Bestenfalls haben die Kinder am Schwimmtraining und der Gemeinschaft so viel Spaß, dass sie dabeibleiben und das Team ab dem 16. Lebensjahr bei ihren Einsätzen unterstützen.
Doch auch schon jetzt werden neue angehende Rettungsschwimmer dringend gebraucht, denn die Corona-Krise hat die DLRG Mitglieder gekostet, darunter ausgebildete Rettungsschwimmer. „Ich kann verstehen, wenn es den ausgebildeten Schwimmern zu viel wird“, sagt Sandra Grotefendt. Der ehrenamtliche Einsatz bei der Ausbildung junger Schwimmer, die Unterstützung beim Katastrophenschutz und in der Urlaubszeit als dringend benötigte Helfer an den Urlaubsstränden, all das ist zeitintensiv.
„Die Corona-Auszeit hat vielen Ehrenamtlern gezeigt, dass man die Freizeit auch anders verbringen kann als mit Hilfsdiensten“, stellt Grotefendt fest. „Man sieht es auf den Facebookseiten der DLRG-Gruppen“, ergänzt Michaela Braun, ebenfalls Rettungsschwimmerin bei der DLRG Bönen. Es fehlen überall Rettungsschwimmer, Bootsführer und Sanitäter. An den Küsten konnten die Lücken in der Urlaubssaison schon vorher nicht aus den eigenen Reihen gefüllt werden. Dazu braucht es ausgebildete Schwimmer aus den Binnenländern, wie NRW. Doch die Ehrenamtler werden immer weniger.
Inzwischen prüfen die Entscheidungsträger des Verbands, ob die Ausbildung zum Retter verkürzt werden kann, doch damit können sich die Bönener Rettungsschwimmer überhaupt nicht anfreunden. „Die Entscheidung ist auch noch nicht gefallen“, schildert Sandra Grotefendt.
Wer amtlich als Rettungsschwimmer eingesetzt werden kann, muss sich viele Fähigkeiten erarbeiten. Bei den Prüfungen müssen die Anwärter auch in voller Montur ins Wasser und einen Menschen in Not über 50 Meter abschleppen, selbst wenn der sich dagegen wehrt, weil er in Panik geraten ist. „Wir haben spezielle Kleidung aus Leinen für solche Übungen, die saugt sich besonders voll“, macht Michaela Braun deutlich, dass das Training viel Kraft erfordert. In einem solchen Fall gilt es, möglichst schnell die Person in Not zu erreichen, die sich dann unweigerlich an den Helfer klammert.
Mit einem Befreiungsgriff dreht der Rettungsschwimmer die Person um, fasst sie mit sicherem Griff und zieht sie ans Ufer. Das erfordert gute Nerven, Kraft, Koordination und routinierte Bewegungsabläufe.
183 Mitglieder zählt die DLRG Bönen zurzeit. 71 sind über 18 Jahre alt. Viele von ihnen sorgen mit ihrem freiwilligen Engagement dafür, dass der Verein seine Leistungen überhaupt erbringen kann. Leistungen, die Leben retten können. Willkommen sind beim DLRG alle Altersklassen. Eine Mitgliedschaft ist erst ab dem Seepferdchen erforderlich.
Kinder absolvieren im Anschluss die drei Schwimmabzeichen in Bronze, Silber und Gold. Nach dem dritten und frühestens mit zehn Jahren geht es weiter mit dem Junior-Retter. Die jungen Schwimmer lernen, woran sie Notsituationen erkennen und was dann zu tun ist. Dazu gehören neben den Befreiungsgriffen zum Eigenschutz auch Transportgriffe in Theorie und Praxis.
In der späteren Rettungsschwimmer-Ausbildung folgen dann die aufbauenden Abzeichen. Deren Niveau bleibt lebenslang gleich. „Die altersangepasste Abstufung wie beim Sportabzeichen gibt es hier nicht“, warnt Sandra Grotefeldt, die den Umstand aber auch erklären kann. „Wenn jemand 50 Meter an Land geschleppt werden muss, ist das anstrengend.“ Damit sind die Abzeichen auch ein Leistungsnachweis, der den Schwimmern deutlich macht, ob sie den Anforderungen gewachsen sind.
Beim regelmäßigen Schwimmtraining wird an der Technik und der Kondition gefeilt. „Deshalb haben wir auch Triathleten, die bei uns mitschwimmen“, so Grotefendt über die Mitglieder. Die Ausbildung bei der DLRG bringt auch Vorteile. Dazu gehört eine Vielzahl von Zusatzqualifikationen, die im Beruf oder in der Freizeit helfen. Ganz besonders für Sanitäter, Menschen in sozialen Berufen und Polizisten.