Der Förderantrag hat ein Volumen von 50 000 Euro und bezieht sich auf das Haushaltsjahr 2023. Es handelt sich um eine 100-prozentige Finanzierung. Weder der Kreis Unna noch die Gemeinde Bönen müssen einen Eigenanteil leisten.
Positives Echo im Kreisausschuss
Im Kreis-Ausschuss für Arbeit, Soziales, Inklusion und Familie (ASIF) wurde der Förderantrag bereits am Dienstagabend den Ausschussmitgliedern vorgestellt. „Der Förderantrag wurde wohlwollend ohne weitere Diskussion zur Kenntnis genommen, weil er keine finanziellen Auswirkungen für den Kreis und die Gemeinde hat“, berichtet die Ausschussvorsitzende Angelika Chur. „Der Dank geht vor allem an die Landtagsabgeordnete Silvia Gosewinkel, die eine 100-prozentige Landesförderung vermittelt hat, was sonst eher die Ausnahme ist.“ Vor allem der Weg habe überzeugt: Die gemeinsame Erstellung eines Handlungskonzepts von Gemeinde und KI mit großer Expertise. „Die nachhaltige Integration und Teilhabe dieser Menschen aus Südosteuropa muss man unterstützen und verbessern – das ist auch Ziel der Gemeinde Bönen.“
Hintergrund der Probleme, die die Gemeinde nun mit Landesunterstützung angehen will, ist die EU-Osterweiterung mit der seit 2014 geltenden Arbeitnehmerfreizügigkeit, die auch dem Kreis Unna einen verstärkten Zuzug von Familien aus Südosteuropa bescherte. Zwischen 2014 und 2021 stieg die Zahl der Zuwanderer aus Bulgarien kreisweit auf knapp 1000 Personen, aus Rumänien sogar auf das Dreifache.
In der Gemeinde Bönen leben 195 Menschen aus Rumänien und 53 aus Bulgarien (Stand: 2022), die Arbeit etwa in der Logistik, Fleischindustrie oder Bauwirtschaft fanden, größtenteils geballt in einem Quartier. Allein 110 Menschen aus Rumänien und Bulgarien leben in einem Wohnkomplex an der Adalbertstraße, darunter rund 80 Kinder und Jugendliche. Das führte schon in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen, gleichzeitig gelang es nicht, mit den Familien ins Gespräch zu kommen.
Auch ein im Jahr 2020 eingerichteter Arbeitskreis, bei dem sich lokale Akteure, Initiativen, Vereine, Ehrenamt, Schulen sowie Vertreter des Kreisjugendamts und des KI trafen, um über den Umgang mit der rumänisch-bulgarischen Gemeinschaft zu sprechen, brachte bisher keine spürbaren Veränderungen.
Aktuell erarbeite die Gemeinde nach eigenem Bekunden in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Fachbereich Familie und Jugend des Kreises ein kommunales Präventionskonzept. Ein Schwerpunkt stellt dabei die „Integration vor Ort und Unterstützung der zugewanderten Familien aus Südosteuropa“ dar.
Dabei sollen die Familien mit ihren Bedürfnissen und kulturellen Wurzeln im Vordergrund stehen. Angedacht ist demnach unter anderem die Einbindung von Migrantenorganisationen mit Experten aus dem gleichen Kulturkreis, die als Türöffner ein Vertrauensverhältnis aufbauen und helfen, Vorurteile und Ängste abzubauen.
Ziele des Förderprogramms sind frühzeitige Integration, Abbau der Schulabstinenz und Verbesserung der Lebensqualität für alle Bewohner des Quartiers. Dazu gibt der Förderantrag konkrete Maßnahmen an: Im ersten Quartal 2023 soll Kontakt zu Migrantenorganisationen aufgenommen werden, um den Kontakt zu den betroffenen Familien herzustellen. Im zweiten Quartal sollen Informationsveranstaltungen zu Schule und Beruf und zum Zusammenleben in der Gemeinde stattfinden.
Im dritten Quartal sollen Verwaltung und Politik in Informationsveranstaltungen einbezogen und für das Thema sensibilisiert werden. Zudem soll ein Nachbarschaftsfest organisiert werden, das alle Anwohner zusammen bringt. Außerdem ist in Kooperation mit der Wohnungsbaugesellschaft die Einrichtung eines Hausmeisterbüros in der Wohnanlage mit regelmäßiger Präsenz vor Ort geplant, das Infos über Hausordnung, Ruhezeiten und Hilfen bei der Müllentsorgung gibt. Das Büro soll dann auch zeitweise KIM-Mitarbeitern für Beratungsstunden zur Verfügung stehen.