In Empfang genommen wurden sie vor dem geheimnisvollen „Burgtor“ von Simona Hänsel, die sich mit ausladendem Rock und Stehkragenbluse passend im Stil des 19. Jahrhunderts gekleidet hatte. Das gefiel vor allem den „Prinzessinnen“, die sich ebenfalls für den Anlass „in Schale“ geschmissen und kostümiert hatten.
Hänsel wohnt mit ihrem Mann Mario Latowski am Haferkamp, beide sind eigentlich erklärte Mittelalterfans. Doch die Nordbögger gehören zu den Initiatoren, die durch verschiedene Kulturveranstaltungen den Haferkamp als älteste Straße im Ort in den Mittelpunkt rücken wollen. Und die wurde nun mal vor etwa 200 Jahren angelegt, daher soll es bei den Veranstaltungen vor allem um diese Epoche gehen. Anlass des Projektes „Historischer Haferkamp“ ist die geplante Straßensanierung, bei der die Anwohner um den ursprünglichen Charakter des Haferkampes fürchten.
Für die kleinen Besucher spielte dieser Hintergrund am Freitag jedoch wohl keine Rolle. Sie freuten sich vielmehr über den Burgturm im Garten der Latowskis, über die Schaukel und vor allem über den alten Brunnen. Über diesen erfuhren sie allerhand von Simona Hänsel. „Marios Opa hat ihn vor etwa 100 Jahren gebaut“, erzählte sie ihren aufmerksamen Zuhörern. Mit einer wasserfesten Taucherlampe leuchtete sie ins Innere, damit die kleinen Besucher alles gut erkennen konnten. „Er ist auf jeden Fall ganz schön tief“, stellte der sechsjährige Philipp Hinz dann auch fachmännisch fest. Tatsächlich sind es fünf Meter, hörten die Mädchen und Jungen.
Nach der Stippvisite bei den Latowskis ging es mit den „Kutschen“ weiter den Haferkamp entlang. Zweite Station war der Garten von Familie Bennemann. Die hat ebenfalls einen Brunnen, etwas jünger als der der Latowskis, dafür aber mit einem kunstvoll verzierten Schwengel. Für ihre Gäste hielten die Bennemanns zudem Saft und Wasser bereit. Neben den Bewohnern warteten eine Reihe weiterer Nachbarn in ihrem Garten auf die Kleinen. Von der Idee, den Kindergartenkindern die historischen Schätze des Haferkamps zu zeigen, sind alle begeistert und bereit, die Aktion zu unterstützen. So war Peter Kleinert neben Axel Meißner einer der beiden Chauffeure, der die Ausflügler kutschierte – auch zum eigenen Grundstück. Dort zeigte Simona Hänsel den Gästen den ältesten Brunnen der Straße, er stammt aus dem Jahr 1815.
Weitere Stationen der Tour waren dann noch eine alte Scheune und das vermutlich älteste Haus am Haferkamp, das Haus der Familie von Glahn. Zum Abschluss stand schließlich ein Tauziehwettbewerb auf der Wiese auf dem Programm, dann ging es zurück zum Kindergarten.
Nach den Sommerferien ist nun die zweite Gruppe aus der Einrichtung zur „Brunnentour“ am Haferkamp eingeladen. „Und wir haben noch viele andere Ideen“, versprach Mario Latowski. „Uns geht es ja auch darum, die Kinder wieder mehr nach draußen zu holen“, fügte Simona Hänsel hinzu. „Sie sollen etwas Reales machen, mal etwas anfassen, ausprobieren und vielleicht auch mal nass werden.“