In ein paar Wochen wandern sie „sozusagen im Federkleid“ in den 700 Quadratmeter großen Maststall, zu dem noch eine Teilüberdachung für Schlechtwettertage gehört. Zusätzlich zwei Hektar Außengelände bieten die Möglichkeit, nach Belieben sich bewegen und scharren zu können. Das bedeutet bei 4800 Tieren gut vier Quadratmeter Auslaufgelände pro Fe- derträger, die neben den Ställen noch zur Verfügung stehen.
Auf dem Gelände des Hofes Schulze-Edinghausen haben sich Beate (26) als Ideengeberin und Stephan (29) Schulze-Edinghausen „ein neues Standbein“ geschaffen, wie sie sagen. Nach ihrer Schulausbildung hat Beate Agrarökonomie studiert und arbeitet neben ihren Aufgaben auf dem Hof als Agrarreferendarin. Stephan hat nach Schulabschluss und seiner Ausbildung zum staatlich geprüften Landwirt den elterlichen Hof gemeinsam mit seiner Schwester bereits übernommen. Beide finden in ihren Eltern natürlich erhebliche Unterstützung.
Zusätzlich kümmert sich Beate um die Pferde des Hofes. Damit setzt sie die Tradition ihres Großvaters Helmut fort, der auf eine intensive Zusammenarbeit mit dem Landgestüt in Warendorf zurückblicken konnte. Insgesamt also beste Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung der neuen Pläne, die trotz der eigenen Kenntnisse strengsten und sich wiederholenden Kontrollen verschiedener Behörden unterliegen.
Am Donnerstag waren die Tiere auf dem Hof eingetroffen. In ihren geräumigen Körben wurden sie in den Aufzuchtstall gebracht. Sie gehören zu einer Rasse, die ein langsames Wachstum garantiert und daher eine gute Fleischqualität verspricht. Hier verbleiben sie vier Wochen. Dann ist das Federkleid gewachsen, und sie wandern in den Maststall. Hier werden sie für weitere fünf Wochen nach strengen Bio-Richtlinien versorgt. Im Gegensatz zur konventionellen Haltung mit 35 bis 40 Tagen werden die Bio-Hähnchen nach rund 60 Tagen schlachtreif abgeholt.
Die Idee einer Geflügelaufzucht beziehungsweise einer Geflügelmast hatte Beate: „Wenn man wie Stephan und ich von Kindesbeinen an auf einem Hof groß geworden ist, sucht man nach erfolgreicher Ausbildung und den üblichen Tagesabläufen nach weiteren Herausforderungen.“
Und die waren hinsichtlich einer geplanten Unternehmung unter Bio-Richtlinien nicht ohne. Raum für Stallgebäude und Auslauf war vorhanden. Es musste aber auch neu gebaut werden. Und damit drehte sich das Rad der Bürokratie weiter: Anträge, Pläne, Genehmigungen, Richtlinien, Ablehnungen, weitere Anträge, Weiterbildung und so weiter – ein schier endloses Prozedere an Verwaltungsvorgängen war in Gang gesetzt und schließlich bewältigt. Die Aktenordner beweisen es.
Und da geht es nicht nur um Bauvorschriften und Baupläne. Da waren die für den Bio-Betrieb geforderten Maßnahmen, die zum Beispiel Größe, Menge und Handlungsnotwendigkeiten betreffen. Die Umweltproblematik (Abluft, Filter, Gülle, Mist) forderte Klärung. Nicht zuletzt Tierwohl-Aspekte standen auf der Agenda neben Futter- und Wasserfragen, für die auch besondere Bedingungen gelten. Und klar, dass Hygienemaßnahmen oberste Priorität haben.
Der Betrieb unterliegt ständiger, auch unangekündigter Überwachung und Kontrolle durch das Veterinäramt. Vor und nach jedem Aufzuchtdurchlauf wird kontrolliert. Dabei wird besonderer Wert gelegt auf eine lückenlose Dokumentation des Tagesablaufs. „Das ist schon richtig so. Schließlich kommt das den Tieren zugute. Und nicht zuletzt den Menschen, die unsere Hähnchen kaufen,“ ist sich Stephan sicher.
Inzwischen ist Dunkelheit eingezogen. Der zweite der täglichen Kontrollgänge wird fällig. Das Gewusel und Gepiepe weicht einer entspannten Ruhe. Schließlich haben auch die Tiere „Anspruch auf eine achtstündige Schlafenszeit, für die wir zu sorgen haben,“ weiß Beate. Und auch das ist Vorschrift.