Chaos-Theater feiert Premiere mit einem „mordsmäßigen Wochenende“

BÖNEN - Klischees sorgten am Donnerstagabend für die Lacher des Publikums im Pfarrheim Sankt Bonifatius. Auch das „Ooom“ ließen die Schauspieler des Chaos-Theaters bei der öffentlichen Generalprobe ihres aktuellen Stückes „Ein mordsmäßiges Wochenende“ nicht aus. Schließlich spielt die Handlung des Dreiakters in einem Yogakursus. Freitag war Premiere.
Schon als Johanna Bimsbauer (Birgit Omansik) das Köfferchen ziehend in den einsam gelegenen Bauernhof eintritt, ist erstes, verhaltenes Gelächter zu hören. Omansik, sonst eher auf die Männerrollen im Chaos-Theater abonniert, passt in ihrer Strickjacke und mit Kordrock perfekt als bodenständige, naive Mutter von sechs Kindern, zwei Katzen. „Hier riecht’s aber komisch“, bemerkt sie gleich. Kursleiter Gerd, gespielt von Hilde Post, klärt auf: Opium wäre das, beruhigend und deswegen gut für die Stimmung. Gerd meint natürlich nicht Rauschgift, sondern Räucherstäbchenduft.
Auch ansonsten passt das Bühnenbild mit Bhudda sowie dem Poster von verschiedenen Yoga-Übungen in die Vorstellung eines entsprechenden Wochenendes. Johanna, das erste Mal alleine ein ganzes Wochenende lang weg, vermisst Ehegatten Karl und das Telefon. Die nachfolgenden Kursteilnehmer, die Tussis Ria (Sibille Steinkamp) und Conny (Britta Dzierzon), vermissen erst einmal Männer. Sie sind schließlich auf Empfehlung von Piet dabei, erwarten dem Outfit nach eher ein Partywochenende. „Wie, vegetarisch?“, fragt die kölsche Kodderschnauze Ria etwa. „Brennnesseltee? Meine Freundin kriegt doch so leicht Blähungen!“ Begeistert sind beide hingegen, als die Rede von Stellungen ist – „mit sonem Typen im Lotussitz.“ Ein Schenkelklopfer.
Ansonsten braucht das Stück des niederländischen Autors Carl Slotboom eine Weile, um Fahrt aufzunehmen. Was nicht an der Darstellerriege liegt. Die Sechs haben sich ihre Rolle in sechs Monaten akribisch erarbeitet, mit Liebe zum Detail und mit dem Blick für die Ausstattung. Bert (Ina Stehl) ist schwul, trägt bei der Ankunft natürlich einen rosa Blouson – und beim ersten Kennenlernen im Meditationsraum rosa Häkelware an den Füßen. Bert ist übrigens auch Yoga-Profi. „Ich hoffe, das hier ist kein Anfängerkurs.“ Da täuscht er sich. Nur der neunmalkluge Marian (Britta Grobe) hat Erfahrung. Er weiß auch Johanna zu helfen, die im Blümchenhausanzug nicht mehr aus dem Schneidersitz herauskommt. Marian sorgt auch dafür, die Labertasche Ria, die sich auf die schlichte Johanna eingeschossen hat, zum Schweigen zu bringen.
Die Handlung des Stücks ist eng umrissen. „Mördermäßiges Wochenende“ lebt vom Dialogwitz und der Figurenzeichnung. Gedanken an den Titel kommen auf, als seltsame Geräusche zu hören sind und Johanna auf einmal verschwunden ist. Da finden die doch sehr unterschiedlichen Charaktere dann endlich ein gemeinsames „Chakra.“
„Viele haben geweint, dass sie keine Karten mehr bekommen haben“, erklärt Regisseurin Martina Thätner, „aber mehr geht nicht. Nach zehn Aufführungen sind wir platt.“ 800 Eintrittskarten gingen diesmal innerhalb von drei Stunden über den Tresen. Das Chaos-Theater trifft den Nerv seines Publikums seit Jahren, ein nächstes Stück kommt bestimmt. „Aber erst einmal machen wir vier Wochen Pause, bevor wir uns Gedanken um die Spielzeit 2018 machen“, so Martina Thätner.