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Chaos-Theater begeistert mit „Keine Gnade für Noah“

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Eva Schmitz (Britta Grobe) glaubt an Wahnsinn, Dr. Rolf Geistreich (Birgit Omansick) an Übernatürliches.
Eva Schmitz (Britta Grobe) glaubt an Wahnsinn, Dr. Rolf Geistreich (Birgit Omansick) an Übernatürliches. © Thomas Pinger

BÖNEN - Neunmal öffnet sich in den kommenden zwei Wochen der Vorhang für das Chaos-Theater, neunmal spielen die Frauen vor ausverkauftem Haus im Pfarrheim Sankt Bonifatius. Und wenn sie das jedesmal mit soviel Herzblut, Können und Freude tun wie bei der öffentlichen Generalprobe am Donnerstagabend, dann wird auch die aktuelle Spielsaison mit 720 verkauften Eintrittskarten garantiert ein riesiger Erfolg.

Die 80 Besucher der Vorpremiere amüsierten sich jedenfalls prächtig. Wie immer hatte die Gruppe um Regisseurin Martina Thätner ein humorvolles Stück ausgesucht, zum erstenmal jedoch eine „biblische Geschichte“. Allerdings hat Thaddäus Koslowski in „Keine Gnade für Noah“ mit ganz anderen Widerständen zu kämpfen, als sein Ur-, Ur-...Ur-Großvater Noah. Den Mann mit Prinzipien - „ich möchte nichts essen, was sich noch am Tellerrand festhält“ - spielt Hilde Post herrlich trocken, mit reichlich Witz.

Nicht nur, dass Thaddäus von „ganz oben“ den Auftrag bekommt, eine neue Arche zu bauen, von rund 13 Millionen Tierarten jeweils ein Paar einzufangen und eine neue Menschheit zu gründen. Er hat keine Ahnung, wie er den Zeitplan einhalten und den göttlichen Großauftrag bezahlen soll. Außerdem halten ihn alle für verrückt. Von der hyperaktiven Bauamtsmitarbeiterin Eva Schmitz, deren Charakter Britta Grobe wunderbar abbildet, bekommt er wenig Hilfe. Und

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© Thomas Pinger

auch von seiner Holz-Lieferantin Ute Müller, überzeugend gespielt von Sibille Steinkamp, hat der Handwerker nichts zu erwarten. Zu allem Überfluss taucht Dr. Rolf Geistreich auf. Der soll sich von Koslowskis Geisteszustand überzeugen, nachdem dieser versucht hat, mit zwei Affen aus dem Zoo zu fliehen. Der Psychiater glaubt an übernatürliche Erscheinungen und hofft, bei Koslowski selbst eine zu erleben. In die Rolle des verschrobenen Wissenschaftlers schlüpft Birgit Omansick und beweist herausragend ihr schauspielerisches Können.

Glücklicherweise ist Thaddäus nicht allein. Zur Seite steht ihm zum einen seine Ehefrau Hermine, bestens besetzt mit Ute Klein, zum anderen übernimmt die bezaubernde Laura, Botin des Herrn, das Management des Projektes. Wortwörtlich glänzt Ina Stehl in dieser Rolle. Und schließlich taucht Opa Ludwig auf, um seinen Enkel von dem Auftrag zu überzeugen. Der „bewohnt“ jedoch seit zehn Jahren „ein Ein-Zimmer-Appartement“ auf dem Südfriedhof. Und so sorgt Martina Stöger als auferstandener Großvater für den Gruselfaktor - für einen urkomischen allerdings. Sogar ein paar „Spezialeffekte“ hat Martina Stöger für das Publikum eingebaut.

Alle Akteurinnen zeigten bereits bei der öffentlichen Generalprobe ihr schauspielerisches und komisches Talent. Die gelungene Aufführung zeigte, mit wieviel Engagement und Leidenschaft die Frauen bei der Sache sind. Und das gilt nicht nur für die Ensemble-Mitglieder im Scheinwerferlicht. Schon beim Blick auf die Bühne fällt auf, mit welcher Mühe und Hingabe sich das Chaos-Theater auf die Aufführungen vorbereitet hat. Laminat auf dem Fußboden, Bilder an den Wänden und Kränzchen um die Kerzen - so sieht das Wohnzimmer der Koslowskis aus. „Eigentlich könnten wir 14 Tage vor der Premiere ins Pfarrheim ziehen“, erzählt Martina Thätner.

Seit dem Sommer proben die Frauen das Schauspiel von Peter Worms. Zwei Probewochenenden waren angesetzt. Hinzu kamen die Arbeiten am Bühnenbild, den Requisiten und Kostümen. Nun stehen insgesamt neun Aufführungen an, ein wahrer „Theater-Marathon“ für die 14 Beteiligten. Der „feste Stamm“ ist seit mehr als zehn Jahren dabei. Damals startete die Gruppe mit dem „Dschungelbuch“ für die Kinder der Kita Sankt Bonifatius.

Dass sich die Mühe lohnt, wussten die Mitglieder des Chaos-Theaters spätestens beim Schlussapplaus am Donnerstagabend. Begeistert bedankten sich die Zuschauer für beste Unterhaltung.

Bei der Premiere am Freitagabend saß übrigens ein Überraschungsgast im Zuschauerraum: Der Autor Peter Worms aus Recklinghausen überzeugte sich, wie 14 Frauen sein Stück erfolgreich auf die Bühne brachten. - fla

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