Sechs der acht Stationen des sogenannten Milon-Zirkels, der Kraft und Ausdauer trainiert, sind an diesem Nachmittag besetzt, an den zahlreichen Fitnessgeräten des Studios im Hammer Süden schwitzen weitere Menschen.
„Wir verzeichnen zum einen neue Anmeldungen, bemerken aber auch, dass der Trainingsfleiß unserer alten Mitglieder zum Jahresbeginn höher ist“, stellt Simon Brömmelhaus fest. Einen echten Vergleich mit dem Vorjahr kann der Studioleiter nicht ziehen. „Dies ist ja der erste Januar ohne Einschränkungen durch Corona“, erklärt er. „Die Hemmschwelle der Menschen, auf andere zu treffen, ist auch verschwunden.“ Der studierte Fitnesstrainer vermutet, dass die Pandemie nicht nur mehr Kilos, sondern andererseits ein neues Gesundheitsbewusstsein gebracht habe. Corona habe gezeigt, wie wichtig es ist, auf sich zu achten. Das motiviere zusätzlich, an sich präventiv zu arbeiten, mutmaßt Brömmelhaus.
Das Sportwerk machte 2019 auf, übertraf die Vorgabe von 900 Mitgliedern. „Wir sind sehr schnell auf 1000 hochgefahren. Dann kamen ja insgesamt drei Schließzeiten, in denen wir 350 Mitglieder verloren haben“, blickt der Studioleiter zurück. Inzwischen sei die Zahl auf aktuelle 1260 geklettert. Der Altersdurchschnitt der Mitglieder ist 49,5 Jahre.
Vor allem bei Älteren habe sich die Corona-Pause bemerkbar gemacht bei der allgemeinen Beweglichkeit und einem höheren Körperfettanteil, ermittelte Brömmelhaus. „Man merkt, dass diese Leute hoch motiviert sind, wieder regelmäßig zu trainieren.“ Ein neues Angebot, ein individuell gesteuertes Faszientraining, das auch maschinelle, elektronische Rollen nutzt, helfe, den „inneren Schweinehund“ zu vertreiben. „Es ersetzt das normale Warmmachen, zum Beispiel auf dem Crosstrainer“, erklärt der Studioleiter.
Auf Eigenmotivation setzt auch Sercan Engin. „Die ist bei mir ja in der Regel sowieso hoch, weil die Leute viel Geld dafür ausgeben“, erklärt der Personaltrainer aus Bönen. Deswegen sei der Zuwachs an Nachfragen zum Jahresstart auch überschaubar. Aber hinsichtlich der Neujahrsvorsätze seien in Bezug auf seine Arbeit die „Chefs“ am Zuge. „Firmen sind allgemein wieder mehr dabei, man kann ja als Unternehmen 600 Euro im Jahr in betriebsgesundheitliche Maßnahmen investieren und so die Eigenmotivation der Mitarbeiter kitzeln, etwas für sich zu tun“, so der Sportwissenschaftler und Referent in Ernährungs- und Fitnessfragen.
Vom Gang in die nächstbeste Muckibude rät Engin ab. „Wie heißt es so treffend: Wer billig kauft, kauft zweimal.“ Eine gute Anamnese, der Tritt auf eine medizinische Körperanalysewaage und die richtige Interpretation der Ergebnisse sowie die weitere Betreuung durch fähige Trainer seien in jedem Fall nachhaltiger. „Wenn ich nach Wochen Training auf die Waage gehe und die 100 Gramm mehr anzeigt, die Hose immer noch nicht wieder passt, bin ich doch erst einmal demotiviert“, erklärt er. „Eine Körperanalysewaage zeigt, dass man 600 Gramm Muskelmasse mehr gewonnen hat.“ Ein positiver Effekt, der motiviere. „Ich und meine Kollegen erstellen einen individuellen Trainings- und Ernährungsplan, weisen den Kunden im ausgesuchten Studio intensiv ein – das dauert schon drei, vier Stunden. Und wir sind nachher auch für Fragen offen.“
Tatsächlich seien die Bönener wieder heiß auf Sport, stellte Iris Höll am ersten Sportelsonntag fest. „Wir haben bei 320 Teilnehmern die Halle geschlossen und eine Warteliste aufgemacht“, staunt die zweite Vorsitzende der TuS Bönen über den Andrang von insgesamt 386 Menschen. Auch die typischen Abnehm-Vorsatzkurse des Vereins wie Bauch, Oberschenkel, Po oder das neue Angebot Tabata seien gut gebucht. „Es sind aber noch Plätze frei“, sagt sie. „Die Leute trauen sich wieder im ersten Januar ohne Corona-Einschränkungen“, stellte auch sie fest.