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Bönenerinnen verkaufen Spezialitäten zugunsten der Erdbebenopfer

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Von: Sabine Pinger

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Hilfsaktion zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei in Bönen.
Sunay Bayram (links) und Esme Erdogan organisieren die Hilfsaktion am Wochenende in der Bönener Fußgängerzone. © Pinger Sabine

Der Urlaub war schon länger geplant. Esme Erdogan wollte sich jetzt in der Türkei ein paar Tage lang von ihrem Arbeitsalltag erholen. Doch dann bebte die Erde. Mindestens 40 000 Menschen starben, Millionen wurden obdachlos. Das unfassbare Leid ihrer Landsleute und der syrischen Nachbarn berührte die türkischstämmige Bönenerin zutiefst. Sie sagte kurzerhand ihre Reise ab, um stattdessen etwas für die Betroffenen zu tun. Mit Sunay Bayram fand sie eine Mitstreiterin. Die Frauen planen am Wochenende eine Aktion in der Bönener Fußgängerzone.

„Mir ist nicht nach Urlaub zumute“, erklärte Esme Erdogan, nachdem sie die Bilder aus den völlig zerstörten Gebieten gesehen hat. „Wir müssen da helfen.“ Sunay Bayram sah das genauso. Wie ihre Freundin hat sie selbst keine Angehörigen im Katastrophengebiet, eine Kollegin hat jedoch 25 Menschen durch das Beben verloren. „Es spielt aber auch keine Rolle, ob wir persönlich betroffen sind oder nicht: Dort sind Menschen, denen geholfen werden muss – egal ob Türken, Kurden, Syrer oder Sunniten.“

Mit Arbeitskollegen organisiert die Krankenschwester bereits Hilfstransporte von medizinischem Material in die Türkei. „Wir müssen schauen, was dort noch gebraucht wird“, sagt die 46-Jährige. Den besten Überblick darüber haben die Hilfsorganisationen vor Ort, wie der staatliche Katastrophenschutz AFAD, der Rote Halbmond als Teil der internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaft und die Anatolische Volks- und Friedensplattform (AHPAP). Diese möchten die Beiden mit Geldspenden unterstützen. Dafür wollen sie am Samstag von 8 bis 17 Uhr und gegebenenfalls noch am Sonntag ab 10 Uhr in der Gemeindemitte türkische und deutsche Spezialitäten verkaufen. Mit dabei sein werden ihre Töchter, die Männer bauen den Stand am Morgen auf.

Geld soll an Hilfsorganisationen vor Ort gehen

Befüllt wird dieser mit Sachspenden von Freunden, Verwandten und Menschen, die von der Aktion gehört haben. „Wir bekommen Torten und Kuchen von ganz vielen Leuten, sogar aus Lünen und Bergkamen“, erzählt Bayram. Die Hilfsbereitschaft sei enorm. So können sie ein üppiges Büfett aufbauen: Es wird Lahmacun geben, Bulgursalat und gefüllte Weinblätter, Baklava, Kuchen, Waffeln und mehr. Getränke sollen ebenfalls bereitstehen. „Wir haben allerdings keine Sitzplätze“, berichtet Esme Erdogan. „Es ist also alles zum Sofortessen oder Mitnehmen.“

Je nachdem, wie viel zusammenkommt, wollen sie das Geld anschließend an die Hilfsorganisationen verteilen. „Die Moschee-Vereine sammeln ebenfalls, aber dies ist eine private Initiative von uns“, stellt Sunay Bayram klar. „Und wir überlegen, eine solche Aktion später zu wiederholen. Jetzt wollen nämlich alle helfen, in zwei, drei Wochen sieht das sicher anders aus. Wir dürfen die Menschen aber nicht vergessen.“ Erst nach einigen Monaten werde vermutlich das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich.

Die Bönener Verwaltung hat den Organisatorinnen genehmigt, dass der Stand über die Marktzeit hinaus gegenüber des Gemeindeteiches stehen darf. Die Deutsche Marktgilde, die den Markt betreibt, verzichtet auf die Standgebühr. „Wir hoffen, dass viele Besucher dem Spendenaufruf folgen“, sagt Martin Rosmiarek von der Marktgilde. Als Gemeindetreffpunkt halte er den Markt für einen geeigneten Ort, Solidarität mit den betroffenen Menschen zu zeigen.

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