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Bönener Unternehmen spüren erste Folgen des Krieges

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Von: Sabine Pinger

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Die Gea Farm Technologies GmbH in Bönen
Die Gea hat bereits Kollegen aus der Ukraine zurückgeholt. Mit den Mitarbeitern vor Ort besteht enger Kontakt. © Markus Liesegang

Nicht nur für die Menschen in der Ukraine und in Russland wird Putins Feldzug schwere Folgen haben. Auch der wirtschaftliche Schaden dürfte weltweit erheblich sein. Allein in der Region der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund haben circa 170 Betriebe Beziehungen zu Russland sowie etwa 85 Unternehmen zur Ukraine. Das Außenhandelsvolumen NRWs mit Russland lag 2020 bei rund fünf Milliarden Euro, gibt die IHK an.

Der ehemaligen Staaten der Sowjetunion, insbesondere auch die Ukraine und Russland, gehören so auch zu den Spezialgebieten der „FS Mackenzie International Group“. Vom deutschen Standort in Bönen aus bietet das Unternehmen mit Sitz an der Edisonstraße Import-, Export- und Cross-Trade-Dienstleistungen für Straßen-, See-, Luftfracht und Spezialdienste an. „In der Ukraine sind wir mit eigenen Häusern in Kiew und Odessa vertreten“, berichtet Geschäftsführer Stephan Uphoff. Er steht mit den Mitarbeitern dort im engen Kontakt „Sie arbeiten jetzt im Homeoffice“, hat er erfahren.

Wie die Lage vor Ort tatsächlich ist, kann der Logistikexperte noch nicht genau einschätzen. Politische Themen würden bei Telefonanten nicht angesprochen. Allerdings stünden bereits ersten Lkw an der Grenze und kämen nicht ins Land.

Versicherung haftet nicht für Schäden aufgrund von kriegerischen Handlungen

Auch Stornierungen vereinbarter Transporte gen Ukraine sind inzwischen auf den Schreibtischen der Mitarbeiter in Bönen gelandet. „Aufgrund der Tatsache, dass das im Moment zu unsicher ist“, erklärt Uphoff. Ihm wurde von seinem Versicherer mitgeteilt, dass dieser für Schäden aufgrund von kriegerischen Handlungen nicht hafte. „Darüber informieren wir jetzt alle Kunden“, so der Geschäftsführer. „Wir werden aber lieber auf einen Transport verzichten, wenn die Sicherheit der Fracht und vor allem die der Fahrer nicht gewährleistet ist“, betont er.

Bis jetzt hat die FS Mackenzie GmbH indes von sich aus noch keinen Transport abgesagt. Uphoff rechnet aber damit, dass in nächster Zeit vor allem der Export von Konsumgütern in die Ukraine und nach Russland einbrechen wird. „Das Geschäft nach Russland wird uns fehlen“, gibt er an. Wie stark sein Unternehmen von dem Kriegsgeschehen beeinflusst wird, lasse sich derzeit kaum sagen. „Das wird sich in den kommenden Tagen zeigen.“

Er und seine Kollegen könnten die Lage momentan nur beobachten, abwarten, wie sie sich entwickelt und dann entscheiden. Der Experte kann sich aber vorstellen, dass insbesondere der Konsumgüterbereich leiden wird. „In einer solchen Situation geben die Menschen kein Geld für eine neue Stereoanlage oder einen Fernseher aus“, vermutet er. „Dinge für das tägliche Leben werden aber ihren Weg finden“, ist der Logistiker sich sicher.

Gea beschäftigt knapp 60 Mitarbeiter in der Ukraine

Dass russische Unternehmen aufgrund von Sanktionen finanzielle Probleme bekämen, glaubt Stephan Uphoff nicht. „Sollte es zu einem Ausschluss vom Swift-Verfahren kommen, werden sie über Drittländer agieren. Not macht erfinderisch.“ Doch egal, wie sich die Geschäfte entwickeln: „Politisch wirft uns das um Jahrzehnte zurück. Das ist ganz schlecht“, sagt Stephan Uphoff.

Die Gea Group, zu der die in Bönen ansässige „Gea Farm Technologies GmbH“ gehört, hat ebenfalls Standorte in Russland und der Ukraine. Bereits vor zwei Wochen habe die Geschäftsführung alle nicht einheimischen Mitarbeitende dort in ihre Heimatländer zurückgeholt, heißt es aus von dem Landtechnik-Hersteller.

Produzieren lässt Gea nichts in der Ukraine, wohl gibt es dort aber Vertriebsstellen und Kooperationspartner. Knapp 60 Mitarbeiter sind vor allem in Kiew sowie in Bila Zerkwa, einer etwa 80 Kilometer von der Landeshauptstadt entfernt liegenden Stadt, für die Gruppe beschäftigt. „Wir stehen permanent mit ihnen in Kontakt, auch um auf die kurzfristigen lokalen Veränderungen zeitnah reagieren zu können“, teilt eine Firmensprecherin mit.

Die ukrainischen Kollegen arbeiteten im Augenblick von zu Hause aus oder seien an sicheren Orten untergebracht. Welche Folgen der Krieg und die angedrohten Sanktionen gegen Russland für die Gea Group haben werden, lasse sich hingegen noch nicht absehen. Dafür sei es noch zu früh.

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