Nachfahre will Friedhof von Haus Bögge rekonstruieren

BÖNEN - Seit einiger Zeit trägt das Herrenhaus in Nordbögge ein neues Gesicht. Dank der jetzigen Besitzer erstrahlt Haus Bögge im ungewohnten Glanz und schöner denn je (unsere Zeitung berichtete). Dem ehemaligen Rittergut gehörte seit Mitte des 19. Jahrhunderts neben anderen Anlagen ein im nahegelegenen Wäldchen („Im Bremmen“) gelegener kleiner Friedhof an.
Nachdem der damalige Schlossherr Freiherr von Quadt beim Amt Pelkum einen Antrag auf Anlegung eines privaten Friedhofs gestellt hatte und dieser ihm genehmigt worden war, wurde im Jahre 1863 die Stätte für Familienbegräbnisse an ebenjener Stelle angelegt.
Heute auf Hammer Grund fand dieser in den vergangenen Jahrzehnten allerdings kaum Beachtung – außer vielleicht bei Spaziergängern, die auf die kleine Lichtung aufmerksam wurden, oder bei denen, die davon wussten. Die Ruhestätten selber lassen sich aktuell nur noch erahnen. Drei große Steinsockel stehen nebeneinander, dahinter sieht man die Gebäude des Guts Nordhoff liegen. Andere Steinplatten mit Inschriften und Namen wurden schon durch einen früheren Schlossbesitzer, Dr. Friedmar Lorenz, zum Teil zum Schloss gebracht, um sie zu erhalten, zum Teil auf den Lindenplatz in Nordbögge transportiert. Dort sind sie heute noch zu sehen. Doch auch dieses verwaiste Stück Land darf sich wohl zukünftig auf mehr Aufmerksamkeit freuen. Vor einigen Wochen erkundigte sich ein Nachfahre der von
Quadt-Hüchtenbrocks nach dem Zustand des Friedhofs. Einer seiner Vorfahren war der Erbauer des heutigen Gebäudes von 1872. Er will nun versuchen, den ursprünglichen Zustand der Anlage zu rekonstruieren.
Da ihm die Informationsmappe „Haus Bögge – Ein Herrensitz im Wandel der Zeiten“, herausgegeben vom Heimat- und Geschichtsverein Bönen vorliege, wandte er sich an die frühere zweite Vorsitzende des Vereins, an Sigrid Neuhaus-Goldmann aus Nordbögge. Er will, wenn möglich, das kleine Stück Land von der Stadt Hamm erwerben, um ihm dann eine originalgetreue Gestalt zu verleihen, teilte der Nachkommen der Quadt-Hüchtenbrocks ihr mit. So solle die Fläche später aussehen, wie zur Zeit ihrer Einrichtung 1863. Zu diesem Zweck ist der Vegetationskundler nun auf der Suche nach alten Fotos oder ähnlichem von der Ruhestätte.
Familie Goldmann fand in ihren Beständen nur ein einziges altes Bild von dem kleinen Privat-Friedhof. Da sowohl Sigrid Neuhaus-Goldmann als auch ihre Tochter Gesa, die Geschichte studiert, großes Interesse an der Angelegenheit aufbringen, haben die beiden weiter nach Anhaltspunkten bezüglich des ehemaligen Aussehens der Ruhestätte geforscht. Sie befragten zum Beispiel die Nachbarn des Anwesens. Tatsächlich konnten sich noch einige Nordbögger daran erinnern, dass ein Eisengitter den kleinen Platz umschloss.
Gesa Goldmann durchforstete die verschiedenen Archive im Umkreis. Eine Akte über den alten Friedhof konnte schließlich das Stadtarchiv in Hamm aufweisen. Das Amt Pelkum war damals für den Bereich Nordbögge zuständig. „In dieser Akte, die von 1863 bis 1907 geführt wurde, findet sich unter anderem ein alter Plan der Anlage sowie der Antrag und die darauf erfolgte Erlaubnis, eine private Grabstätte anzulegen“, berichtet die Studentin. Ihre verhältnismäßig spärlichen Informationen gaben die Frauen an den Interessenten weiter. Ob dieser damit nun seinen Plan in die Tat umsetzen kann, bliebe jetzt abzuwarten, so Gesa Goldmann. - WA