen, dass man sich nicht mehr anstellen soll, weil man nicht mehr dran kommt.
Wer also demnächst eine Reise plant, sollte zunächst in seinen Pass schauen. Wenn der verlängert oder neu beantragt werden muss, geht das nicht von heute auf morgen, denn nicht nur bei der Bönener Verwaltung muss Wartezeit einkalkuliert werden, auch die Bundesdruckerei in Berlin hat derzeit Wartezeiten von mehreren Wochen, bis die Aufträge bearbeitet werden können.
Sebastian Böhnke hatte schon drei Monate vor Reisebeginn seinen Pass beantragt. Er ist zuversichtlich, dass der neue Pass bis zu seinem Reisetermin im August fertig wird.