Die Gemeinde Bönen und die RSE GmbH als Treuhänderin der Salzgitter AG treten an, die anstehende Untersuchung für die umstrittene Planung des Baugebietes „Auf der Kiße“ im Vorfeld transparent zu machen. Dem gegenüber, auf der anderen Seite der Zechenstraße, zeigt ein Dutzend Anwohner Präsenz, damit klar ist: Mit ihrem Widerspruch ist zu rechnen.
Mit dem losen Zusammenschluss zur Bürgerinitiative (BI) „Rettet den Zechenwald“ haben sich Gegner der geplanten Bebauung aus unterschiedlichen Motiven schon im Oktober formiert. Unter diesem Namen wollen aktuell um die 25 Mitstreiter um Sprecher Wilfried Peukert ihren Protest weiter ohne feste Strukturen öffentlich machen und politisch agieren. Parallel wurde von BI-Initiator Patrick Ernst und Gleichgesinnten die Gründung eines Vereins als Basis vorangebracht. Nach seinen Worten steht die Eintragung in notarieller Begleitung unmittelbar bevor. „Vereint e.V.“ soll der Verein heißen und sich um eine „Gemeindeentwicklung mit Augenmaß“ kümmern. Ernst ist zum Vorsitzenden gewählt. Er will als nächstes die politische Bestandsaufnahme zur Streitfrage angehen.
Dass an diesem Morgen etwas im Busch ist an dem in ihren Augen nicht anzutastenden Wäldchen, hat den Nachbarn im Dorffunk wer geflüstert. Eingeladen sind sie nicht, aber willkommen. Das zeigt sich, als sich die Gruppe um den Sprecher der Bürgerinitiative, Wilfried Peukert, ein Herz fasst und zu den von Amts wegen Versammelten hinzutritt.
Udo Maslowski, Geschäftsführer der RSE Grundbesitz und Beteiligungs-GmbH, betont da sinngemäß noch mal, dass hier keiner etwas zu verbergen habe und es dem Eigentümer um den offen Austausch gehe. Aus diesem Grund hat Jens Büchting, im Rathaus für die Planung zuständig, ja – entgegen der üblichen Routine – die Ratsfraktionen eingeladen, sich von all dem ein Bild zu machen.
Dazu sind RSE-Projektleiter Thomas Noy, Stadtplaner Ursus Himmelsbach (Stadtplanung Zimmermann) als Verfasser der Bauleitplanung, Christian Klaas (ACB Umweltlabor) als Altlasten-Gutachter und Volker Stucht (Büro Kulmann-Stucht) als Verantwortlicher für das Artenschutzgutachten eigens nach Bönen gekommen. Damit gar nicht erst der Verdacht aufkommt, hier werde der Naturschutz missachtet, wie die Kritiker der Pläne argwöhnen.
Himmelsbach zeigt an einem Grundriss der in den 1980ern abgerissenen Zechenbauten, worin die Aufgabe besteht: „In Absprache mit der Umweltbehörde beim Kreis Unna müssen wir an etwa 50 Stellen prüfen, was da noch im Boden ist.“ Erfahrungsgemäß seien Bodenplatten, Keller und Fundament belassen oder verfüllt worden. Dazu kommt die Frage, was im Alltagsbetrieb mit schadstoffhaltigen Stoffen möglicherweise im Boden versickert ist und eventuell eine Gefahr darstellt.
Das gilt allgemein für die Wohnbauflächen, speziell aber für den favorisierten Standort einer neuen Kita an der Zechenstraße. „Da gelten die höchsten Anforderungen, darunter darf nichts sein“, erläutert Himmelsbach. Ob der Bereich unbelastet ist oder saniert werden muss, wie vielleicht auch anderes, und in welchem Umfang, das wird sich erst zeigen, wenn Christian Klaas und seine Kollegen vom Umweltlabor ihre Arbeit erledigt haben.
Aber es ist für den Eingriff ja auch zu bewerten, was über den Grundmauern steht, die seit Anfang des 20. Jahrhundert für die Zeche Königsborn 3/4 gezogen und gegebenenfalls überbaut wurden bis zur Stilllegung Ende der 1970er Jahre. Das das ist zuerst der darüber gewucherte Zechenwald, an dessen Erhalt sich – neben anderen ökologischen Aspekten – vornehmlich die Geister scheiden. Die Qualität des Lebensraums für Pflanzen und Tiere soll Volker Stucht mit seinem Team beurteilen. Die Bestandsaufnahme beginnt, sobald die Natur erwacht und erstreckt sich bis Oktober.
Heute soll der Fachmann schauen, wo und wie der Altlastengutachter seinen Job machen kann, ohne dass der Zechenwald und seine Bewohner Schaden nehmen, wenn der Bagger anrückt. Teils mehrere Meter tief müssen später die Schürfe erfolgen.
Mit einem Mini-Bagger wollen die Beteiligten einen ersten Eindruck gewinnen. Schon beim ersten Versuch poltert’s unter der Schaufel, kaum dass mit Brombeergestrüpp eine dünne Erdschicht beseitigt ist: Schotter, maschinell verdichtet. Die BI-Vertreter sehen sich bestätigt: „Da komm’se nicht weit.“ Christian Klaas nimmt eine Probe.
Auch Friedhelm Lange, Fraktionschef der Grünen, hat Eimerchen dabei. „Das ist kein Misstrauen“, beteuert er. Das Verfahren sei nicht zu beanstanden. „Aber wir haben einen Fachmann in unseren Reihen, da hätten wir gern eine Probe.“ Kriegt er.
Seine Fraktion steht hier besonders in der Kritik. Hat sich in den Augen der Gegner doch just die „Öko-Partei“ dazu hergegeben, die Axt an den Wald zu legen. Dabei wird gern ausgeblendet, dass dies noch nicht beschlossen ist – und die Grünen ihre endgültige Entscheidung davon abhängig machen, was die versammelten Gutachter an den Tag bringen werden.
Danach sind sie alle wieder am Zug, wie sie hier stehen oder in Ehrenamt und Job mit der Sache befasst sind: Welche industriellen Lasten oder ökologischen Schätze sind hier verborgen – und was bedeutet das, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, für die Bebauung? Man sieht sich, der Erfahrung nach wohl zum Jahreswechsel.