„Wahrscheinlich war der Standort beliebt, weil der Boden gut und Wasser durch die Bäche reichlich vorhanden ist. Der Korridor zwischen Lippe und Haarstrang war gefragt“, erklärte Cichy. In der jüngeren Eisenzeit um 400 vor Christus habe es einen Klimawandel gegeben zu kühler und nasser. „Brunnen waren hier nicht nötig, es gab Wasserschöpfstellen“, so die Archäologin. Wahrscheinlich sei das der Standortvorteil gewesen.
Gute Voraussetzungen schaffe der Inlogparc auch in Sachen Exploration. „Dies ist eine große zusammenhängende Erschließungsfläche, die komplett untersucht werden kann“, deutet Cichy Richtung Stahlwerk Unna, wo 2012 das gut erhaltene Fragment der Einholmleiter entdeckt wurde. „Insgesamt haben wir hier 47 Hektar untersucht.“ Im beruflichen Alltag seien es eher kleine Restflächen, die sondiert werden. „Und hier ist alles voll im Boden.“
Als Träger öffentlicher Belange wird die archäologische Abteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) bei Bauprojekten immer benachrichtigt, erklärt Baales die Vorgehensweise. Die Olper Archäologen legten im Oktober und November Sondageschnitte in den Acker neben der Weetfelder Straße. Dem folgte die Beauftragung der Grabungsfirma Eggenstein-Exca. „Wir haben dann von Anfang Dezember bis Februar gegraben, meist in einer Tiefe von 30 bis 60 Zentimetern“, erinnert Zur-Schaepers.
Ein Hof mit den Fundamentlöchern der Pfahlbauten wurde entdeckt, zwei Grundrisse zu je 50 Quadratmetern. Außerdem entdeckten die Archäologen sechs sogenannte Brandgrubengräber. „Die Toten wurden zu der Zeit verbrannt, einige Knochen zusammen mit der Asche und Resten der Grabbeigaben in einer flachen Grube vergraben“, erklärt Cichy. Die genaue Anzahl der Bestattungen bleibe abzuwarten, bis die Bodenproben geschlämmt seien, ergänzt Zur-Schaepers.
Ganz konkret wird Cichy, als sie ein Foto des Fundorts vieler Scherben zeigt. Eine Wasserschöpfstelle wurde nach einem schweren Brandereignis zum Mülleimer. Die Schichten aus Asche und gebrannter Erde würden bei Archäologen das Kopfkino starten. „Der Hof wurde wohl danach aufgegeben“, so das Ergebnis der Gesamtbetrachtung. Apropos banale Scherben: „Über die Art der Keramik können wir die Funde zeitlich gut zuordnen“, sagt Cichy. „Diese Rippenverzierung ist typisch für die frühe Eisenzeit.“
Warum nur eisenzeitliche Siedlungsreste vorhanden sind und es danach lange Zeit niemanden mehr nach Bönen zog – das bleibt ein Geheimnis der Geschichte.
Seit 2013 gelte das Veranlasserprinzip, weist Michael Baales, Leiter der archäologischen Außenstelle Olpe des LWL, auf die Finanzierung der Untersuchung von Bodendenkmälern wie im Inlogparc hin. In diesem Fall ist es allerdings nicht der Bauherr, die Habacker Holding + Thielemann Group. Die 200 000 Euro übernahm die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Unna (WfG). „Wir waren zu dem Zeitpunkt, als der LWL sich gemeldet hat, in Verhandlungen mit der WfG und noch nicht Eigentümer des Grundes“, erklärt Firmenchefin Stephanie Habacker-Arndt. „Wir haben uns mit der WfG geeinigt, dass sie die Kosten übernehmen, haben aber Bagger und Grabungsfirma organisiert.“