1986 wurde Kind Nummer zwei geboren. Tochter Diana besuchte ebenfalls den Kindergarten der Christ-König-Gemeinde. Wieder brachte sich Wiesner als Mutter und Gemeindemitglied begeistert mit ein, half aus, wenn Hilfe benötigt wurde. Nachdem Diana in die Schule wechselte, war jedoch erst mal Pause. Der Kontakt zur Kita blieb indes, inzwischen hatten sich nicht nur ihre Tochter mit dem Sohn von Birgit Schlottmann angefreundet, sondern die beiden Mütter ebenso.
1994 wurde die Kita schließlich um eine dritte Gruppe erweitert, und das Mitarbeiterteam musste vergrößert werden. Der Kita-Leiterin fiel dabei sofort die engagierte Mutter und Freundin ein. Sie fragte Brigitte Wiesner, ob diese als Ergänzungskraft in den Kindergarten kommen wollte. „Du bist die Richtige“, erklärte ihr die künftige Chefin. „Es war toll, dass sie mir das zugetraut hat“, freut sich Brigitte Wiesner noch heute darüber, dass Birgit Schlottmann ihr das nötige Selbstvertrauen gab.
Die Bönenerin startete zunächst halbtags in der Sonnenblumengruppe. In den folgenden Jahren hat sie etliche Kinder bis zur Einschulung begleitet und war in den verschiedenen Gruppen der Einrichtung tätig. „Es ist jedes Mal eine Herausforderung, wenn neue Kinder kommen. Und wenn wir sie dann in die Schule verabschieden, fängt es wieder von vorne an: Die nächsten Kinder kommen. Das ist einfach schön“, stellt die 64-Jährige fest. Es rührt sie sehr, dass die Mädchen und Jungen ihr so viel Vertrauen entgegenbringen und offen ihre Gefühle zeigen. „Es gibt nichts Ehrlicheres als Kinder. Wenn sie einem zeigen, dass sie einen gerne haben, dann geht einem das Herz auf.“
Im Laufe der Zeit wurden die Kleinen in der Kita immer jünger. Um den Unter-Dreijährigen gerecht zu werden, absolvierte Brigitte Wiesner vor neun Jahren eine Qualifizierung. Auch die Arbeit in der Kita hat sich gewandelt. Neue Aufgaben sind hinzugekommen, neue Herausforderungen, vor allem viel Bürokratie. Bei den Kindern habe sich hingegen nicht viel verändert. Ein Kind sei immer noch ein Kind – selbst wenn sich die Gesellschaft und das Umfeld verändern, stellt Wiesner fest. Für sie war ihre Arbeit nie nur ein Job. „Natürlich nimmt man vieles mit nach Hause“, erzählt sie. Zum Beispiel, wenn es Probleme in einer Familie gibt. „Da versuchen wir natürlich zu helfen.“
Mittlerweile sind einige „ihrer“ Kinder in die Kita zurückgekehrt – als Mütter und Väter. Manche haben sie bei der offiziellen Verabschiedung von ihr und Kita-Leiterin Birgit Schlottmann am 25. Juni überrascht. „Das war sehr emotional, besonders der Abschied von den Kindern“, schildert sie. „Der Abschluss war überwältigend, vor allem, was die Kinder und die Kollegen auf die Beine gestellt haben.“ Leicht fällt es ihr nicht, Lebewohl zu sagen.
Auf der anderen Seite freut sich die dreifache Großmutter darauf, mehr Zeit zu haben, zum Beispiel für die Enkel. Außerdem geht auch ihr Mann demnächst in den Ruhestand. Gemeinsam will das Paar möglichst viel reisen und die Zweisamkeit genießen. Anfang des Jahres sind die Beiden nach Unna gezogen, doch ihrer Heimatgemeinde und erst recht ihrer Kita will Brigitte Wiesner keinesfalls den Rücken kehren. „Ich werde weiter in der Gemeinde aktiv sein, bei der Kinderkirche und der Caritas. Und gerne besuche ich dann auch die Kita.“