Der Besuch des Schützenfestes in Nordbögge inspirierte ihn zu seinem mörderischen Plan unter dem Titel „Horrido!“. Der sah auch vor, ein Jahr später, 2020, im Rahmen des Krimifestivals an den Tatort zurückzukehren und in einem echten Schützenzelt mit Grünröcken und Spielmannszug sein Mordswerk vorzustellen. Dann kam Corona und machte einen Strich durch die Rechnung. Ein Jahr später konnte die Lesung am Freitagabend endlich stattfinden – allerdings im Förderturm. Immerhin: Grün-weiße Wimpel und ein Banner „Willkommen zum Schützenfest“ zauberten etwas Festatmosphäre.
Um die 50 Zuhörer an ihren Tischen noch etwas auf die Folter zu spannen, las Gollhardt zunächst aus seinem spannenden Polit-Thriller „Westwall“, der im rechtsradikalen Milieu spielt und inzwischen verfilmt ist. Er wird als Sechsteiler Ende November im ZDF gesendet.
Nach einer Pause, in der sich die Zuhörer mit Bier und Gulaschsuppe stärken konnten, interviewte Sigrun Krauß, Leiterin des Krimifestivals „Mord am Hellweg“, den Kölner Autor zunächst zu seinem Bönen-Krimi. „Ich hatte mich gefreut, einen kleineren Ort wie Bönen zugeteilt zu bekommen“, gestand er freimütig ein, „denn in der Provinz mordet es sich auch viel schöner.“ Aber nicht immer so einfach wie gedacht, wie er bekannte: „Ich hatte mir vorgestellt, so ein Mord beim Schützenfest ist einfach zu bewerkstelligen. Da laufen alle Schützen mit Gewehren rum und nach reichlich Bierkonsum kann da schon mal was passieren.“ Schnell musste er bei seinem Besuch erkennen, dass die Sicherheitsvorkehrungen in der Realität seine Idee zunichte machten.
Also zäumte er den literarischen Gaul ganz neu auf – mit einem verzweifelten Krimiautor, der mit einer Schreibblockade kämpft, als ihn das geniale Manuskript eines Fans erreicht, das seine ganze Existenz bedrohen könnte. Und das stammt ausgerechnet vom amtierenden Nordbögger Schützenkönig. Das geht natürlich gar nicht. Der Konkurrent muss weg! Vor dem Bönener Publikum beeilte sich Benedikt Gollhardt aber, noch bevor er die Geschichte las, klarzustellen, dass die Figur des Schriftstellers in der Geschichte fiktiv und keineswegs mit dem Autor zu verwechseln sei. Das Bönener Publikum hatte jedenfalls seinen Spaß an Gollhardts pointierter Lesung und seiner Geschichte, die nicht bierernst genommen werden will und den Literaturbetrieb auch selbstironisch auf die Schippe nimmt.
Todesmutig hat Gollhardt übrigens angekündigt, dass er im kommenden Jahr auf den Nordbögger Schützenplatz zurückkehren und mitfeiern will, „notfalls mit schusssicherer Weste“, wie er augenzwinkernd gesteht. Vielleicht ergibt sich dann auch noch einmal die Gelegenheit für eine Lesung im Schützenzelt.