Strengere Maßnahmen
Inzidenzwert über 50: Kreis Unna wird zum Corona-Risikogebiet
Kreis Unna – Der Kreis zieht die Reißleine. Nachdem am Dienstag der kritische Wert von 35 Corona-Infektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche erreicht wurde und die Schutzmaßnahmen verschärft werden mussten, gingen die Zahlen dennoch ungebremst weiter nach oben. Inzwischen liegt der 7-Tage-Inzidenzwert nach Berechnungen der Gesundheitsbehörde bei 53. Damit ist klar: Weitere Maßnahmen sind notwendig. Und die stellten Landrat Michael Makiolla und Gesundheitsdezernent Uwe Hasche am Freitagnachmittag in einer Pressekonferenz vor.
Fünf Schwerpunkte, an denen es anzusetzen gilt, machte der Landrat dabei aus, nämlich Schulen und Kitas, Pflegeeinrichtungen, Kontaktsport, private Feiern und größere Personenansammlungen.
Darauf soll nun auch die Allgemeinverfügung abzielen, die nach Willen der Verantwortlichen in Unna am Sonntag um 0 Uhr in Kraft treten wird, sofern die Bezirksregierung und das Landeszentrum Gesundheit dieser bis dahin zustimmen. Sie gilt dann vorerst bis zum 25. Oktober.
Private Feiern
Nach der gültigen Corona-Schutzverordnung des Landes steht auf jeden Fall fest, dass ab Sonntag nur noch 25 Menschen gemeinsam außerhalb der eigenen Wohnung – also etwa in Gaststätten oder Veranstaltungsräumen – feiern dürfen. Feiern mit mehr Teilnehmern, die bereits von den kommunalen Ordnungsämtern genehmigt wurden, dürfen aber bis einschließlich Sonntag noch stattfinden. Der Kreis empfiehlt darüber hinaus dringend, auch in der eigenen Wohnung mit nicht mehr als 25 Gästen zu feiern.
Kontaktsport
Sämtliche Sportveranstaltungen aus diesem Bereich sind ab Sonntag verboten, außerdem wird der Trainings- und Ligabetrieb untersagt. Mannschaften, die zu Auswärtsspielen den Kreis verlassen, dürfen rein rechtlich weiterhin zu diesen Partien fahren. Aber auch dabei appelliert Landrat Makiolla an das Verantwortungsbewusstsein der Teams.
Kitas und Schulen
Da die Schüler am Freitag in die Herbstferien aufgebrochen sind, gibt es keine neuen Verfügungen für den Schulbetrieb. Den Kitas wird hingegen noch einmal eindringlich empfohlen, die Kinder ausschließlich und durchgehend in festen Bezugsgruppen zu betreuen – selbst beim freien Spiel und auf dem Außengelände.
Kulturveranstaltungen
Kulturveranstaltungen können weiter wie geplant stattfinden, wenn ein entsprechendes Hygienekonzept und eine Genehmigung dafür vorliegt.
Ferienprogramm
Das gilt ebenso für Ferienprogramme in den Jugendzentren und Einrichtungen. Dort werden die Maßnahmen der Corona-Schutzverordnung bereits angewandt. Deshalb gebe es dort akut keinen Änderungsbedarf, stellte Makiolla fest.
Risikogebiet
Noch gilt der Kreis nicht als Risikogebiet. Das wird sich aber aller Voraussicht nach in Kürze ändern. Welcher Kreis dazu erklärt wird, bestimmt nämlich das Robert-Koch-Institut (RKI) anhand der 7-Tage-Inzidenzzahl. Aufgrund von Übermittlungsverzögerungen weist das RKI aktuell noch einen Wert von unter 50 für den Kreis aus, sobald jedoch alle bestätigten Corona-Fälle ins RKI-System eingegangen sind, wird dieser automatisch über der 50er-Marke liegen – und damit der Kreis zum Risikogebiet.
Urlaub
Zwar dürfen die Bewohner der kreisangehörigen Städte und Gemeinden nach der im Grundgesetz verankerten Freizügigkeit weiter in andere Kreise, Städte oder Bundesländer reisen, doch beherbergen inzwischen etliche Hotels keine Gäste mehr aus Risikogebieten. Michael Makiolla empfiehlt: „Wer in der nächsten oder übernächsten Woche eine Reise plant, sollte lieber darauf verzichten.“
Kontaktbeschränkung
Während viele Kreise und Städte, die einen ähnlichen hohen Inzidenzwert aufweisen, inzwischen wieder ein Kontaktverbot von mehr als fünf Personen im öffentlichen Raum beziehungsweise für Menschen aus mehr als zwei Haushalten verhängen, will die Kreisverwaltung davon vorerst absehen. „Wir sehen in diesem Bereich keine Probleme“, so Michael Makiolla. Sollte sich das Infektionsgeschehen aber so entwickeln, dass stärkere Einschränkungen erforderlich werden, könnte es dazu noch eine Verfügung geben.
Kontaktverfolgung
Die Situation im Gesundheitsamt ist durch die steigenden Infektionszahlen angespannt. Um die Kontaktverfolgung weiter im erforderlichen Maß aufrecht erhalten zu können, werden ab Montag weitere Mitarbeiter aus der Verwaltung hinzugezogen. Zudem will der Kreis Hilfe beim Land und beim Medizinsichen Dienst der Krankenkassen anfordern.
Krankenhäuser
Im Gegensatz dazu sei die Situation in den Kliniken des Kreises nach wie vor entspannt. Zwar wurden mittlerweile wieder mehr Betten mit Covid-19-Erkrankten belegt – auch auf den Intensivstationen –, noch gebe es aber genügend freie Kapazitäten in den Krankenhäusern, sagt Gesundheitsdezernent Uwe Hasche.