1. wa.de
  2. Lokales
  3. Bönen

Bönener erschleicht sich 21 000 Euro von seiner „Freundin“

Erstellt:

Von: Sylvia Mönnig

Kommentare

Der Angeklagte muss 700 Euro zahlen.
Für seinen Betrug geht der Bönener jetzt hinter Gitter. © Arne Dedert, dpa

Ihre Hilfsbereitschaft und die Hoffnung in das Gute im Menschen wurden einer 60-Jährigen zum Verhängnis. Sie lieh ihrem Freund aus Bönen immer wieder Geld, fiel auf Lügen herein und büßte so eine fünfstellige Summe ein. Der Betrug in Serie soll den Bönener die Freiheit kosten.

Offenbar lernten sich die Frau aus dem Arnsberger Raum und der Bönener in einen Chatroom kennen. Mit einer Beziehung wurde es nichts, dafür entstand eine Freundschaft. Und genau die kam die 60-Jährige im wortwörtlichen Sinne teuer zu stehen.

Als er sie um Hilfe bat, war sie sofort dazu bereit. Im Zeitraum zwischen Anfang April 2019 und Ende Juli 2021 lieh sie ihm in 71 Fällen Geld oder übernahm Überweisungen für ihn – im Vertrauen darauf, dass seine Erklärungen der Wahrheit entsprachen und sie ihr Geld irgendwann zurückerhalten würde. Tatsächlich sah sie von den rund 21 000 Euro keinen Cent wieder. Als sie sich eingestehen musste, dass ihre Gutmütigkeit schamlos ausgenutzt wurde, erstattete sie Strafanzeige.

Gewerbsmäßiger Betrug wurde dem Mann aus Bönen nun vor dem Schöffengericht in Unna vorgeworfen. Er räumte die Vorwürfe im Wesentlichen ein, wobei er in einigen Fällen passen musste. „Ich hatte einen finanziellen Engpass – da habe ich sie gefragt“, erklärte der 54-Jährige und gab an, zu dem Zeitpunkt bereits arbeitslos gewesen zu sein. Und zum Schluss betonte er noch, dass es schon leid tue – irgendwie. „Ändern kann ich leider auch nichts.“

Ein Netz aus Lügen

Wie perfide das Netz aus Lügen war, mit dem er sein Opfer zur Kasse bat, ließ sich erahnen, als die 60-Jährige in den Zeugenstand trat. So gab sich der neue Freund beispielsweise offenbar als Freiberufler in der Werbebranche aus, berichtete von anstehenden Geldeingängen und einer vorübergehenden Misere. Er klagte ihr sein Leid über Unterhaltszahlungen für ein Kind, dass er vielleicht gar nicht erst hatte, oder verwies auf Auftraggeber, die noch nicht gezahlt hätten. Er bat sie um Hilfe bei der Miete oder behauptete, dass sein Konto gesperrt sei.

Sie vertraute ihm zunächst und verlor auch dann nicht die Hoffnung auf Rückzahlung, als sich erste leise Zweifel meldeten. Zumal, so erklärte sie, er immer wieder Gründe dafür gefunden habe, warum er gerade nichts begleichen konnte. Insgesamt habe er „eine perfekte Parallelwelt“ aufgestellt. Und sie sparte nicht mit Selbstkritik: „Ja, wenn er um Hilfe geschrien hat, war ich so dumm und bin dahin.“ Erst der Hinweis einer Frau, die sich bei ihr meldete und angab, auch zu seinen Opfern zu gehören und von weiteren Fällen sprach, brachte Klarheit.

Der Richter redete Tacheles: „Das war eine Schweinerei.“ Und die soll den Bönener für zweieinhalb Jahre hinter Gitter bringen.

Auch interessant

Kommentare