1. wa.de
  2. Lokales
  3. Bönen

Verschwendung oder Seelentrost? Erweiterung der Weihnachtsbeleuchtung in Bönen ausgesetzt

Erstellt:

Von: Bernd Kröger

Kommentare

Öffentliche Weihnachtsbeleuchtung an den Baum - ja oder nein? Die Energiekrise stellt scheinbare Selbstverständlichkeiten in Frage.
Öffentliche Weihnachtsbeleuchtung an den Baum - ja oder nein? Die Energiekrise stellt scheinbare Selbstverständlichkeiten in Frage. © Kröger

Wie viel darf’s denn sein im Energiekrisenwinter 2022 – wenn es um die Weihnachtsbeleuchtung geht? Entgegen der Beschlusslage rüstet Bönen nicht auf.

Bönen – Vier Kerzen auf dem Adventskalender – muss das denn wirklich sein? Das ist erklärtermaßen zugespitzt, gilt aber dem Tenor einer rasant aufkommenden Diskussion, bei der nüchterne und emotionale Sichtweisen die Pole für ein starkes Spannungsfeld bilden: Wie halten wir’s mit der Weihnachtsbeleuchtung in Zeiten der Energiekrise und des Elends im Ukrainekrieg?

Krise holt Ausbaupläne ein

Das wird im Ringen um ökonomischen Verzicht und politischer Symbolik einerseits in Wohnzimmern und Vorgärten von jedermann selbst und privat entschieden, andererseits aber auch öffentlich, wenn es um die quasi amtliche Weihnachtsbeleuchtung in der Gemeinde geht. Die sollte nach drei Jahren Vorlauf nun – ausgerechnet, muss man heute sagen – zum Advent 2022 merklich aufgerüstet werden.

In Lockdown-Zeiten vehement gefordert

Das galt zuletzt, nachdem der zugrunde liegende SPD-Antrag von 2019 von der Pandemie überholt wurde, als wichtiger Stimmungsaufheller für eine leidgeprüfte Gesellschaft zwischen Quarantäne und Lockdown. Aber so wie es nun aussieht, wird es im Winter 2022 in Bönen nichts mit dem elektrischen Lichtblick in düsteren Tagen.

Auslassen oder früher abschalten?

„Auf Adventsbeleuchtung komplett verzichten“, heißt es schließlich in der Beschlussvorlage „317/10 Maßnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs aufgrund der aktuellen Versorgungslage“, die gerade durch die Ausschüsse gereicht wird, um darüber am Donnerstag, 20. Oktober, im Rat zu beschließen. „Grundsätzliche Entscheidung erforderlich“ merkt die Verwaltung dazu an. Das gilt für weitere Punkte auf der Liste, die gut 70 denkbare Maßnahmen umfasst.

Anschaffung gar nicht umgesetzt

Alternativ, so heißt es hier noch, könne der Lichterglanz auf die Ketten mit LED-Technik oder die Einschaltzeit insgesamt beschränkt werden. Nur ist es mit alternativ so eine Sache: Etwas anderes kommt faktisch gar nicht mehr in Betracht – außer reduzieren oder weiter wie zuvor. In weiser Voraussicht hat die Verwaltung die für dieses Jahr beschlossene Erweiterung der Bönener Weihnachtsbeleuchtung für knapp 24 000 Euro nämlich schon auf Eis gelegt.

Was meinen Sie?

Licht an, Licht aus? Weihnachtsbeleuchtung reduzieren, weil dafür viel Energie durchgeht und Verzicht auch ein Zeichen der Solidarität sein kann? Oder soll der öffentliche Raum – oder Ihr Zuhause – hell erstrahlen, erst recht in schweren Zeiten? Schreiben Sie uns: WA-Redaktion Bönen, Bahnhofstraße 75; 59199 Bönen, E-Mail: lokales-boenen@ wa.de.

„Wir haben geahnt, dass da was kommt und die Anschaffung noch nicht getätigt“, berichtet Fachbereichsleiter Robert Eisler. Im Lichte dieses Umstands erscheint es eh unrealistisch, bis zum 1. Advent in viereinhalb Wochen zu besorgen, was ehedem Bönen erleuchten und Herzen erwärmen sollte.

Im Grunde politisch beschlossen

Im Grunde hat die Politik dieser Sparmaßnahme inzwischen schon ihren Segen gegeben. Zwar vermissten die Fraktionen in erster Lesung des Papiers im Sportausschuss noch konkretere Vorschläge. Aber nach dem Lamentieren und Mäkeln, anfangs auch im Ausschuss Planen, Bauen, Umwelt vergangene Woche, haben die Fraktionen das Energiesparpaket dort dann im Grunde an den Rat durchgewunken.

Politik will nicht so recht liefern

„Von nichts kommt nichts“, hatte Eisler angesichts der Unschlüssigkeit der Politik sinngemäß gemahnt: „Wenn wir nichts beschließen, können wir auch nichts einsparen“, sagte er. Nun soll es zu bestimmten Punkten zur Ratssitzung noch eine Ergänzung der Vorlage geben, damit der Politik ein Licht aufgeht. Aber das wird gewiss nicht über der Fußgängerzone funkeln.

5,7 Millionen Killowattstunden/Jahr

Finanziell fällt hier eigentlich nur der Verzicht auf die Anschaffung ins Gewicht, wie Robert Eisler erläuterte. „Der Stromverbrauch ist nicht so enorm. Das sind höchstens 900 Kilowattstunden.“ Zum Vergleich: 5,7 Millionen Kilowattstunden verbraucht die Gemeinde insgesamt im Jahr. Dafür sind fürs kommende Jahr 1,5 Millionen Euro kalkuliert. Licht aus zum Weihnachtsfest? Nur die Geste zählt.

Auch interessant

Kommentare