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Reiner Duske verlässt nach über 30 Jahren die Gemeindebücherei

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Von: Kira Presch

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Bücherei-Team: Annette Nicolai, Regina Papenfuß, Katja Schlemm und Marina Mitterer (von links) und Rainer Duske
Das Bücherei-Team präsentiert Überraschungslektüre für Groß und Klein: Annette Nicolai, Regina Papenfuß, Katja Schlemm und Marina Mitterer (von links; Birgit Haushalter fehlt) übernehmen nach dem Weggang von Rainer Duske den Staffelstab an der Lessingstraße. © Presch Kira

Schon oft wurde das Buch totgesagt, aber die Menschen lesen immer noch. Einen Beitrag zur Lesekultur leistet auch die örtliche Gemeindebücherei. Über 30 Jahre hat Rainer Duske mit seinem Team die Bibliothek an der Lessingstraße mit Herzblut und viel Engagement zu einem vielseitigen Kulturort gestaltet. Denn hier gibt’s mehr als nur Bücher. Jetzt geht er in den Ruhestand.

Bönen – Über 30 Jahre war Rainer Duske mit seinem Team in der Bönener Gemeindebücherei dafür verantwortlich, dass die Bürger vor Ort Zugang haben zu wichtigen Informationen, aktuellen literarischen Neuerscheinungen und Klassikern, Zeitungen und Zeitschriften, aber auch Hilfestellung bei Recherchen erhalten oder einen PC-Platz zum Sprachenlernen.

Hinzu kommen kulturelle Veranstaltungen, die oft in Kooperation mit VHS und Kulturbüro stattfinden – um nur einiges zu nennen. Ein weites Feld also. Nun übergibt er, der sich selbst als „Medienlotse“ bezeichnet, durchaus etwas wehmütig den Staffelstab an sein Team und geht in den Vorruhestand. Zuvor hat er Bilanz gezogen, denn in 30 Jahren hat vor allem das Internet viel verändert – auch die Bibliotheken.

Wie sind Sie zur Gemeindebücherei gekommen?

Ende 1988 bin ich als Mitarbeiter der Kreisbücherei an den Standort Bönen gewechselt, was mich als gebürtigen Bönener besonders gefreut hat. Seit Anfang der 1990er-Jahre wird jede Bibliothek im Kreis Unna von der jeweiligen Kommune getragen. Ich habe also den Arbeitsort behalten und den Arbeitgeber gewechselt.

Was hat sich seit damals verändert?

Viel. Es gab immer wieder Technologiesprünge, die sich auch direkt auf die Bibliotheken ausgewirkt haben. Die größte Veränderung auf Leseverhalten und Medienkonsum hat sicher das Internet gebracht. Kernauftrag ist, Informationen zur Verfügung zu stellen und Medien zur Unterhaltung bereitzustellen. Vorher gab es Bücher, Zeitschriften, Kassetten, jetzt kamen auch neue Mediengruppen dazu. Mir war es wichtig, auch in einer vergleichsweise kleinen Bibliothek Schritt zu halten mit den Entwicklungen. Zu uns kommen auch Menschen mit ihrem Smartphone, weil sie Hilfe brauchen, um einen Retourenschein auszudrucken oder ihr Bewerbungsschreiben. Recherche ist ein wichtiges Arbeitsfeld in Zeiten von Fake-Nachrichten, um an echte Informationen aller Art zu kommen. Das Leben wird eben immer komplexer.

Wo merken Sie die Auswirkungen des Internets?

Das hat direkte Auswirkungen auf unseren Bestandsaufbau. Ein großes Problem sind zum Beispiel Sachbücher. Inhalte werden heute direkt übers Netz abgefragt, statt ein Kochbuch oder einen Gartenratgeber auszuleihen – vor allem, seit das Internet auf dem Smartphone in der Hosentasche immer und überall verfügbar ist. Wir müssen aber auch in immer kürzerer Zeit immer mehr Informationen filtern. Da sind wir auch Medienlotsen.

Rainer Duske vor dem Wandbild der Bücherei
Nicht kleckern, sondern klotzen: Rainer Duske war offen für neue Ideen. Hier erhielt die Gemeindebücherei ein riesiges Wandbild unter der Leitung des Hammer Künstlers Osman Bol. © Presch Kira

Wie wichtig ist die Online-Präsenz der Bücherei?

Sehr wichtig. Die Lesegewohnheiten haben sich durch die rasante Entwicklung des Internets in den vergangenen Jahren komplett verändert. Seit 2012 gehören wir einem Verbund von mittlerweile 42 Bibliotheken in der Region – Onleihe 24 – an. Die bietet sieben Tage und 24 Stunden Bücher, Hörbücher, Zeitschriften, Tageszeitungen, Musik und Videos zum Download an. Das ist inzwischen ein wichtiges Standbein.

Wie kann eine kleine Bücherei ein breit gefächertes Sortiment bieten?

Als die Gemeinde in die Haushaltskonsolidierung kam, wurde der Etat um zwei Drittel reduziert, das Team und die Öffnungszeiten reduziert. Öffentliche Bibliotheken sind im Gegensatz zur VHS keine kommunale Pflichtaufgabe, sondern eine freiwillige Leistung. Deshalb haben wir auch nur einen begrenzten Etat, mit dem wir auskommen müssen. Wir müssen unsere Neuanschaffungen deshalb gut abwägen. Aber in diesem Jahr soll der Etat im Haushalt erhöht werden. Das wäre ein positiver Trend. Ein viel breiteres Angebot bietet da die Onleihe. Die Kosten übernimmt dankenswerterweise von Anfang an die hiesige Volksbank.

Im Lesegarten:  Caroline Kirchner, Rainer Duske, Katja Schemm, Anette Nicolai, Esther Hahm
Über die gute Resonanz auf den neu eingerichteten Lesegarten freute sich nicht nur Rainer Duske mit seinen Kolleginnen Katja Schemm und Anette Nicolai (Mitte), sondern auch Caroline Kirchner vom Kulturbüro und Esther Hahm von der VHS. © Löbbe Karl

Es kommen auch weiter Besucher in die Bücherei – mit welchen Anliegen?

Das ist sehr unterschiedlich. Neben der Empfehlung für neuen Lesestoff sind es Kinder, die ein Buch suchen, Jugendliche, die Informationen zu einem speziellen Thema für eine Facharbeit in der Schule brauchen, auch Lerngruppen treffen sich. Wir veranstalten Führungen für Kinder und Lesungen. Leseförderung ist in meinen Augen das Allerwichtigste. Um die Sprachentwicklung zu fördern, sollten Kinder möglichst früh an Bücher herangeführt werden oder regelmäßig Geschichten vorgelesen bekommen. Das fördert den Wortschatz enorm. Corona hat die Bibliotheken schwer getroffen, weil all das vor Ort lange Zeit nicht mehr möglich war und wir uns neue Wege einfallen lassen mussten. Seit 2022 verzeichnen wir aber endlich wieder einen Anstieg der Besucher und der Ausleihzahlen. Die aktuelle Statistik dazu wird im Frühjahr vorgestellt.

Und es finden endlich wieder Veranstaltungen statt...

Das ist das Sahnehäubchen. Theater und Lesungen für Kinder oder die wunderbare Harry-Potter-Nacht. Jetzt kommt der Lesegarten dazu mit seinen vielseitigen Möglichkeiten für Kulturveranstaltungen. Das Salz in der Suppe sind in dem Beruf vor allem die Begegnungen mit Menschen.

Rainer Duske geht in den Ruhestand.
Rainer Duske geht in den Ruhestand. © Presch Kira

Welches Buch werden Sie im Ruhestand als erstes lesen, was ist Ihr Favorit?

Sachbücher haben mich immer mehr fasziniert als Krimis. Science-Fiction ist eher mein Ding. Mein persönlicher Favorit ist „Der Schwarm“ von Frank Schätzing. Weil es in letzter Zeit so viele Diskussionen darum gab, habe ich mir vorgenommen, Prinz Harrys Memoiren „Reserve“ zu lesen.

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