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Nordbögger sammelt Fundstücke aus der hiesigen Geschichte

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Von: Sabine Pinger

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Heimatsammler Holger Weier sammelt alles, was einen historischen Wert und einen Bezug zu seiner Heimat hat.
Holger Weier hebt seine „Geschichtsstücke“ auch für die Nachwelt auf. Er möchte damit altes Wissen aus der Region bewahren. © Pinger Sabine

Er selbst nennt sich „Heimatsammler“. Holger Weier interessiert sich für alles, was in seinem Dorf, in der Gemeinde und überhaupt in der Region passiert ist. Eine spezielle Epoche hat er dabei nicht im Blick. „Ich sammle alles, was historisch wertvoll ist und ich mir leisten kann“, sagt der 56-Jährige. Davon hat er bereits eine Menge zusammengetragen.

Begonnen, solche Fundstücke aufzuheben, hat Weier vor Jahren – mit dem, was er in seinem Elternhaus gefunden hat. Dann weitete er die Suche aus, innerhalb der Familie, auf Flohmärkten und im Internet.

Sein Hauptaugenmerk liegt auf Relikten aus seinem Umfeld. Hat ein Objekt eine Verbindung zur Gemeinde, greift er fast immer zu. Das „Das ist gar nicht so einfach. Bönen ist sehr klein, da gibt es nicht so viel“, berichtet der gelernte Feinmechaniker. Insbesondere Stücke aus der Zeit vor 1900 seien rar. Ganz besonders freut sich der Außendienstler, wenn er etwas aus Nordbögge entdeckt. Dazu gehört zum Beispiel eine Aufnahme von der Notlandung eines Flugzeuges aus dem Jahr 1936.

Ein anderes Foto aus dem Ortsteil zeigt eine Schafherde, die über einen Bahnübergang getrieben wird. Im Hintergrund ist die Schule zu sehen, die heutige Feuerwache, und daneben Weiers Elternhaus. Den Übergang gibt es längst nicht mehr, eine Brücke führt über die Gleise. „Das Bild muss irgendwann in den 1960er Jahren gemacht worden sein“, vermutet der Nordbögger. Das Bild hing früher bei seinem Großvater an der Wand.

Turner in Matrosenanzügen

Anders ist das mit dem großformatigen Gruppenbild des Turnvereins Arminius aus dem Jahr 1904. Das hat der Sammler im Online-Portal Ebay-Kleinanzeigen entdeckt. Es klebt auf Karton, der mit Zeitungspapier zusätzlich stabilisiert wurde. Alle Turner tragen weiße Matrosenanzüge. „Ob dieser Verein ein Vorgänger der heutigen TuS ist, weiß ich nicht“, so Weier. Die abgebildeten Männer kennt er nicht – wie die meisten Menschen auf den erstandenen Fotos und Ansichtskarten. „Es wäre schon spannend, zu erfahren, wer das war und ob jemand auf dem Bild vielleicht seinen Großvater erkennt“, gibt der heutige Besitzer an. Er würde gerne mehr über die Umstände erfahren, in denen die Aufnahmen entstanden sind.

Bei den meisten Neuerwerbungen steht für ihn daher erst mal eine Recherche an. Hauptsächlich m Netz sucht er nach Hinweisen. Manchmal hat Holger Weier Glück und findet schnell heraus, wer oder was auf einer Karte zu sehen ist, wer die Anstecknadel gefertigt oder das Stockschild getragen hat. Manchmal bleiben solche Rätsel jedoch ungelöst (siehe unten).

Inzwischen füllen seine „Schätze“ etliche Aktenordner und Regale. Einige Artefakte besitzt der 56-Jährige sogar zweimal – zum Tauschen, wie er sagt. Sein Lieblingsstück ist eine silberne Taschenuhr aus den 1930er Jahren. Gefertigt wurde sie laut Inschrift von Hugo Betzler in Altenbögge. Ebenfalls ungewöhnlich sind die Streichholzetiketten. Sie wurden vermutlich von Gastwirten in Auftrag gegeben und an die Gäste verschenkt. Zumindest ist auf den meisten der Name eines Lokales aufgedruckt. Für solche Etiketten gibt es mittlerweile richtige Börsen im Internet, in der die winzigen Werbeträger ihre Besitzer wechseln.

Zeitzeugnisse bewahren

Und dann sind da noch die Fahnenstocknägel des Kriegs- und Landwehrenvereins, etliche Negative eines Pressefotografens, der sich vor allem mit den hiesigen Zechen beschäftigt hat oder sogenannte „Persilscheine“. Diese Zeugnisse sollten in der Nachkriegszeit Personen entlasten, die bei der Entnazifizierung wegen ihrer Mitgliedschaft in der NSDAP oder einer anderen NS-Organisation als mitschuldig galten.

Einen hohen materiellen Wert haben die meisten Stücke wohl nicht, die Holger Weier zusammengetragen hat. Ihm ist es aber wichtig, die Zeitzeugnisse aufzubewahren – auch für spätere Generationen. „Vielleicht werde ich meine Sammlung irgendwann an das Gemeindearchiv abgeben“, überlegt er. Dann würde sie wohl weiterhin für die Nachwelt erhalten bleiben

Wer ist Onkel Fritz?

Trotz gründlicher Recherche stellen einige Fundstücke Holger Weier noch immer vor Rätsel. manche stellen ihn vor ein Rätsel. Er hofft, auf diese Weise mehr darüber zu erfahren.

„Wer ist Onkel Fritz?“ Diese Frage stellt sich Weier jedes Mal, wenn er das alte Foto (rechts) in der Hand hat. Zu sehen ist darauf laut handschriftlichem Vermerk auf der Rückseite besagter Onkel Fritz und der „Motorradclub Bönen“. „Ich vermute, dass Bild wurde Ende der 1920er, Anfang der 1930er Jahre aufgenommen“, so der Nordbögger. „Vorher hatten die Leute kein Geld für so etwas, später war Krieg. Da wurden Motorräder konfisziert“, überlegt Weier.

Fundstücke zeigen

Fotografiert wurden die Ausflügler vermutlich nicht in heimischen Gefilden. „Das Schild mit dem Schützen weist auf den Hunsrück hin, auf einen dortigen Dialekt“, hat der Geschichtsinteressierte bereits recherchiert. Die Motorräder waren dagegen in der Provinz Westfalen zugelassen, also in der hiesigen Region. Das bestätigen die Buchstaben IX auf den Kennzeichen. Auch einen Motorradtypen hat der Sammler identifiziert: „Ganz links handelt es sich um eine DKW.“ Ob die nun von Onkel Fritz gesteuert wurde, wer die anderen Mitglieder waren und was es sonst noch über den Klub bekannt ist, interessiert Holger Weier sehr.

Der Motorradclub Bönen war Ende der 1920er, Anfang 1930er Jahre vermutlich im Hunsrück unterwegs
Dieses Bild gibt Holger Weier Rätsel auf. Er hofft, dass ihm die WA-Leser beim Lösen helfen. © Pinger Sabine

Leser, die ihm beim Lösen dieses Rätsels helfen können, sollen sich an die Bönener WA-Redaktion wenden, per E-Mail an lokales-boenen@wa.de oder unter der Rufnummer 0 23 83/95 30 22. Das gilt genauso für alle, die ähnliche Fundstücke besitzen und mehr darüber erfahren möchte. Sie werden dann veröffentlicht – ebenso wie mögliche Ergebnisse.

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