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Bönener Bestatter und Kirche einig: Keine Beerdigung am Samstag

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Von: Kira Presch

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Friedhof Flierich
Samstags finden auf den evangelischen Friedhöfen, wie hier in Flierich, keine Beerdigungen mehr statt. © © Andreas Rother

Samstagsbeerdigungen gehören der Vergangenheit an – jedenfalls in Bönen. Die örtlichen Bestattungsunternehmen Schulte und Hille sowie die Kirchengemeinden haben sich dagegen ausgesprochen. Für die kommunalen Friedhöfe müsste jetzt der Rat einer Satzungsänderung zustimmen. Folgt der nicht dem Ansinnen, könnten zumindest auswärtige Bestatter den Samstag weiter anbieten.

Bönen – Die hiesigen Bestatter waren sich einig, dass Beerdigungen am Samstag nicht mehr zu leisten seien. „Wir sind als Bestatter bereits 365 Tage im Jahr 24 Stunden in Bereitschaft – zum Beispiel, wenn ein plötzlicher Todesfall eintritt“, argumentiert der Bönener Bestattungsunternehmer Martin Schulte. „Auch Trauergespräche mit Angehörigen finden oft samstags statt, wenn die Menschen sonst keine Zeit haben. Da müssen wir unsere Mitarbeiter auch ein Stück entlasten, auch wenn die Nachfrage nach einem Termin am Samstag da ist, weil Angehörige und Freunde unter der Woche arbeiten und für die Teilnahme an einer Beerdigung keinen Urlaub nehmen möchten.“

Mitbewerber Hille sei dem Vorschlag von Martin Schulte letztlich gefolgt, auf den Samstag zu verzichten, bestätigt Lena Hille. „Auch freitags ist die Bestattungszeit bereits begrenzt. Auf dem kommunalen Friedhof in Altenbögge darf die letzte Bestattung spätestens um 14 Uhr stattfinden. Personalmäßig wären für uns Bestattungen am Samstag machbar, aber das Problem liegt auch bei den Kirchengemeinden. Da fehlen Pastöre, die die Beerdigungen durchführen können.“

Pfarrer am Limit

„Mit weniger Personal müssen wir mit den Tagen haushalten“, bestätigt Pfarrer Detlef Belter, der im Sommer in den Ruhestand gehen wird. „Pfarrer Joachim Zierke muss die Aufgaben dann zumindest vorerst alleine stemmen. Das Presbyterium hat deshalb beschlossen, dass auf den evangelischen Friedhöfen in Flierich und an der Lenningser Straße an Samstagen, Sonn- und Feiertagen seit Mai keine Beerdigungen mehr stattfinden.“

Auch Pfarrer Benno Heimbrodt von der katholischen Pfarrei St. Barbara begrüßt eine Beschränkung auf die fünf Wochentage: „Ich bin als einziger Priester vor Ort sowieso schon am Limit. Am Wochenende kommen Taufen, Hochzeiten und Vorbereitungen für Predigten und Messen dazu. Die Zahl der Beerdigungen wird nicht weniger – im Gegenteil, fünf bis sechs Bestattungen in der Woche sind normal.“ In Extremsituationen sei er aber bereit, eine Ausnahme zu machen.

Kritik von auswärtigen Bestattern

Ob sich die örtlichen Bestatter und Kirchen künftig freiwillig beschränken oder ob generell ein Bestattungsverbot am Samstag über eine Satzungsänderung für die beiden kommunalen Friedhöfe erwirkt wird, muss letztlich vom Rat entschieden werden. „Wir sind dabei, das zu prüfen – zumal für muslimische Grabstellen möglicherweise andere zeitliche Anforderungen gelten – und eine ergebnisoffene Vorlage zu erstellen“, so Jens Büchting von der Bönener Verwaltung.

Von auswärtigen Bestattungsunternehmen sei mittlerweile Kritik laut geworden, wenn der Samstag generell gestrichen würde durch eine Satzungsänderung, berichtet Lena Hille. „Die Nachfrage nach dem Samstag als Beerdigungstag ist durchaus gut. Wenn wir vor Ort darauf verzichten, wollen auswärtige Unternehmen aber weiterhin die Möglichkeit haben, samstags Bestattungen in Bönen anzubieten.“

Sargträger mit Sarg am Auto
Ein weiteres Problem: Sargträger sind mittlerweile schwer zu finden und werden von spezialisierten Firmen vermittelt. © Privat

Sargträger Mangelware

Am Rande der Diskussion um den Samstag als Beerdigungstag haben die Bestatter auch, wie viele andere Branchen, mit Personalknappheit zu kämpfen, während die Zahl der Beerdigungen nicht rückgängig ist. Gestorben wird immer – unabhängig von der Wirtschaftslage. Spürbar sei das zum Beispiel bei den Sargträgern, die mittlerweile Mangelware seien, so Martin Schulte. „Früher haben das Rentner übernommen, die sich damit ein Zubrot verdient haben, heute findet sich kaum noch jemand, der die Aufgabe übernimmt.“

Freunde und Angehörige schreckten vor der Aufgabe zurück aus Angst, dass sie den Sarg fallen lassen. Da bliebe oft nur, gegen entsprechende Gebühr die Dienste von Firmen in Anspruch zu nehmen, die professionelle Träger vermitteln. Nötig seien wegen des Gewichts mindestens sechs Träger. Um das Absenken ins Grab zu erleichtern, hat Schulte mittlerweile ein Sargversenksystem angeschafft.

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