Das bedeutet, für Menschen ohne Ausbildung und ohne Schulabschluss wird es künftig immer weniger Arbeitsplätze geben. Signifikant: Unter den 15 008 Menschen ohne Arbeit im Kreis haben 60 Prozent keine abgeschlossene Berufsausbildung.
Die Langzeitarbeitslosigkeit ging nach zwei Jahren Anstieg wieder zurück um 11,7 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit (zwischen 15 und 25 Jahren) sank sogar um 14,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 979. Das ist erst mal positiv. Bei der Jugendarbeitslosigkeit wird das Problem noch deutlicher: 90 Prozent der Betroffenen haben keine Berufsausbildung.
Natürlich gebe es die Möglichkeit einer späteren beruflichen Qualifizierung im Job, aber „es ist wichtiger denn je, junge Menschen für die duale Ausbildung zu begeistern“, sagt Jobcenter-Chef Uwe Ringelsiep. Schulische und berufliche Bildung, das sei die Stellschraube. „Das wird die Herausforderung der nächsten Jahre.“ Da sei besseres Marketing gefragt.
„Wir müssen stärker mit den Schulen ins Gespräch kommen und über neue Strategien nachdenken“, ergänzt Löhr. „Wenn Jugendliche ein, zwei Jahre im Berufskolleg ,parken’ ohne Abschluss am Ende, weil die berufliche Orientierung fehlt, das können wir uns eigentlich nicht leisten“, macht Löhr deutlich, „denn wir sind auf diese Kräfte angewiesen.“
Prägend im Jahr 2022 war neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie der Ausbruch des Ukraine-Krieges mit seinen Folgen wie Inflation und Energiekrise. So habe sich die Zahl der erwerbsfähig gemeldeten Personen mit ukrainischem Pass von 63 im Dezember 2021 auf 2228 ein Jahr später erhöht. Hinzu kommen noch einmal 2231 Menschen mit Flucht- und Migrationshintergrund aus anderen Ländern.
„Wir brauchen Zuwanderung, um unsere Fachkräfteprobleme lösen zu können“, macht Löhr deutlich mit Blick auf die kommenden Jahre. Das Chancen-Aufenthaltsrecht, so Helm, gebe Menschen, die gut integriert sind, die Möglichkeit, Arbeit zu suchen und ein dauerhaftes Bleiberecht zu erlangen.
„Traditionell haben wir einen guten Branchenmix im Kreis“, sagt Landrat Mario Löhr. Aber: Auch hier seien große Umbrüche absehbar.
Die Metallindustrie beispielsweise, traditionell stark im Kreis, liegt nur noch auf Rang neun im Arbeitsplatzranking der Branchen. Als Branche, die im Kreis Unna die meisten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze anbietet, steht der Einzelhandel mit einem Anteil von 9,1 Prozent und 12 351 Beschäftigten klar auf Platz eins, gefolgt vom Gesundheitswesen und der Logistikbranche.
Genau Letztere hat aber auch seit März 2019 895 Arbeitsplätze abgebaut. Dabei handelt es sich vor allem um unqualifizierte Helferjobs. Die größten Zuwächse bei Arbeitsplätzen verzeichnen dagegen die Bereiche Baugewerbe, Gesundheitswesen, Sozialwesen, Erziehung und Unterricht sowie Gastronomie im Kreis Unna.