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Kreistag erhöht in der Inflation die Taxi-Tarife - aber nicht hoch genug, sagt ein Bönener Unternehmer

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Von: Sabine Pinger

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Von Amts wegen ist geregelt, was die Fahrt im Taxi kosten darf. Die Sätze im Kreis Unna wurden wegen der Kostensteigerung erhöht.
Von Amts wegen ist geregelt, was die Fahrt im Taxi kosten darf. Die Sätze im Kreis Unna wurden wegen der Kostensteigerung erhöht. © Robert Szkudlarek/Digitalbild

Der Kreistag hat auf Betreiben der Unternehmen die Sätze für Taxifahrten erhöht, weil die Inflation den Anbietern arg zusetzt. Aus Bönen kommt Kritik: Das reiche nicht.

Bönen/Kreis Unna – Alles wird teurer – auch das Taxifahren. Viele Taxiunternehmen bangen jedoch derzeit um ihre Existenz, da die gestiegenen Kosten und ihre Einnahmen längst nicht mehr in einem gesunden Einklang stehen, wie sie angeben. Der Kreistag hat sich dieser Sorgen jedenfalls jetzt angenommen und beschlossen, die Tarife ab 15. August anzupassen. Die vorgesehene Erhöhung reicht aber nicht aus, sagt nun Klaus Michael Kovacs.

Seit Corona massiv unter Druck

Spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie fordert der Bönener Unternehmer höhere Tarife für die Personenbeförderung. Schließlich mussten die Taxibetriebe enorme Einnahmeeinbußen während der Lockdowns aushalten. Dann stiegen die Kosten für Reparaturen und Wartung der Fahrzeuge, Ersatzteile und mehr. Und schließlich ließ der Ukraine-Krieg die Preise für Kraftstoff nach oben schnellen. Gleichzeitig werden die Lohnkosten höher, ab Oktober gilt ein Mindestlohn von 12 Euro die Stunde.

Unternehmer Kovacs nicht zufrieden

„Wir kämpfen seit eineinhalb Jahren für höhere Gebühren“, sagt Kovacs. Selbst haben er und seine Kollegen die Fahrpreise nämlich nicht in der Hand. Das, was der Fahrgast zahlt, regelt das Personenbeförderungsgesetz, die Tarife werden von den Kommunen beziehungsweise Kreisen festgelegt. Dass die angesichts der aktuellen Situation steigen müssen, ist den zuständigen Mitarbeitern in der Kreisverwaltung klar. Sie haben einen entsprechenden Vorschlag erarbeitet, den die Mitglieder des Kreistages vergangene Woche abgesegnet haben.

Bald 30 Cent/Kilometer mehr

Doch einen Kilometerpreis von 2,30 Euro tagsüber, nachts von 2,40 Euro? „Das reicht nicht, das kann ich jetzt schon sagen. Das ist nicht das, was wir bräuchten“, gibt Klaus Michael Kovacs an. Mindestens bei 3 Euro müsste dieser liegen, damit sich der Betrieb überhaupt rentiere. Die 30 Cent, die der Kreis demnächst aufschlägt, deckten die Mehrkosten auf keinen Fall, ist sich der Unternehmer sicher.

Eigenen Vorschlag unterbreitet

Er selbst hat im Frühjahr einen Vorschlag ins Kreishaus geschickt. „Wenn wir davon ausgehen, dass die letzte Fahrpreisfestsetzung (2019) sachkundig und ordnungsgemäß durchgeführt wurde, ermitteln wir den Anstieg der Kosten und erhöhen den Taxifahrpreis um diesen Wert. Das ist eine einfache Angelegenheit und eigentlich eine Aufgabe, die der Gesetzgeber der Genehmigungsbehörde vorschreibt“, führt Kovacs darin aus. Seiner Berechnung nach sollte der Grundpreis tagsüber auf 4,80, nachts auf 5,80 und der Besetztkilometer auf 3,75 beziehungsweise 3,85 Euro nach 22 Uhr steigen.

Allerdings gebe diese Kalkulation lediglich die Kosten für das aktuelle Jahr wieder. „Deshalb sollte eine jährliche Steigerung von drei bis fünf Prozent gleich mitbeschlossen werden, damit die Kostensteigerung der Folgejahre ausgeglichen werden kann und nicht jedes Jahr eine erneute Erhöhung beantragt werden muss“, so Klaus Michael Kovacs.

Zweiter Vorstoß aus Unna

Sein Kollege Thomas Prosala von „Taxi Thomas“ aus Unna hat im Januar ebenfalls einen Antrag im Kreishaus eingereicht, gleichfalls der Verband des privaten gewerblichen Straßenpersonenverkehrs Nordrhein-Westfalen (VSPV) im Februar. Prosalla forderte demnach, tagsüber den Grundpreis von bisher 3,50 Euro auf 5 Euro, nachts und an Sonn- und Feiertagen von 3,90 auf 6 Euro anzuheben. Pro Besetztkilometer wünschte er sich zudem statt 2 Euro 3,74 und in der Nacht 3,84 Euro.

Kreis macht eigene Rechnung auf

Der VSPV hat hingegen eine durchschnittliche Erhöhung der Grund- und Kilometerpreise um 24,6 Prozent beantragt. „Diese vorgeschlagene Tariferhöhung wird der Kalkulation der hier ansässigen Taxiunternehmen sowie meiner Kalkulation nicht gerecht“, bemängelte indes Kovacs. Die Kreisverwaltung hat dennoch aufgrund dieser beiden Anträge die Taxiunternehmen im Kreis, der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund, des VSPV, der umliegenden Kreise sowie der Gewerkschaft Verdi und der kreisangehörigen Städte und Gemeinden befragt.

Von den 61 befragten Unternehmern waren demnach 20 ganz oder teilweise für den Änderungsantrag des Unnaer Kollegen Prosalla, 18 sprachen sich für den Antrag des Verbandes aus. Doppelmeldungen waren dabei möglich. Drei Betriebsinhaber wollten weder dem einen noch dem anderen Vorschlag folgen, von 31 Betrieben kam gar keine Rückmeldung.

Laut Kreistagsbeschluss wird der Grundpreis nun in der Zeit von 6 bis 22 Uhr um 80 Cent auf 4,30 Euro angehoben, für die Nachtstunden sowie an Sonn- und Feiertagen um 80 Cent auf 4,70 Euro. Der Kilometerpreis zum Bestellort steigt am Tag auf 1,20 Euro, nach 22 Uhr auf 1,25 Euro. Die Wartezeit, also wenn der Taxifahrer zum Beispiel vor einem Veranstaltungsort, einer Praxis oder Ähnlichem auf den Kunden wartet, kostet 37 statt bisher 33 Euro pro Stunde und der Zuschlag für ein Großraumtaxi 7,50 Euro. Das sind 1,50 Euro mehr als bisher. Kovacs hatte hingegen für die Wartezeit einen Stundensatz von 40 Euro gefordert.

„Der Grundpreis wird durchschnittlich um 21,7 Prozent erhöht. Hiermit werden die von beiden Antragstellern – Thomas Prosalla und VSPV – angeführten Erhöhungen der Fixkosten und deren Begründungen berücksichtigt. Damit wird die vom Verband geforderte Erhöhung von 18 Prozent zunächst sogar überschritten, um schnell zu einer Auskömmlichkeit zu gelangen. Die im Weiteren beantragte Erhöhung in Höhe von 5,6 Prozent nach sechs Monaten entfällt jedoch“, heißt es im Beschluss des Gremiums.

Hoffnung bei Krankenfahrten

Klaus Michael Kovacs hofft, dass zumindest die Kilometerpauschale der Krankenkassen noch zeitnah angepasst wird, damit der Kreis Unna das Ausführen von Krankentransporten auch bewilligt. Sein Kollege Jörg Milk vom Taxiunternehmen Drücke-Milk in Bönen hat sich indes noch nicht mit dem aktuellen Beschluss befasst. „In der letzten Schulwoche ist so viel zu tun, dass ich noch gar nicht dazu gekommen bin“, erklärt er. In einer ruhigen Stunde will er sich aber mit dem Thema befassen.

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