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Familie lehnt nach Brand Unterbringung mit Flüchtlingen in Notunterkunft ab

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Von: Kira Presch

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Anja Seifert, Mitinhaberin des ausgebrannten Eisenwarengeschäfts Bartman, ist geschockt, dass Brandstiftung die Ursache war.
Anja Seifert, Mitinhaberin des ausgebrannten Eisenwarengeschäfts Bartman, ist geschockt, dass Brandstiftung die Ursache war.

Bönen - Während die Experten, die von Brandstiftung ausgehen, weiter die genaue Brandursache ermitteln, stellen sich die Bewohner der Häuser rund um das ausgebrannte Eisenwarengeschäft Bartmann auf eine längere Zeit ein, in der sie ihre Wohnungen nicht nutzen können.

Die Ermittlungen der Experten von der Kripo vor Ort in den Lager- und Geschäftsräumen von Bartmann an der Bahnhofstraße sind abgeschlossen, so eine Sprecherin der Kreispolizeibehörde Unna. Die Brandstelle sei jetzt freigegeben. Die Untersuchungen dauern aber an. Weiterhin geht die Polizei von Brandstiftung aus.

Währenddessen sind die Bewohner der drei durch den Brand unbewohnbar gewordenen Häuser zunächst in Hotels und bei Verwandten untergekommen. Sie müssen sich teilweise auf monatelange Sanierungsarbeiten einrichten.

Noch in der Brandnacht hatte der Bereitschaftsdienst des Ordungsamtes der Gemeinde, der bis morgens vor Ort war, den Betroffenen Hilfe angeboten. So hätten die Familien vorübergehend in der ehemaligen Kleinschwimmhalle am Schulzentrum unterkommen können, in der inzwischen eine Flüchtlingsunterkunft eingerichtet wurden (wir berichteten).

Nermin Kayki hat sich allerdings eine andere Form der Unterstützung von der Gemeinde vorgestellt. „Ich bin sehr wütend. Ich bin Bürger Deutschlands und hier geboren. Ich bin kein Flüchtling“, sagt die vierfache Mutter. Sie in einer Flüchtlingsunterkunft unterbringen zu wollen sei eine Zumutung. Der Asylbetreuer der Gemeinde, René Lux, bat Nermin Kayki und ihren Mann Daniel Ibrahim Tatarynowicz, sich die frisch renovierte, ehemalige Schwimmhalle doch zumindest einmal anzusehen, die abgetrennte Familienzimmer, Duschen und eine Gemeinschaftsküche bietet. Die kam für die Deutschtürkin aber gar nicht in Frage. Doch auch das Hotel in Unna, wo die Familie seit der Brandkatastrophe untergebracht ist, ist für Kayki keine Lösung. „Wir können da nicht einmal für die Kinder kochen.“

„Wir helfen, wo wir können“, betont die zuständige Fachbereichsleiterin Barbara Sosna. „Aber wir haben derzeit keine Wohnung, die wir der Familie anbieten können.“ Es sei auch nicht möglich für den Fall der Fälle permanent eine oder gar mehrere möblierte Wohnungen vorzuhalten. Die Kosten für den Steuerzahler wären immens. Zudem sei die Gemeinde verpflichtet, bei akuter Obdachlosigkeit zu helfen, aber nicht langfristig eine Wohnung zu stellen. Zwei Familien habe man bei der Wohngeldstelle mit Kontakten zu Wohnungsvermietern inzwischen weiterhelfen können.

Die anderen betroffenen Familien in den Häusern Bahnhofstraße 60, 62 und 64 sind bei ihren Familien untergekommen. „Das ist zwar eng, aber es geht“, berichten Kristina Hollfuß und Daniel Sandrinna. Das Paar, das demnächst Nachwuchs erwartet, war mit der zweijährigen Emma gerade erst am 17. Dezember in die frisch renovierte Wohnung direkt über dem ausgebrannten Eisenwarenladen eingezogen. Vor einer Woche wurde das neue Sofa geliefert, auf die neue Küche wartete das Paar glücklicherweise noch.

Jetzt ist alles hin. „Wir haben einen Totalausfall von 100 Prozent“, sagt Daniel Sandrinna. Das wird klar, bei einem Gang durch die Wohnung. Immer noch hängt beißender Rauchgeruch in den Räumen. Alles ist rußgeschwärzt und Wasserpfützen stehen auf dem Boden. „Wir haben aber bereits viel Hilfe bekommen und jede Menge Kindersachen“, erzählen die beiden.

Überall werden jetzt die Schäden begutachtet, bevor die Aufräumarbeiten beginnen. „Wir sind noch relativ glimpflich davon gekommen sagen Inge und Horst Bauer, deren Wohnung im ersten Stock der Nummer 64 liegt und in den nächsten Wochen gereinigt werden muss.

Da sieht es unter ihnen im Parterre bei der Pflegepraxis Stracke schon schlimmer aus. Im hinteren Büro wäre das Feuer fast durchgeschlagen. Bis zur kompletten Sanierung der Büroräume zieht die Pflegepraxis vorübergehend über der ehemaligen Marienapotheke an der Bahnhofstraße 148 ein. „Telefonisch sind wir weiterhin unter der bekannten Nummer erreichbar“, so Thilo Stracke.

Während die Sachverständigen der zuständigen Versicherungen gestern die Gebäude begutachteten, versucht Anja Seifert, Mitinhaberin bei Bartmann, Schadensbegrenzung zu betreiben. „Der Computer im Laden ist zerstört. Ich versuche von zu Hause aus Lieferanten und Kunden zu erreichen.“ Dass das Feuer durch Brandstiftung ausgelöst wurde, macht ihr zu schaffen. „Ich weiß nicht, wer uns das angetan haben könnte“, sagt sie sichtlich mitgenommen.

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