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Gefälschte Überweisungen: 8098 Euro aus Bönen erbeutet

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Bönen -  Weil er sich mehr als 8000 Euro von einem Konto bei der Sparkasse Bergkamen-Bönen unter den Nagel gerissen hat, musste sich ein Mann aus Südhessen gestern vor dem Strafrichter am Amtsgericht Unna verantworten.

Er räumte zwar ein, dass er das Geld überraschend erhalten habe und auch abgebucht habe – aber den zu Grunde liegenden Überweisungsträger habe er nicht gefälscht. Er könne nur lesen, nicht schreiben, und er sei zuvor noch nie im Kreis Unna unterwegs gewesen.

Sicher ist indes, dass irgendjemand am 21. Juli vergangenen Jahres einen Überweisungsträger über 8098 Euro bei der Sparkasse in Bönen einreichte, Auftraggeber: ein Betriebskindergarten aus Bönen, Begünstigter: der Mann aus Südhessen, mit einer täuschend echt wirkenden Unterschrift von einer Bevollmächtigten des Kindergartens.

Doch wie konnte der Betrüger an diese Daten kommen? Die Antwort lieferten Mitarbeiter der Sparkasse selbst. Sie bestätigten, dass in der Vergangenheit mehrfach gefälschte Überweisungen in Bönen aufgetaucht waren. Unbekannte hätten offenbar echte Überweisungen aus dem Briefkasten gefischt – und diese für ihre kriminellen Machenschaften genutzt.

Doch dass dann einem Unbekannten eine so große Summe überwiesen wurde, machte die Ermittler hellhörig. Sie vermuteten, dass der Angeklagte mit in die Sache verwickelt sein müsste.

Vor Gericht gab der Mann an, in Geldnot gewesen zu sein. Seine Frau habe sich von ihm getrennt, er sei depressiv geworden und spielsüchtig. Es hätten sich eine Menge Schulden angehäuft, keine Bank habe ihm noch Kredite gegeben. Deshalb entschloss er sich dann zu einer ungewöhnlichen Maßnahme. In türkischen Zeitungen veröffentlichte der Hesse nach eigenen Angaben Anzeigen und bat um finanzielle Unterstützung. Darin gab er direkt seine Kontoverbindung an.

Gut möglich, so das Argument der Verteidigung, dass irgendein Wohltäter sich ein Herz fasste und die Überweisung fälschte. Dass er das Geld unrechtmäßig erhalten und noch am Buchungstag um 10.27 Uhr abgehoben hat, warf jedoch kein gutes Licht auf den Beschuldigten. Auch der Umstand, dass er sein Konto bei der betreffenden Bank wenig später auflöste, warf Fragen auf. Fragen, auf die aber weder Staatsanwältin noch Gericht eine Verurteilung stützen wollten.

Als dann noch eine Bilanzbuchhalterin als Zeugin aussagte und bestätigte, dass der Kindergarten-Verein aus Bönen die 8000 Euro schon von der Sparkasse zurück erhalten habe, lag bereits ein Freispruch in der Luft. Hierzu kam es letztlich jedoch nicht mehr. Vielmehr wurde die Anklage fallen gelassen – verbunden mit der Auflage, dass der Busfahrer, der über ein monatliches Einkommen von 900 Euro und hohe Schulden verfügt, den Schaden innerhalb eines halben Jahres nach Kräften wieder gut machen soll. Wie das aussehen könnte, hatte sein Anwalt schon durchblicken lassen. 50 bis 100 Euro könnte sein Mandant pro Monat aufbringen. Das wäre eine Schadenswiedergutmachung von 300 bis 600 Euro – bei 8000 Euro, über die er zu Unrecht verfügt hat. „Die ganze Sache ist eine riesige Unverschämtheit, aber eben nicht strafbar“, erklärte ein Prozessbeobachter nach der Verhandlung.

Ein Sprecher der Sparkasse Bergkamen-Bönen wollte sich zu dem Fall nicht äußern. Er bestätigte indirekt jedoch die Vorfälle am Briefkasten. „Wir haben die Anlage für einige Tausend Euro modernisiert und erneuert und zusätzlich in aufwändige Sicherheitstechnik investiert“, sagte der Sparkassenmitarbeiter. Er stellte heraus, dass betrogenen Kunden in solchen Fällen der Schaden von der Bank erstattet werde. Dafür gebe es einen Haftungsfonds aller Sparkassen, so dass die 8000 Euro nicht einmal der Sparkasse Bergkamen-Bönen fehlen werden. Wem gegenüber der Angeklagte jetzt Wiedergutmachung leisten wird, muss sein Verteidiger klären. - jek

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