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Hof Klotmann in Flierich zählt zu den ältesten Anlagen der Gemeinde

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Von: Karl Löbbe

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Hof Klotmann zählt als ältester Hof Flierichs zu den herausragenden Denkmalen in Bönen
Die Hofanlage in Flierich ist weitläufig. Links steht das Haupthaus, in der Mitte der Fachwerkspeicher und rechts der frühere Kuhstall, der heute ebenfalls bewohnt wird. © Löbbe, Karl

Wenn man von Süden kommt und sich dem Bönener Ortsteil Flierich nähert, wird man auf ein mächtiges Gebäude aufmerksam. Zwischen großen Bäumen in einer parkähnlichen Umgebung fast versteckt, erkennt man beim Näherkommen, dass es sich offensichtlich um ein wohl nach modernsten Erfordernissen umgestaltetes beziehungsweise renoviertes Anwesen handelt.

Bönen - Wir treffen den Besitzer Rudolf Stiepermann und erfahren, dass dieser Bau im „villenartigen Stil“ der jüngere Teil einer größeren Hofanlage ist. Diese „Villa“ stammt aus den Jahren 1911/1912 und gehörte als Ensemble zum Anwesen „Klotmanns Hof“. Der liegt nur wenige Meter unterhalb des „Villengeländes“ im idyllisch wirkenden Seseketal.

Beide Anlagen bilden einen zentralen Schwerpunkt für die Fliericher Dorfgeschichte. Darüber hinaus sind sie ein hervorragendes Beispiel historischer Bauentwicklung.

Ausgangspunkt ist der Hof Klotmann. Er ist Flierichs ältester Bauernhof. Das Wohnhaus stammt aus dem Jahre 1681. Schon früher tauchte der Name Klotmann als abgabepflichtig in den Unterlagen der Grafschaft Mark auf. Das war bereits 1486.

Ein Besuch auf dem weitläufigen Gelände überrascht. Von der Sinnerstraße her nicht einsehbar, offenbart sich hinter dem früher als Speicher und Backhaus genutzten Fachwerkbau, gelagert auf einem massiven Sockel, ein großzügiger Platz, umgeben von weiteren Gebäuden. Auf der südlichen Seite das langgestreckte Haupthaus mit einer Gesamtfläche von rund 500 Quadratmetern. Gegenüber der frühere Kuhstall mit einem wahrscheinlich später eingebauten Balken: „Erbaut den 11. Juni 1781, Heinrich Klotmann + Anna Klotmann geb. Wiemer.“ Der Rest ist nicht mehr lesbar. Dahinter liegen eine Remise und Scheunen.

Eindrucksvoller Kamin in der Diele

Heute in erster Linie Wohnzwecken dienend, bildete das Ensemble die Grundlage für einen produktiven und auf lange Zukunft ausgerichteten landwirtschaftlichen Betrieb. Dafür sprechen auch die zum Bau verwendeten Materialien, Eichenholz in erster Linie. Es steht für Stabilität und Funktionalität wie etwa die beiden „Klöntüren“ am Haupthaus und Speicher, die wie zu alten Zeiten funktionieren.

Die Grundsätze für die Daseinsgestaltung erfahren wir an einem Kamin: „Ob dir´s sauer wird mit deiner Nahrung und Ackerwerk, so laß dich nicht verdrießen, denn die auf den Herrn hoffen, werden nicht fallen, sondern ewig bleiben wie der Berg Zion.“ Neben dem Kamin im Dielenbereich lesen wir: „Henrich Klotmann + Elisabeth Brauckmann, Anno 1746.“ Und: „An Gottes Segen ist alles gelegen“. Dazu: „Fluch nicht in meinem Haus oder geh zur Tür hinaus.“

Der große Speicher mit Backhaus hatte neben den eigentlichen Aufgaben weitere Funktionen. Der hohe Sockel könnte vor dem Hochwasser der nahen Seseke geschützt haben. „Andererseits,“ so Stiepermann, „gab es im Keller Schießscharten zur Verteidigung gegen Räuber und Diebe, denn: Getreide war das frühere Gold. Außerdem belieferte das Backhaus verschiedene Klöster mit seinen Produkten. Daher auch die Größe. Es wurde also gut Geld verdient.“

Prächtige Villa oberhalb des Hofes

Ob dies der Grund war oder besserer Schutz vor dem Hochwasser oder ein höherer Repräsentationsanspruch – jedenfalls bauten die Klotmanns 1911/1912 nur wenige Meter oberhalb ihres Hofgeländes einen prächtigen Neubau. Dieses allgemein als „Villa“ bezeichnete Gebäude hatte mit einem landwirtschaftlich genutzten Betrieb nichts mehr gemein. Das dürfte im Sinne der Erbauer gewesen sein. Es war genug Geld vorhanden, um auf diese Weise den umfassenden und wohl notwendigen Repräsentationspflichten in angemessenem Rahmen zu genügen.

Die weltpolitischen Ereignisse zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgten für gewaltige Umbrüche. Bis 1913 hatte die Klotmann-Familie den Hof bewirtschaftet. Jetzt verließ sie aus verschiedenen Gründen den Standort. Hof und Villa gingen über in den Besitz der Zeche Königsborn. Nach dem Ersten Weltkrieg kaufte Bergassessor van Bürck das Anwesen. Später ging der Besitz an Bergrat Bernhard van Bürck. Zwischenzeitlich verpachtet, verkaufte dieser den Hof 1981 an die Förderungsgemeinschaft des Kreises Unna. Seit Ende der 1980er Jahre sind Hofanlage und Villa jeweils in Privatbesitz.

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