Warum er denn nach der mittleren Reife an der Realschule Bönen denn nicht gleich ins Handwerk gegangen ist? „Ich wollte tatsächlich erst Lehrer werden“, erklärt Lennart Bambach den Wechsel auf die Gesamtschule Unna. „Und dahin zu kommen ist von Bramey aus wahrlich nicht leicht“, gibt Lennart Bambach ganz praktische Gründe für den Führerschein mit 16 Jahren an. „Na ja, und ich war auch immer technikbegeistert – laut und stinkig musste es sein.“
Zwischen ihm und dem zunächst angestrebten Abitur stand bald ein Schulpraktikum im späteren Ausbildungsbetrieb. „Die haben mir dann gesagt, ich solle einfach anrufen, wenn ich einen Ausbildungsplatz wolle“, erzählt der 21-Jährige. Er war sofort Feuer und Flamme. – auch weil er die Schule inzwischen leid war, den Lehrer abgehakt hatte. „Moment!“, legte Mutter Sandra Bambach ein Veto ein. „Ich sollte erst einen Abschluss machen“, erklärt der Zweiradmechatroniker, „ist okay gewesen.“ Mit 18 tauschte er die Kreide gegen den Schraubenschlüssel. „Ist doch toll, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann.“
Am Anfang habe er tatsächlich auch die Werkstatt gefegt, bestätigt der Bönener ein Klischee des ersten Lehrjahrs. „Aber dann kam schon ein neuer Azubi, und ich habe den Besen gleich weitergegeben. Es dauerte nicht lange, so drei vier Wochen, da durfte ich selbstständig arbeiten. Natürlich hat immer einer auf das Ergebnis geschaut“, so Bambach. Lieblingsarbeit? Probefahrten.
„Das Team ist top in Dortmund. Wir sitzen auch nach Feierabend noch zusammen“, erklärt der Geselle sein Verbleiben. „Wir haben schon auf Augenhöhe miteinander gearbeitet, als ich noch in der Ausbildung war – egal ob Altgeselle oder Meister.“ Er genießt auch die Freiheiten. „Neue Motorräder müssen ja eingefahren werden. Wenn der Kunde möchte, übernehmen wir das“, sagt der Bönener. So könne er auch mal Maschinen fahren, die er sich selbst noch nicht leisten könne.
„Er fährt auch mal nachts“, beschreibt die Mutter die Begeisterung des Sohnes. Nicht ohne Sorge, denn die Rennmotorräder haben tatsächlich den sprichwörtlichen „Wumms“. Bambach fährt privat eine Maschine der R-Serie mit 172 PS. Braucht es diese Kraft, um 200 Kilogramm plus Fahrer zu beschleunigen? „Yamaha macht den Kampf um jedes PS ja bewusst nicht mit, bei 200 ist Schluss“, weicht Bambach aus. Sein Zweiradtraum ist eine R1M. Die Supersportler beschleunigt die 202 Kilogramm vollgetankt in 3,3 Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde. Aber Ausfahren könne man diese Rennmaschinen sowieso nicht auf der Straße. Er würde es trotzdem mal gerne tun, auf einer Rennstrecke.
Seit Anfang Oktober ist der Brameyer nicht nur Kammerbester, sondern zudem Landesmeister seines Fachs. „Es waren aber nur Drei aus ganz NRW für den Wettbewerb qualifiziert, einer hat sich gar nicht zurückgemeldet, da ist der Leistungswettbewerb durch die Prüfungskommission abgesagt worden.“
Bambachs Abschluss reichte dem Gremium als Nachweis der Befähigung zur Meisterausbildung. Ein Stipendium, das den Eigenanteil des Schülers in Höhe von über 8000 Euro trägt, hat er jetzt in der Tasche. Mit seinem Chef hatte er vorher schon den Besuch der Meisterschule vereinbart. „Ich mache jetzt diesen Winter zwei Einheiten, in der nächsten Saison bin ich dann wieder komplett in der Werkstatt. Ich muss ja auch Geld verdienen. Und dann geht’s nach Saisonende wieder auf die Schule.“ Ziel von Bambach ist, irgendwann als Tüv-Prüfer anzufangen, vielleicht später auch eine Werkstatt zu übernehmen.
Warum es ihn denn nicht wie viele Altersgenossen mit Benzinaffinität in Richtung Kfz-Mechatroniker gezogen hat? „Nee, der Zweiradmechaniker macht ja alles. Das ist doch viel interessanter. Beim Auto wird ja nur noch ausgetauscht.“