Vor vier Jahren, 2018, produzierten die Bönener indes fast 600 Tonnen weniger Haushaltsmüll, jeder häufte statistisch „nur“ 395 Kilogramm Abfall an, plus circa 82,3 Kilo Sperrmüll.
Rund 15 Prozent der hiesigen Haushaltsabfälle sind Bio-, 19 Prozent Gartenabfälle wie Rasen- oder Strauchschnitt. Diese Mengen sind relativ unproblematisch, obgleich sie transportiert werden müssen und den Gebührenzahler Geld kosten. Sie werden in den Anlagen der Gesellschaft für Wertstoff- und Abfallwirtschaft (GWA) Kreis Unna kompostiert.
Das Altpapier, im Vorjahr circa 17 Prozent des Abfalls, wird gleichfalls zu großen Teilen wiederverwertet. Die Recyclingquote lag vergangenes Jahr europaweit immerhin bei 71 Prozent. Die Mitarbeiter im Bönener Rathaus rechnen damit, dass sie im kommenden Jahr rund 90 000 Euro für das angefallene Altpapier von den Abnehmern kassieren. Das ist doppelt so viel wie das, was sie für dieses Jahr kalkuliert haben. Der Restmüll aus der Gemeinde wird dagegen in der Müllverbrennungsanlage Hamm verbrannt. Im Vorjahr waren das rund 36 Prozent des gesamten Abfalls.
Und dann gibt es noch die sogenannten Wertstoffe. Ihr Anteil lag im vergangenen Jahr vor Ort bei 16 Prozent. 1262,69 Tonnen davon holten die Entsorger 2021 aus den gelben Tonnen. Das entspricht ungefähr dem Gewicht zweier moderner ICE-Züge. Somit hat jeder Einwohner im Schnitt rund 70 Kilogramm Joghurtbecher, Chipstüten, Folie und Weiteres entsorgt. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren waren es 1085,14 Tonnen Verpackungsmüll, knapp 60 Kilo pro Kopf.
Die Verwaltung rechnet 2023 mit rund 1,96 Millionen Euro, die sie für die Entsorgung aller Abfälle ausgeben muss. Das sind 97 600 Euro mehr, als für das laufende Jahr kalkuliert wurde. Bezahlt wird damit auch, was die Mitarbeiter der Aktion „Sauberers Bönen“ am Wegesrand einsammeln, aus öffentlichen Papierkörben geholt wird oder an wilden Müllkippen beseitigt wird. Diese Kosten werden über die Gebühren ebenfalls an die Bürger weitergegeben. In die Kalkulation fließen andererseits die Überschüsse der Vorjahre ein. Somit berechnet die Gemeinde folgende Gebührensätze für die Leerung der Abfallgefäße ab Januar:
60 Liter, vierwöchentlich: 83,52 Euro (4,23 Euro mehr als 2022)
60 Liter, 14-tägig: 167,04 Euro (+ 8,64 Euro)
80 Liter, vierwöchentlich: 111,24 Euro (+ 5,64 Euro)
80 Liter, 14-tägig: 222,48 Euro (+ 11,28 Euro)
120 Liter, vierwöchentlich: 167,04 Euro (+ 8,64 Euro)
120 Liter, 14-tägig: 334,08 Euro (+ 17,28 Euro)
240 Liter, 14-tägig: 668,16 Euro (+ 34,56 Euro)
1100 Liter, 14-tägig: 3059,88 Euro (+ 156 Euro)
1100 Liter, wöchentlich: 6119,76 Euro (+ 312 Euro)
60 Liter, 14-tägig: 51,36 Euro (- 0,96 Euro)
120 Liter, 14-tägig: 102,72 Euro (- 1,92 Euro)
pro Sack 3,50 Euro (+ 0,40 Euro)
Während die Bönener für die Abfuhr von Bio- und Restmüll über die Gebühren zur Kasse gebeten werden (siehe Kasten), müssen sie für den Abtransport der Wertstoffe nicht bezahlen. Umsonst ist die Entsorgung aber keineswegs. Zunächst zahlen die Hersteller für Verpackungen mit dem „Grünen Punkt“. Die Kosten schlagen sie dann auf die Produktpreise auf, sodass am Ende die Kunden dafür aufkommen. Finanziert wird so die Abfuhr, die Sortierer und Recycler, die die Wertstoffe voneinander trennen und alle, die den Plastikmüll auf die eine oder andere Weise verschwinden lassen.
Dass davon nur fünf bis sieben Prozent tatsächlich wiederverwertet werden, belegen diverse Recherchen, unter anderem von ARD und NDR. Auch das Statistische Landesamt bestätigt: „Nicht alle Abfälle können wiederverwertet und über Recyclingprozesse dem Wertstoffkreislauf zugeführt werden. Die nicht verwertbaren Teile werden letztendlich nur beseitigt und verbleiben in der Natur. Diese Abfälle und ihre Entsorgung belasten unsere Umwelt besonders.“ Insgesamt seien 2019 in NRW 32,5 Millionen Tonnen Abfälle an die Natur abgegeben worden. Davon wurden 14,8 Millionen Tonnen – fast die Hälfte – auf Deponien abgelagert, sagen die Statistiker. 11,5 Millionen Tonnen waren Baustoffe aus der Schuttaufbereitung, die überwiegend für Straßen- und Landschaftsbau eingesetzt wurden. Mit den restlichen 6,2 Millionen Tonnen wurden Abbaustätten, Stollen und Tagebau, befüllt, so IT.NRW.
Offiziell ist die Recyclingquote dabei hoch: Das Umweltbundesamt spricht davon, dass 2019 von circa 18,9 Millionen Tonnen Verpackungsabfällen knapp 71,6 Prozent ins Recycling gegangen sind. Davon seien wiederum 96,9 Prozent verwertet worden. Mehr als die Hälfte dieser Wertstoffe wurden freilich „thermisch“ verwertet – also schlicht verbrannt. Sie waren zu minderwertig oder zu schmutzig, um als neue Verpackungen wiedergeboren zu werden. Oder es waren Verbundstoffe, die sich in dieser Größenordnung nicht trennen lassen.
Aufgrund der Inhaltsstoffe, allen voran Öl, treibt die Verbrennung die klimaschädliche CO2-Emission weiter in die Höhe. Ebenso die Kosten, denn oft werden die Abnehmer noch dafür bezahlt, dass sie die geschredderten Abfälle in ihre Öfen kippen. Dankbar dafür sind beispielsweise Zementwerke, die damit ihren enormen Energiebedarf decken. Weltweit sind die Zementhersteller übrigens für einen Ausstoß von etwa 2,8 Giga-Tonnen Treibhausgase verantwortlich, für mehr als der Flugverkehr und die Rechenzentren zusammen.
Ein Teil der Kunststoffabfälle werden dagegen in aufwendigen, teuren Prozessen „downgecyclet“, sprich zu einem minderwertigen Produkt verarbeitet. Bauzäune und Bahnschwellen sind ein Beispiel dafür. Dieses „Abwerten“ wird hoch subventioniert, weil es sich für die Hersteller sonst nicht lohnen würde. Die Preise, die sie für ihre Produkte erzielen, decken die Herstellungskosten bei Weitem nicht.
Und der Rest? Landet auf Deponien oder wird in Anlagen ohne hinreichende Auskopplung von Energie verbrannt, wie bei IT.NRW zu lesen ist. Ein anderer Teil wird ins Ausland gebracht. Deutschland exportiert rund ein Sechstel des hierzulande erzeugten Plastikabfalls, gibt das Umweltbundesamt an. Inzwischen landet der meiste Müll in Malaysia, gefolgt von der Türkei. Wie verschiedene Umweltschutzorganisationen belegen, verlässt vieles auch auf illegalen Wegen die Bundesrepublik. Der Plastikmüll wird dann irgendwo ins Meer oder in die Landschaft gekippt, verbrannt und vergraben.
Trotz alledem ist es sinnvoll, den Müll zu trennen. Auf diesem Weg werden zumindest zum Teil Ressourcen genutzt, die Umwelt und das Portemonnaie geschont. Und je besser jeder vorsortiert, um so besser funktioniert das. Informationen zum richtigen Mülltrennen stehen auf der Internetseite www.gwa-online.de.