Die Bergkamener Parteifreunde suchen nach den Worten des Stadtverbandsvorsitzenden André Rocholl noch Bewerber. Hinter vorgehaltener Hand werden zwei oder drei Namen genannt, man tourt gerade durch die Ortsvereine. Das lässt wen Drittes im Tableau erwarten. Alle Bewerber sollen sich den Delegierten einmal gemeinsam präsentieren, bevor im November die Wahl erfolgt. Teile der SPD hätten es lieber gesehen, wenn die vier Ortsverbände eine interne Bewerberrunde organisiert hätten, um dann mit einem gemeinsamen Vorschlag rauszugehen. So hat es die CDU bei der Nominierung von Torsten Goetz aus Bönen gemacht.
Nun bietet sich das Bild vom Aufstand der Kleinen an. Nicht zuletzt genährt dadurch, dass der neue Bönener Gemeindeverbandsvorsitzende Thomas Semmelmann bis neulich noch Bergkamener Genosse war – und mit den alten Parteifreunden im Argen.
39 SPD-Vertreter werden entscheiden, wer in dem rot-dominierten Wahlkreis aufs Plakat kommt. Die Herringer haben vier Delegierte, die Bönener sechs. Bergkamen kommt auf 16 Delegierte, die Kamener auf 13. Ohne Allianzen ist da nichts zu holen, falls die Bergkamener in ihrem Selbstverständnis als größter Verband aus ihren Reihen die Nachfolge ihres im Briefkopf-Eklat zurückgetretenen Mitglieds Rüdiger Weiß gestalten wollen.
Auf eine mitreißende Rede von Silvia Gosewinkel können die Entscheider sich schon einmal einstellen. Wenn sie jedenfalls wiederholt, was die eigene Familie am Mittwochabend im Förderturm zu stehendem Applaus hingerissen hat. „Ich bin die Silvia und komme aus Bönen“, war ihr rhetorisches Leitmotiv für ihre muntere Vorstellung als Kind der Region, das in der Republik herum gekommen ist, dem Ruf der Heimat folgte und diese mitgestalten will.
„Sprechen ist meine Profession“, schlug die 35-Jährige den Bogen von ihrem Beruf als Logopädin zu den kommunikativen Anforderungen der Politik. „Sprechen können heißt auch zuhören und Sorgen ernst nehmen“, so Gosewinkel. Sie sprach ihre Rolle als Vorsitzende des Bönener Schulausschusses an, erklärte so die Bildungspolitik zu einem Schwerpunkt und will sich, da sie mittlerweile Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Hochschule für Gesundheit in Essen ist, in der Gesundheitspolitik umtun.
Dafür gab’s von den 21 Delegierten der Ortsvereine Applaus, 20 Ja-Stimmen, eine Enthaltung und Blumen vom strahlenden Vorsitzenden. „Wir sind selbstbewusst genug, um in unseren Gemeindeverband hineinzuhorchen und zu fragen, wer bereit ist, sich auf die Arbeit im Landtag einzulassen“, hatte er die Bönener eingangs auf die Eröffnung des Wettbewerbs eingestimmt. „Ich finde, das ist der bessere Wege“, sagte Semmelmann auf die Frage nach den Bedenken im Unterbezirk ob der Gefahr der persönlichen Beschädigung unterlegener Bewerber. „So ist die Entscheidung doch offen transparent.“