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Kritik an Flächenversiegelung beim Radweg-Ausbau in Bönen

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Von: Sabine Pinger

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Radweg an der K42 in Bönen wird saniert und ausgebaut
Auf den ersten Blick sieht der Asphalt gut aus. Der Kreis Unna hält die Sanierung des Radweges dennoch für notwendig. © Pinger Sabine

Er war noch ganz gut in Schuss. Zumindest für Laien wies der Rad- und Fußweg entlang der Rhynerner Straße (K42) zwischen dem Kreisverkehr und der Einmündung zur Bahnhofstraße kaum Mängel auf. Der Asphalt war einigermaßen glatt, die Breite ausreichend. Mit viel Gegenverkehr muss dort in der Regel niemand rechnen – der Weg wird nicht übermäßig genutzt. Trotzdem nimmt der Kreis Unna jetzt rund 211 000 Euro in die Hand, um ihn zu sanieren und auf 2,50 Meter auszubauen. Für einige stellte sich da die Frage nach dem Warum.

Bönen - Grund seien eine hohe Anzahl an Rissen und Unebenheiten im Asphalt, beantwortet die Kreisverwaltung diese Frage. Zudem wiesen die geltenden Vorschriften eine Mindestbreite von 2,50 Meter für Radwege aus. Deshalb sollen alle Radwege im Kreis über kurz oder lang ausgebaut werden. Radhauptverkehrswege müssen sogar drei Meter breit sein.

Vor drei Jahren haben sich die Fachleute des Kreises daraufhin alle eigenen Radwege angesehen und zugleich deren Zustände bewertet. Der Strecke an der Kreisstraße in Bönen bescheinigten sie zumindest damals noch einen sehr guten Zustand. Notwendig seien lediglich die üblichen Erhaltungsmaßnahmen, hieß es in dem „Kreisstraßenbauprogramm“, über das der Kreistag im September 2020 abstimmte. Der Ausbau des Radweges an der K42 bekam die niedrige Prioritätsstufe (1 von 5).

Ein Jahr später hatte sich der Kreis dennoch den unteren Abschnitt des Weges vom Kreisverkehr bis zur Ampelkreuzung vor dem Autobahnanschluss (L665) vorgenommen. Dabei wurde der Grünstreifen, der den Weg bis dahin von der Straße getrennt hat, komplett geteert. „Zurückgeblieben ist eine Asphaltwüste. Der Schmutz und Staub von der Straße landet ungefiltert auf dem Rad- und Fußweg“, beklagt Matthias Overbeck. Als Anwohner der Weetfelder Straße kennt er den Weg besonders gut. Der Bönener berichtet, dass die aufgestellten Begrenzungspfosten zwischen Fahrbahn und Radweg in diesem Bereich regelmäßig umgefahren und teils nicht mehr aufgestellt werden.

„Sicherheitspuffer fehlt“

„De facto ist kein optischer und tatsächlicher Sicherheitspuffer zwischen Straße und Rad- und Fußweg vorhanden, nur eine durchgezogene weiße Linie. Unattraktiver und unsicherer kann ein Rad- und Fußweg nicht gestaltet werden“, stellt er fest. Durch die Begrenzung seien die 2,50 Meter zudem nicht die neue Breite des Radweges. „Breiter wird nur die Asphaltdecke.“

Das belaste nicht nur die Steuerzahler, deren Geld dafür ausgegeben wird, sondern auch die Umwelt. Mehr Breite bedeutet Flächenversiegelung. Das gilt genauso für die rund 1,3 Kilometer Strecke, die zurzeit bearbeitet wird. Der Kreis rechnet nach seiner Beurteilung aus dem Jahr 2019 mit fast 3200 Quadratmetern, die zusätzlich befestigt werden müssen.

„Hier werden ohne Not für die Staub-, Schmutz- und Wasserbindung wertvolle Flächen im Straßenbegleitgrün mit Asphalt überteert“, bemängelt Overbeck. Er fragt nach einer Ersatzmaßnahme. Die kann im Sinne des Klimaschutzes ausschließlich im Entsiegeln einer entsprechenden Fläche und deren ökologische Aufwertung – sprich Bepflanzung – erfolgen.

Doch für die Versiegelung des Radweges in Bönen ist kein Ausgleich vorgesehen. „Es handelt sich um eine Sanierung im Bestand“, gibt eine Kreissprecherin an. An der ist die Gemeinde selbst übrigens nicht beteiligt, der Ausbau liegt allein in der Hand des Kreises.

Bezahlt aus Klimaschutzmitteln

Der bezahlt die aktuelle Baumaßnahme größtenteils mit Fördermitteln. 184 000 Euro bekommt der Kreis dafür aus dem Landesprogramm „Gewährung von Kompensationsleistungen für kommunale Klimaschutzinvestitionen“. Damit soll unter anderem klimafreundliche Mobilität in Nordrhein-Westfalen gefördert werden. Und dazu gehören Radwege fraglos.

„Wir hatten einen funktionierenden Rad- und Fußweg von der Autobahn bis zur Einmündung Bahnhofstraße“, hält Overbeck dagegen. Ein Anschluss, der Radfahrer sicher in die Nachbarstadt bringt, fehle jedoch. Entlang der Rhynerner Straße bis zur Ampelkreuzung Rhynern gibt es keinen Radweg. „Warum wird dieser Weg nicht gebaut? Dieses Teilstück ist für Rad- und Fußgänger extrem gefährlich, dort gab es in der Vergangenheit schon mehrere Todesfälle.“

Dass für den Bereich nicht der Kreis, sondern andere zuständig sind, weiß Overbeck. Schließlich handelt es sich um eine Landstraße. „Aber ist es zeitgemäß, dass Behörden untereinander nicht kommunizieren und nach Lösungen bei verschiedenen Zuständigkeiten suchen?“, fragt er dennoch.

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