Ausgangspunkt ist der Hof Klotmann. Er ist Flierichs ältester Bauernhof. Das Wohnhaus stammt aus dem Jahre 1681. Schon früher tauchte der Name Klotmann als abgabepflichtig in den Unterlagen der Grafschaft Mark auf. Das war bereits 1486.
Ein Besuch auf dem weitläufigen Gelände überrascht. Von der Sinnerstraße her nicht einsehbar, offenbart sich hinter dem früher als Speicher und Backhaus genutzten Fachwerkbau, gelagert auf einem massiven Sockel, ein großzügiger Platz, umgeben von weiteren Gebäuden. Auf der südlichen Seite das langgestreckte Haupthaus mit einer Gesamtfläche von rund 500 Quadratmetern. Gegenüber der frühere Kuhstall mit einem wahrscheinlich später eingebauten Balken: „Erbaut den 11. Juni 1781, Heinrich Klotmann + Anna Klotmann geb. Wiemer.“ Der Rest ist nicht mehr lesbar. Dahinter liegen eine Remise und Scheunen.
Heute in erster Linie Wohnzwecken dienend, bildete das Ensemble die Grundlage für einen produktiven und auf lange Zukunft ausgerichteten landwirtschaftlichen Betrieb. Dafür sprechen auch die zum Bau verwendeten Materialien, Eichenholz in erster Linie. Es steht für Stabilität und Funktionalität wie etwa die beiden „Klöntüren“ am Haupthaus und Speicher, die wie zu alten Zeiten funktionieren.
Die Grundsätze für die Daseinsgestaltung erfahren wir an einem Kamin: „Ob dir´s sauer wird mit deiner Nahrung und Ackerwerk, so laß dich nicht verdrießen, denn die auf den Herrn hoffen, werden nicht fallen, sondern ewig bleiben wie der Berg Zion.“ Neben dem Kamin im Dielenbereich lesen wir: „Henrich Klotmann + Elisabeth Brauckmann, Anno 1746.“ Und: „An Gottes Segen ist alles gelegen“. Dazu: „Fluch nicht in meinem Haus oder geh zur Tür hinaus.“
Der große Speicher mit Backhaus hatte neben den eigentlichen Aufgaben weitere Funktionen. Der hohe Sockel könnte vor dem Hochwasser der nahen Seseke geschützt haben. „Andererseits,“ so Stiepermann, „gab es im Keller Schießscharten zur Verteidigung gegen Räuber und Diebe, denn: Getreide war das frühere Gold. Außerdem belieferte das Backhaus verschiedene Klöster mit seinen Produkten. Daher auch die Größe. Es wurde also gut Geld verdient.“
Ob dies der Grund war oder besserer Schutz vor dem Hochwasser oder ein höherer Repräsentationsanspruch – jedenfalls bauten die Klotmanns 1911/1912 nur wenige Meter oberhalb ihres Hofgeländes einen prächtigen Neubau. Dieses allgemein als „Villa“ bezeichnete Gebäude hatte mit einem landwirtschaftlich genutzten Betrieb nichts mehr gemein. Das dürfte im Sinne der Erbauer gewesen sein. Es war genug Geld vorhanden, um auf diese Weise den umfassenden und wohl notwendigen Repräsentationspflichten in angemessenem Rahmen zu genügen.
Die weltpolitischen Ereignisse zu Beginn des 20. Jahrhunderts sorgten für gewaltige Umbrüche. Bis 1913 hatte die Klotmann-Familie den Hof bewirtschaftet. Jetzt verließ sie aus verschiedenen Gründen den Standort. Hof und Villa gingen über in den Besitz der Zeche Königsborn. Nach dem Ersten Weltkrieg kaufte Bergassessor van Bürck das Anwesen. Später ging der Besitz an Bergrat Bernhard van Bürck. Zwischenzeitlich verpachtet, verkaufte dieser den Hof 1981 an die Förderungsgemeinschaft des Kreises Unna. Seit Ende der 1980er Jahre sind Hofanlage und Villa jeweils in Privatbesitz.