1. wa.de
  2. Lokales
  3. Bönen

Bönener Gymnasiasten gestalten gestalten eindringliche Holocaust-Gedenkfeier

Erstellt:

Von: Sabine Pinger

Kommentare

Dr. Hans-Jürgen Zacher erzählt beim Holocaust-Gedenktag im Bönener MCG von seiner Freundschaft mit Vern.
Mit zehn Jahren besuchte Dr. Hans-Jürgen Zacher das Anne-Frank-Haus in Amsterdam. Das hat ihn bis heute geprägt. © Pinger Sabine

Frieden ist das, was sich die meisten wünschen. Dass die Welt aber alles andere als friedlich ist, nicht einmal an der eigenen Schule, machte am Donnerstagvormittag Felix Neuschäfer deutlich. „Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung nehmen zu, auch hier bei uns am MCG. Es wird Zeit, die Reißleine zu ziehen“, sagte der Schülersprecher des Bönener Marie-Curie-Gymnasiums. Mit einer sehr eindringlichen, kritischen Rede leitete er die Feier zum Holocaust-Gedenktag für die Schüler der beiden oberen Jahrgangsstufen in der Aula ein.

Gastredner dort war Dr. Hans-Jürgen Zacher. Seit mehr als 50 Jahren beschäftigt sich der Werler Pädagoge und Historiker mit der deutsch-jüdischen Geschichte, wie er berichtete. 1986 lernte er einen Mann kennen, der als 14-Jähriger vor dem Nazi-Terror aus Werl geflohen ist. Zwischen den beiden entwickelte sich eine außergewöhnliche Freundschaft. Zacher erfuhr, wie Werner Halle als Kind und Jugendlicher in seiner Heimatstadt Werl Antisemitismus und schließlich Gewaltherrschaft erlebt hat.

Die Schilderung von „Verns“ Schicksal berührten die Jugendlichen sichtlich. Aufmerksam und still hörten sie dem einfühlsamen und lebendigen Vortrag zu. Der wurde von musikalischen Beiträgen eingerahmt, die Lehrerin Judith Prange mit einigen Schülern aus verschiedenen Jahrgängen vorbereitet hatte. Passend zum Anlass war es Klezmer, also jüdische Volksmusik.

Schüler tragen Gedichte, Gedanken und Musik vor

Außerdem meldeten sich weitere Gymnasiasten zu Wort. Mit Gedichten, Fakten und Gedanken appellierten sie an ihre Mitschüler. Wie etwa Maxim Ganushevich aus der Q2: „Wir müssen uns erinnern, damit wir nicht vergessen, wer wir sind und woher wir kommen“, erklärte der 17-Jährige und bezog sich auf die Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker zum 40. Jahrestag der Befreiung von der NS-Herrschaft 1985. Offenbar hatten sich die Schüler intensiv mit dem Thema befasst und belegten durch die engagierte Veranstaltung, wie wichtig es ihnen ist. Die Gedenkfeier wurde in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Erinnerungskultur, dem Kulturbüro der Gemeinde und der VHS veranstaltet.

Zum eigentlichen Gedenken an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar ist Hans-Jürgen Zacher am Freitag erneut zu Gast in Bönen, ab 19 Uhr bei einer musikalischen Lesung mit dem Trio „Gute Fraynd“ in der Alten Mühle.

Auch interessant

Kommentare