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Bönener Eisenwarengeschäft in Flammen: Inhaber stehen vor dem Nichts

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Von: Kira Presch, Sabine Pinger

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Nach dem Brand im Eisenwarengeschäft Bartmann sieht Inhaber Martin Lingk zusammen mit dem Einsatzleiter der Bönener Feuerwehr, Thomas Heckmann, das ganze Ausmaß des Schadens. Mit Partnerin Anja Seifert steht er vor dem Nichts. © Presch

[Update 17.40 Uhr] Bönen - Das Eisenwarengeschäft Bartmann an der Bahnhofstraße ist in der Nacht zu Donnerstag komplett ausgebrannt. Der Sachschaden ist enorm, Menschen wurden glücklicherweise nicht verletzt.

175 Rettungskräfte und 59 Fahrzeuge waren bis zum Morgen im Einsatz. Die Brandursache ist noch unbekannt, da die Experten der Kriminalpolizei wegen immer wieder aufflammender Brandnester die Geschäftsräume noch nicht betreten konnten.

Ein Bewohner des ersten Obergeschosses in dem Haus Nummer 62 an der Bahnhofstraße wachte mitten in der Nacht auf. Er hörte ein verdächtiges Knistern und bemerkte einen Feuerschein. Sofort rief er die Feuerwehr an, weckte seine Familie, informierte die anderen Bewohner und verließ mit seiner schwangeren Lebenspartnerin und der zweijährigen Tochter das Haus.

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© Thiemann

Der Alarm erreichte die Bönener Feuerwehr um um 0.52 Uhr. Gemeldet wurde ihnen von der Leitstelle des Kreises ein verrauchtes Ladengeschäft. Vor Ort stellte sich jedoch sofort heraus, dass das komplette Erdgeschoss des Hauses in Flammen stand.

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© Thiemann

Offenbar war zunächst ein Schwelbrand im hinteren Bereich des Gebäudes entstanden, wo sich diverse Lagerräume und Anbauten befinden. Der hatte sich dann in den vorderen Ladenbereich ausgebreitet.

Die Bönener Retter holten sich Verstärkung von weiteren Einheiten der Feuerwehren aus dem gesamten Kreisgebiet und aus Hamm. Insgesamt sieben Löschzüge – zwei aus Bönen, zwei aus Hamm, zwei aus Kamen – sowie zwei Gruppen aus Bergkamen und Unna waren vor Ort, bis zu 180 Kräfte im Einsatz.

Die Polizei riegelte die Bahnhofstraße bis 11.30 Uhr ab. Die 15 Bewohner des Hauses sowie die Nachbarn aus den angrenzenden Gebäuden wurden umgehend aus ihren Wohnungen geholt. Die Helfer des Bönener Deutschen Roten Kreuzes kümmerten sich um die Menschen und brachten sie ins DRK-Heim am Königsholz. Dort verbrachten sie den Rest der Nacht und wurden mit Essen und Getränken versorgt.

Der Kreis informierte über die Warn-App Nina die Bevölkerung über das Unglück. Gewarnt wurde vor allem, weil sich dicker Qualm überall in der Nähe des Brandortes verbreitete. Die Anwohner wurden gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten.

Zwei Drehleitern und Teleskopmast im Einsatz

Unterdessen hatte die Feuerwehr alle Hände voll zu tun, den Brand unter Kontrolle zu bekommen. Mit zwei Drehleitern und einem Teleskopmast wurden die Löscharbeiten von allen vier Seiten des betroffenen Hauses durchgeführt. Durch Hitze und Druck barsten die Schaufensterscheiben. „Wir hatten Glück, dass der Brand nicht auf die die Nachbargebäude übergegangen ist“, sagt Gemeindebrandinspektor Wolfgang Schimmel.

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Im Lagerbereich stehen nur noch ein paar verkohlte Balken. Die Bönener Feuerwehr musste mehrfach ausrücken, weil sich Brandnester wieder entzündeten. © Presch

Nur unter Aufbietung aller Kräfte gelang es schließlich, den Brand auf das Haus Nummer 62 zu begrenzen. Die Häuser an der Bahnhofstraße wurden um die Jahrhundertwende errichtet. Viele Gebäudeteile, wie Fußböden und Decken, sind aus Holz, was die Ausbreitung des Feuers noch beschleunigt hat.

Minustemperaturen ließen Löschwasser gefrieren

Die Retter arbeiteten die ganze Nacht über. Temperaturen von bis zu minus sieben Grad Celsius erschwerten die Bedingungen. Das Löschwasser wandelte sich sofort in Eis, sodass Helfer und Fahrzeuge auf spiegelglattem Untergrund agieren mussten. „Wir hatten sofort Unterstützung vom Bauhof der Gemeinde, obwohl der gar keine Bereitschaft hatte“, lobt der Bönener Feuerwehrchef Thomas Heckmann.

Mit ihren Streufahrzeugen unterstützten die Mitarbeiter den Großeinsatz. Das DRK baute ein Zelt auf, in dem sich die Rettungskräfte zwischendurch aufwärmen konnten. Auch der Inhaber der Pizzeria La Luna im Nachbarhaus versorgte die Menschen spontan mit Getränken.

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© Presch

Besonders hart betroffen von dem Unglück sind Anja Seifert und Martin Lingk. Sie haben das Geschäft vor fünf Jahren übernommen. Nun stehen sie buchstäblich vor dem Nichts. Fassungslos standen sie gestern vor den schwelenden Trümmern ihrer Existenz. Geschäfts- und Lagerräume sowie sämtliche Waren sind vernichtet worden. „Dabei haben wir einen Tag vorher noch eine Lieferung Gasflaschen bekommen“, sagt Lingk. Die hat die Feuerwehr schleunigst aus dem Lagerraum in den Garten verlagert, um eine Explosion zu verhindern.

Glück im Unglück für Lingk: Bis vor Kurzem hatte er auch noch seine Wohnung über dem Geschäft. Wäre das noch so, hätte er nun auch sein Zuhause vorerst verloren. Auch die Bewohner der Etagen über dem Laden, ebenso wie die der Nachbarhäuser, können nämlich vorerst nicht in ihre Wohnungen zurück.

Junge Familie war gerade erst eingezogen

Durch Feuer, Rauch und Löschwasser wurde vor allem bei einer jungen Familie im ersten Obergeschoss alles vernichtet. Die Familie ist erst vor rund vier Wochen dort eingezogen und hatte die Wohnung komplett renoviert. Die meisten Betroffenen kommen zunächst bei Familienmitgliedern unter, haben aber auch schon spontan Angebote für ihre Aufnahme aus der Nachbarschaft erhalten.

Betroffen ist auch der Pflegedienst Anita Stracke, der seine Büroräume direkt im Nachbarhaus hat. „Ich bin um 4.30 Uhr von der Feuerwehr informiert worden“, berichtet Jochen Stracke und lobt das umsichtige Verhalten der Rettungskräfte. „Die haben sich darum gekümmert, dass wir an Schlüssel und Patientendaten herankommen, damit wir unsere Arbeit machen können. Die Bönener Feuerwehr und alle beteiligten Rettungskräfte haben einen Superjob gemacht.“

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© Thiemann

Es könne zwar zu Verzögerungen kommen, aber der Pflegedienst werde seine Arbeit fortsetzen. „Wir müssen eben ein bisschen improvisieren“, so Anita Stracke. Ein Statiker des Kreises Unna hat inzwischen das Gebäude begutachtet und attestiert, dass keine akute Einsturzgefahr bestehe.

Hilfe aus der Nachbarschaft

Birgit Mokross, deren Heilpraktiker-Praxis in unmittelbarer Nachbarschaft zum abgebrannten Geschäft liegt, will den Betroffenen möglichst schnell helfen.

Sie hat direkt ein Spendenkonto bei der Volksbank Bönen eingerichtet, gespendet werden kann auf das Konto Birgit Mokross - Spendenkonto Bartmann - IBAN DE 49 410 6221500 483292 01.

Das Geld soll allen zugute kommen, die unmittelbar von dem Brand betroffen sind und kurzfristig Hilfe benötigen.

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