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Stühle und Pavillons sollen kreative Ideen in der Fußgängerzone wecken

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Von: Sabine Pinger

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Raumplanerin Elisabeth Frieling von der Bönener Gemeindeverwaltung betreut das Projekt Mittemachen.
Elisabeth Frieling hofft, dass die Bönener mit vielen neuen Ideen in die Fußgängerzone kommen. Das soll andere mitziehen. © Pinger Sabine

Menschen machen ein Zentrum lebendig. Doch wie lassen sie sich in die Mitte locken? Was brauchen sie, um sich dort wohlzufühlen? Immer wieder hat sich die Gemeinde mit diesen Fragen beschäftigt – bis jetzt, ohne die richtigen Antworten zu finden. Das Pilotprojekt „Kleinstadtakademie“, an dem Bönen mit weiteren Kommunen in ganz Deutschland teilnimmt, könnte nun aber neue Ansätze bieten. Großes Thema dabei ist, die Bürger zu beteiligen. „Mit(t)emachen“ lautet das Motto, und dafür will die Gemeinde etwas wagen.

Um zu erfahren, was die Bönener sich für und in ihre Mitte wünschen, hatte die Verwaltung zusammen mit zwei Expertinnen des Deutschen Instituts für Urbanistik im August zu Spaziergängen im Ortskern eingeladen. Mal waren junge Familien, Politiker oder Institutionen angesprochen, mal Senioren, Anwohner und Gewerbetreibende. Zu Wort kommen sollten möglichst alle mit ihren Ideen und Bedürfnissen.

Rund 70 Interessierte spazierten mit, 140 Anregungen kamen zusätzlich über das Internetportal im Team Planen und Bauen der Gemeinde an. „Das war sehr konstruktiv“, berichtet Elisabeth Frieling. Sie betreut das Projekt. Diskutiert worden seien sowohl städtebauliche Dinge als auch Wünsche nach mehr Veranstaltungen und Kommunikation.

Potenzieller Vandalismus soll Ideen nicht ausbremsen

Ganz konkret beschäftigt sich seither eine Arbeitsgruppe mit den Ergebnissen sowie mit eigenen Einfällen. Die Mitglieder haben sich nach den Rundgängen angemeldet, es dürfen aber gerne weitere dazustoßen. „Die Gruppe ist nicht abgeschlossen. Uns ist es wichtig, langfristig im Gespräch zu bleiben, auch über das ,Mittemachen‘ hinaus“, sagt Elisabeth Frieling.

Wichtige Regel bei den bisherigen Treffen war: Nichts von vornherein ausschließen und Bedenken auch mal an die Seite schieben. Erfahrung damit und zudem darin, viele Menschen zu beteiligen, hat Erik Flügge von der Strategieberatung Squirrel & Nuts aus Köln. Ihn hatte Frieling dazugeholt. Von dem Politologen und Beteiligungsexperten stammt nun die Anregung, Stühle in die Fußgängerzone zu verteilen. Anders als die fest installierten Bänke können die nämlich beliebig zusammengestellt und platziert werden, wo und wie sie gerade benötigt werden. Das kann am Teich sein, am Brunnen oder vor einem Geschäft. Hauptsache, die Stühle bleiben in der Fußgängerzone.

Erster Aufschlag

Eingeweiht werden die Pavillons am Freitag, 5. Mai. Unter anderem soll es nachmittags in der Fußgängerzone einen Bücherflohmarkt geben, eine Qi-Gong-Stunde, eine Kunstaktion und Informationen zum fairen Handel. Auch die neuen Stühle werden dann entlang der Bahnhofstraße verteilt. Willkommen wäre den Organisatoren zudem noch ein Förderverein oder Ähnliches, der Kaffee und Kuchen verkaufen möchte. Interessierte können sich an Elisabeth Frieling unter der Telefonnummer 93 33 06 oder per E-Mail an elisabeth.frieling@boenen.de wenden. Das gilt auch für alle, die sich noch in der Arbeitsgruppe Mittemachen einbringen möchten.

Ob darauf Mütter Platz nehmen, die ihre Kinder beim Spielen beobachten, plaudernde Rentner oder Jugendliche, die einfach mal „chillen“ wollen, ist ebenfalls egal. „Das ist ein ganz offenes Angebot. Die Stühle stehen zur freien Verfügung“, so Elisabeth Frieling. Das Risiko, dass sie abhandenkommen oder beschädigt werden, will die Gemeinde eingehen. „Wir lassen uns durch potenziellen Vandalismus nicht ausbremsen“, macht die Raumplanerin deutlich. „Die Vorteile überwiegen dem Zweifel.“ Zudem hofft sie, dass die Bönener selbst ein Auge auf „ihre“ Stühle haben und dafür sorgen, dass sie nicht verloren gehen.

Das gilt gleichermaßen für vier Pavillons, die zugleich angeschafft werden sollen. Die werden zwar in einer umfunktionierten Fahrradbox am Teich untergebracht, können aber nach einer unkomplizierten Registrierung mithilfe eines QR-Codes kostenlos ausgeliehen werden.

Genutzt werden können sie dann für fast alle Zwecke – gewerblich, von Vereinen, Gruppen oder privat. Unter den Zeltdächern könnten etwa Chöre proben, Künstler kreativ werden, Vereine ihre Arbeit vorstellen oder Betriebe ihr Ausbildungsangebot. Richten sie eine mobile Cocktailbar an einem lauen Sommerabend oder im Winter einen Glühweinstand darunter ein, spricht ebenso wenig dagegen wie gegen einen Flohmarkt, eine Lesung oder eine Kartenrunde.

Kaum Regeln für die Nutzung

„Die Pavillons sollen dazu anregen, kreativ zu werden und neue Ideen zu entwickeln“, gibt Elisabeth Frieling an. Regeln gebe es wenige, Voraussetzung für die Nutzung sei nur, dass die Aktion in der Fußgängerzone oder am Teich stattfinde. „Zu Hause in den Garten gestellt werden dürfen die Pavillons nicht.“

Die Gemeinde unterstützt die Nutzer auf Wunsch dabei, ihre Veranstaltung bekannt zu machen. „Wir haben Plakate drucken lassen mit markanten Sprüchen, aber auch blanko, damit die Leute dort ihre Aktionen selbst eintragen können.“ Damit soll das, was in Bönen passiert, auch nach außen getragen werden, wünscht sich Frieling.

Bezahlt werden die Stühle und Pavillons aus dem Fördertopf „Kleinstadtakademie“. 15 000 Euro stehen zur Verfügung, die allerdings bis Ende des Monats ausgegeben sein müssen. Theoretisch könnte die Gemeinde noch 25 000 Euro aus dem Sofortprogramm Innenstadt des Landes abschöpfen. Doch um diese Mittel abzurufen, liege die Latte sehr hoch, erklärt Frielings Kollege Jens Büchting aus dem zuständigen Fachbereich. „Da geht es zum Beispiel um Möbel und Ausstattung. Die Kriterien, nach denen solche Sachen gefördert werden, sind sehr streng. Eine herkömmliche Bank reicht da zum Beispiel nicht, es müsste schon ein innovatives Ausstellungsstück sein“, erklärt er.

Was ansonsten städtebaulich möglich ist, möchten er und Elisabeth Frieling am Samstag, 25. März, von 10 und 12.30 Uhr in den Eingangsbereichen des Edeka- und des Rewe-Marktes mit allen Interessierten besprechen. Wer selbst Anregungen geben möchte, wird an dieser Stelle seine Ideen für die Mitte los. Eine Beteiligung ist außerdem online möglich: beteiligung.nrw.de/portal/boenen/startseite.

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