Das bestätigte Thomas Krüger. „Diejenigen die kommen, sind sehr gut informiert. Sie wollen geimpft werden und sind dankbar, dass sie das jetzt vor Ort an ihrer Schule machen können“, so der Bönener Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Der Mediziner klärte die Schüler vor der Spritze über den Ablauf und mögliche Reaktionen auf und beantwortete geduldig alle Fragen, die die Impflinge hatte. Die drehten sich zum Beispiel darum, wie lange Geimpfte auf Sport verzichten sollten. „Einige sind auch ein bisschen aufgeregt. Ihnen machen wir Mut“, sagte Krüger.
Unterstützt wurde er dabei von Rabea Kirsch. Die Kinderkrankenschwester aus Bochum arbeitet seit Februar im Impfzentrum des Kreises und setzte in der MCG-Aula die wichtige Spritze. „Siehst du, die Aufregung war ganz umsonst“, freute sie sich nach erfolgreicher Impfung, dass das gerade geimpfte Mädchen trotz vormaliger Nervosität keinerlei Probleme mit dem kurzen Nadelstich hatte.
Den hatten sich die Jugendlichen offenbar gut überlegt. Bei den meisten Schülern sind Eltern und Geschwister bereits immunisiert, sie wünschen sich jetzt den gleichen Status – vor allem aber mehr „Normalität“. „Ich möchte bei meinen Hobbys wieder freier sein“, gab beispielsweise eine 14-jährige Gymnasiastin an. Ihrer Mitschülerin hatte ähnliche Motive. „Falls im Winter weitere Einschränkungen kommen, möchte ich die Möglichkeiten behalten, zum Beispiel Essen zu gehen oder etwas mit Freunden zu unternehmen.“ Die vergangenen knapp eineinhalb Jahre mit Lockdowns, teils geschlossener Schule oder Distanzunterricht, ohne Vereinssport und Musikschule, vor allem aber mit viel zu wenig Kontakten, hätten ihnen sehr zu schaffen gemacht. „Das wollen wir nicht mehr.“
Da die Impfung derzeit der einzige Weg aus der Pandemie ist, brachten auch jüngere Schüler unter 16 Jahre die Einverständniserklärungen ihrer Eltern nebst Ausweiskopie mit, um das Vakzin von Biontech erhalten zu können. „Die Ausweiskopie hatten nicht alle dabei. Sie konnten sie sich aber noch spontan per Whatsapp schicken lassen“, erzählte Karsten Borchert vom Kreis Unna, der die Gymnasiasten in Empfang nahm und die notwendigen Unterlagen überprüfte. Sobald alles vollständig war, händigte er den Schülern die Aufklärungsbögen aus. Die wurden von den Jugendlichen gründlich gelesen, bevor sie sich auf den Weg zu Thomas Krüger und Rabea Kirsch machten.
Die Impfstoffdosen bereiteten derweil die Pharmazeutinnen Anna Rose-Schmidt und Iris Severin auf. Sie gehören beide zum Team des Impfzentrums des Kreises und sind zudem Mütter. „Meine Kinder waren auch froh, als sie sich impfen lassen konnten“, schilderte Iris Severin. Und je niederschwelliger das Impfangebot, desto besser, fand Thomas Krüger. „Unser Ziel ist, so viele Menschen wie möglich zu impfen. Da ist es gut, verschiedene Angebote zu haben, sei es im Impfzentrum, am Impfbus, bei den Ärzten oder eben in den Schulen.“
Die Aktion im MCG war übrigens nicht nur für die Gymnasiasten vorgesehen. Ältere Schüler der Humboldt-Realschule oder der Pestalozzi-Hauptschule hätten sich am Dienstag gleichfalls impfen lassen können. Die Information ist aber offensichtlich zu spät an der Realschule angekommen, die Hauptschule feierte indes am Dienstag ein Sportfest. Schüler beider Schulen können sich nun den 21. September vormerken, wenn sie die Impfung nicht vorher an anderer Stelle durchführen lassen möchten.