Nach dem Dauerregen, der den ganzen Mittwoch auf die Gemeinde runtergegangen war und die Kanalisation völlig überlastet hatte, machte das Wetter nur eine kurze Verschnaufpause. Um 17.40 Uhr kündigte Warn-App Nina erneut Starkregen und Gewitter an. Da der Notruf völlig überlastet war, wurden Betroffene aufgefordert, von Anrufen abzusehen, wenn das Wasser im Keller unter 10 Zentimeter hoch ist.
Die Einsatzkräfte hatten alle Hände voll zu tun, die eingegangenen Notrufe abzuarbeiten und Keller wieder leer zu pumpen. Auch Feuerwehrleute blieben nicht verschont von den Auswirkungen des Unwetters. Feuerwehrsprecher Timo Rinkewitz hatte wie viele andere Bönener selbst zunächst mit Wasser im eigenen Keller zu kämpfen. Als das getan war, zog er die Feuerwehrmontur an, um die Kollegen bei ihren Einsätzen zu unterstützen.
Betroffen waren alle Ortsteile, besonders schlimm hatte es aber die Beethovenstraße erwischt. Hier waren auf beiden Straßenseiten sämtliche Keller vollgelaufen. Die Anwohner versuchten, die braune Brühe, die in manchen Häusern knie- oder sogar hüfthoch im Untergeschoss stand, mit Eimern abzuschöpfen.
Einige hatten nach leidvollen Erfahrungen bei starkem Regen bereits Pumpen angeschafft, die jetzt die braune Brühe in den Vorgarten spuckten. So wie Annerose und Klaus-Dieter Vogel. „Bei Starkregen haben wir hier regelmäßig Wasser im Keller, weil die Kanalisation das nicht schafft“, berichtete Annerose Vogel. Deshalb haben sie und ihr Mann inzwischen Möbel und Geräte auf Podeste gestellt.
Podeste hätten Michael Nießner ein paar Häuser weiter auch nichts mehr genutzt. Bei ihm stand das Schmutzwasser aus dem Gulli fast hüfthoch im Keller. „Innerhalb einer halben Stunde war alles vollgelaufen“, berichtete er.
Viele Anwohner der Beethovenstraße hatten keinen Strom mehr, weil Elektrogeräte im Keller eingeschaltet waren, die einen Kurzschluss verursacht hatten. „Mein Gefrierschrank ist hin“, klagte Monika Schirrmacher. „Und der ist voll mit Fleisch.“ Sie hatte das verdächtige Gluckern zuerst im Abfluss der Küchenspüle gehört. „Ich hab nur gehofft, dass es nicht in der Toilette hochkommt.“ Das blieb ihr zwar erspart, aber dann sah sie, dass der Keller unter Wasser steht. „Eigentlich müssten Rückstauklappen in die Häuser eingebaut werden.“
Eine Rückstauklappe hat Melanie Koch für rund 5000 Euro eingebaut, aber das hat auch nicht geholfen. Denn das Wasser drückte durch die Wände. Damit versank auch ihr neues Badezimmer in den braunen Fluten, das sie sich gerade im Keller einbaut..
Wo ist die Feuerwehr? fragten viele Anwohner, die mit Eimern Wasser schöpften, aber nicht wirklich Fortschritte sahen. Aber die Einsatzkräfte konnten in dieser Ausnahmesituation nur von einem Notruf zum anderen eilen und waren mit mehreren Wagen in der Gemeinde im Einsatz. Es waren einfach zu viele Notrufe gleichzeitig.
Am frühen Abend trafen sich die Verantwortlichen im Kreis zur Lagebesprechung in Unna: „Vorerst wird es noch keine Großlage geben“, informierte ein Kreissprecher. Die Bönener Feuerwehr hatte bis dahin mit 45 Einsatzkräften 75 Einsätze bewältigt. Am Abend warteten immer noch viele Bönener auf die Pumpen der Feuerwehr.
„Wer jetzt Hilfe anfordert, muss mit einer Bearbeitungszeit von mindestens einer Stunde rechnen, bis die Feuerwehr eintrifft“, so der Kreissprecher am frühen Abend. Da war also Geduld gefragt bei den Betroffenen. „Die Lage bleibt angespannt“, betonte der Kreissprecher. „In den kommenden Stunden sollte sich entscheiden, ob noch einmal Starkregen kommt und in der Nacht erneut für volle Keller sorgt, oder ob das Wasser langsam absinken kann.“