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Die Seele vom Ganzen: Schulsekretärinnen halten den Laden am Laufen

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Von: Kira Presch

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Manuela Schröder und Ulrike Isdepski (rechts) im Sekretariat des MCG Bönen
Manuela Schröder und Ulrike Isdepski (rechts) haben sich für das Foto noch einmal an ihrem Schreibtisch zusammengefunden, wo sie sich viele Jahre gegenüber saßen. © Presch Kira

Ohne sie läuft nichts in den Bönener Schulen. Schulsekretärinnen halten den Laden am Laufen, sind Kummerkasten und Anlaufstelle für Fragen aller Art, stehen aber meistens im Hintergrund. Dennoch sind sie oft die Seele der Schule, die, die alles zusammenhalten. Mittlerweile findet an allen fünf Schulen ein Generationenwechsel statt - in einigen ist er schon vollzogen, in anderen steht er jetzt an, so wie beim Marie-Curie-Gymnasium.

Bönen – Manuela Schröder feiert am 25. Februar ihren 62. Geburtstag. Das ist zugleich ihr letzter Arbeitstag im Marie-Curie-Gymnasium. Ihre Kollegin Ulrike Isdepski hat sich bereits am 17. September 2021 in den Ruhestand verabschiedet. Ihre Nachfolgerin Cigdem Cerci hat ihren Posten übernommen.

Schulsekretärin ist ein toller Job, mag manch einer denken, die haben jede Menge Ferien. Ganz so ist es aber nicht, korrigieren Manuela Schröder und Ulrike Isdepski, die viele Jahre im Bönener Gymnasium zusammen gearbeitet haben. „Wir mussten unseren Urlaub natürlich in den Schulferien nehmen“, erzählt Ulrike Isdepski. „Anders als die Lehrer konnten wir aber nicht sechs Wochen im Sommer wegbleiben, sondern mussten arbeiten.“ Was macht ihr eigentlich so den ganzen Tag? Eine Frage, die sie vor allem in den Ferien gehört haben. „Vieles, was niemand sieht“, sagt Manuela Schröder.

Viel zu tun in den Ferien

„Da muss viel nachgearbeitet werden“, erläutert Ulrike Isdepski, „etwa die Akten der Abiturienten müssen archiviert werden und die neuen Schülerakten angelegt werden. Die Nachprüfungen Ende der Ferien müssen vorbereitet werden...“

Inzwischen habe sich das aber geändert, ergänzt Manuela Schröder. „Die neuen Sekretärinnen bleiben auf Wunsch des Schulamts in den Ferien zu Hause. Zum Ausgleich arbeiten sie jeden Tag etwas länger.“

Sie sind die Anlaufstelle für alle Probleme und Sorgen – für Schulleitung und Lehrer genauso wie für die Schüler. Post, Vorlagen des Schulministeriums – alles landet erst mal auf dem großen zentralen Schreibtisch. „Die Arbeit hat sich schon sehr verändert“, erzählt Ulrike Isdepski.

„Der damalige Schulleiter Rainer Hoffmann hatte zwar einen PC, hat ihn aber nie genutzt. Er schrieb immer von Hand ein Konzept und legte es mir morgens auf den Tisch, damit ich es tippe. Er brauche es erst zur dritten Stunde, hieß es dann oft“, amüsiert sich Ulrike Isdepski noch nachträglich. Sie war die Frau der ersten Stunde und hat als Schulsekretärin das MCG mit aufgebaut und erlebt, wie das Bönener Gymnasium langsam wuchs seit dem ersten Jahrgang, der 1999 eingerichtet wurde.

Erster Jahrgang am Bönener Gymnasium 1999 mit Lehrerin Susanne Gödde und Schulleiter Rainer Hoffmann
So hat es angefangen: Ulrike Isdepski erinnert sich noch an den ersten Jahrgang am Bönener Gymnasium mit Lehrerin Susanne Gödde und Schulleiter Rainer Hoffmann. © Holger Krah

Start mit zwei Ordnern

„Wir haben mit einem PC und zwei Ordnern angefangen, mit dem Schulleiter und einer Lehrerin, sowie Lehrern, die von anderen Schulen für den Fachunterricht abgeordnet waren. Die ersten zwei Jahre waren wir in einem Anbau der Realschule untergebracht. Im heutigen Gymnasium war ja noch die Hauptschule, die dann in das ehemalige Rathaus an der Woortstraße zog“, erinnert sich Ulrike Isdepski. „Nach und nach wurden Fachräume eingerichtet. Wir fingen bei Null an. Das war schon Pionierarbeit.“

Schulsekretärin erst mal kein Wunschberuf

Dass die gelernte Bürokauffrau mal Schulsekretärin wird, das wurde ihr nicht an der Wiege gesungen. „Das hat sich so ergeben, nachdem ich einen Kursus als EDV-Sachbearbeiterin gemacht hatte.“ Eigentlich bewarb sie sich für das Sekretariat der Realschule, genommen wurde sie wenig später für das neue Gymnasium. Auch Manuela Schröder hat eigentlich was ganz anderes gelernt – nämlich Schneiderin. „Dann habe ich 15 Jahre in einem Umweltunternehmen gearbeitet, bevor ich schließlich nach Bönen zog und zunächst bei der Übermittagsbetreuung in der Goetheschule gearbeitet habe.“ Auch sie hatte einen Kursus EDV-Sachbearbeitung belegt und über den Umweg über das Rathaus schließlich 2006 zum MCG gefunden.

„Oh Gott, ich in einer Schule?“

„Als ich gefragt wurde, ob ich mir vorstellen kann, in einer Schule zu arbeiten, dachte ich erst: Oh Gott, ich in einer Schule? Weiß ich gar nicht.“ Ob sie das kann, da war sie sich erst nicht sicher. Sie hat dann Ulrike Isdepski angerufen und um ein Gespräch gebeten. „Ich wusste ja gar nicht, was da auf mich zukommt. Die künftige Kollegin hat mir Mut gemacht: Du brauchst keine Angst zu haben, das kriegen wir schon hin.“ Haben sie. Und nach über 15 Jahren ist sie wie Ulrike Isdepski längst ein Teil des MCG. Was sicher geholfen hat: Die Chemie zwischen den Kolleginnen stimmte.

Aber auch das Verhältnis zu den Lehrern sei gut. „Sie wissen unsere Arbeit zu schätzen und sehen uns als Kolleginnen an“, sagt Ulrike Isdepski. „Wir sind ein Team.“ Gemeinsame Ausflüge und Weihnachtsessen haben das MCG-Team zusammengeschweißt.

„Erziehungsarbeit“ im Sekretariat

Und neben den Verwaltungsaufgaben haben die beiden auch immer ein bisschen „Erziehungsarbeit“ im Sekretariat geleistet. „Wenn Kinder oder Jugendliche so stoffelig sind und ohne Gruß hier reinkommen, dann schicken wir sie auch schon mal wieder raus und fragen, „Na, was hast du vergessen?“

Auch die Kinder, die jeden Tag vor dem Tresen stehen und von den Eltern abgeholt werden wollen, weil sie Bauchschmerzen haben, entlarven die erfahrenen Sekretärinnen oft. „Kaum habe ich die Mutter informiert, hüpfen manche Kinder über den Flur und freuen sich über den freien Tag“, erzählt Manuela Schröder mit einem Augenzwinkern. „Wenn das öfter passiert, gebe ich den Eltern schon mal einen Hinweis, dass sie sich keine Sorgen machen müssen.“

Den Ruhestand genießen und fit bleiben

Für das Foto sitzt Ulrike Isdepski noch einmal an ihrem ehemaligen Schreibtisch. Vermisst sie ihre Arbeit? Nein. So sehr sie ihren Job geliebt hat, jetzt genießt sie den Ruhestand, gesteht Ulrike Isdepski. „Ich habe Zeit, morgens in Ruhe bei einer Tasse Kaffee die Zeitung zu lesen. Dann haben mir meine sportlichen Söhne ein Trainingsprogramm zusammengestellt, damit ich fit bleibe.“ Und dann ist da ihr Enkelkind, das sie auf Trab hält.

Julia Berghammer, Sekretärin an der Goetheschule
Julia Berghammer ist seit 2020 Sekretärin an der Goetheschule: „Es gibt viel Unterstützung von den Kolleginnen an den anderen Schulen.“ © Goetheschule

Das Marie-Curie-Gymnasium ist die einzige der fünf Schulen in der Gemeinde, die zwei Sekretärinnen hat. In allen anderen Schulen sind die Schulsekretärinnen Einzelkämpfer. Obwohl, das sei so auch nicht richtig, findet Julia Berghammer, seit September 2020 Schulsekretärin an der Goethegrundschule, wo der Generationenwechsel schon stattgefunden hat. „Niemand ist allein, Hilfe kommt von den Kolleginnen an den anderen Schulen“, so ihre Erfahrung. „Als ich hier anfing, bin ich von Frau Hümmeke von der Hellwegschule toll unterstützt worden und Frau Isdepski kam vorbei und hat mir Tipps gegeben. Das sind ja Kolleginnen mit sehr viel Erfahrung.“

Man kennt sich und hilft sich

Der Kontakt zwischen den Schulsekretärinnen ist eng, und es gibt sogar einen regelmäßigen Stammtisch. „Coronabedingt ist das jetzt etwas auf der Strecke geblieben. Auch hier hat Corona dafür gesorgt, dass unsere Aufgaben immer umfangreicher werden. Wir geben uns aber die größte Mühe, dass alles läuft“, sagt Julia Berghammer stellvertretend für alle Kolleginnen. „Und weil die Zeiten schon schwierig genug sind, muss man sich gegenseitig helfen, das macht das Leben leichter.“

Der nächste Generationenwechsel findet an der Pestalozzihauptschule statt, denn alle Bönener Schulsekretärinnen waren etwa im gleichen Alter und gehen jetzt nach und nach in den Ruhestand oder sind es bereits. „Ich bin die Letzte im Bunde“, sagt Marion Coersmeyer, die nach 16 Jahren zum Ende des Schuljahres im Sommer in den Ruhestand geht.

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