Manfred Schmidt ärgert sich ebenfalls darüber, mit welchem Tempo teilweise die Autos in die Berliner Straße gelenkt werden. Er wohnt direkt an der Ecke zur Lenningser Straße und hat einen guten Blick auf die Fahrbahn, wie er sagt. „Von meinem Fenster aus beobachte ich, wie die vorbeirasen. Neulich wäre einer fast auf zwei Rädern bei der Nachbarin ins Haus gefahren.“ Erlaubt sind dabei höchstens 30 Kilometer pro Stunde – und das schon seit vielen Jahren. Eine „30“ auf der Asphaltdecke kurz hinter dem Einmündungsbereich weist darauf hin, laut der Anwohner wird die aber gerne „übersehen“.
Dass die erlaubte Höchstgeschwindigkeit nicht immer eingehalten wird, davon geht auch Schmidts Nachbar Bernd Schweda aus. „Gefühlt sind einige zu schnell unterwegs.“ Er macht sich vor allem Sorgen um die zahlreichen Kinder, die inzwischen an der Berliner Straße und den Nebenstraßen wohnen. Die sind gerade jetzt im Sommer gerne mit Fahrrädern, Rollern oder Tretautos unterwegs oder spielen in den angrenzenden Gärten. Naturgemäß sind die Kleinen dabei nicht immer auf den Verkehr konzentriert.
„Guckt dreimal, wenn ihr aus der Ausfahrt fahrt“, schärft deshalb Bernd Schwedas Sohn Stephan Schweda seiner Tochter und seinem Sohn regelmäßig ein. Gerade jüngeren Kindern fällt es schwer, Entfernung und Geschwindigkeit von herannahenden Fahrzeugen richtig einzuschätzen. Laut wissenschaftlichen Studien sind sie erst ab neun Jahren in der Lage, die Entfernung eines fahrenden Autos zu beurteilen. Noch später, etwa ab zehn Jahren, wissen sie ungefähr, wie schnell ein Pkw auf sie zukommt. Und dass das auf der Berliner Straße häufig mehr als 30 Kilometer pro Stunde sind, davon sind die Anwohner überzeugt.
Sie haben sich deshalb bereits an die Gemeinde- und die Kreisverwaltung gewandt. Der Kreis hat daraufhin vor einiger Zeit ein Messgerät an einen Laternenpfahl montiert. Damit sollte kontrolliert werden, ob die Einschätzung der Bewohner stimmt und die Höchstgeschwindigkeit dort tatsächlich häufiger überschritten wird. Erst, wenn sich das bestätigt, lässt der Kreis „blitzen“.
„Das haben die Leute natürlich gesehen und sind entsprechend langsamer gefahren“, weiß Bernd Schweda. So hat der Kreis kaum Verstöße festgestellt und daher keine weiteren Kontrollen vorgenommen.
Zu den Temposünder gehören offenbar vor allem Nachbarn. Schließlich handelt es sich bei der Berliner Straße und den kleinen Nebenstraßen um Sackgassen. Durchfahrtsverkehr gibt es dort nicht. Wohl aber Lieferanten, etwa von den Paket- und Bringdiensten. Deren Fahrer halten sich bei Weitem nicht alle an das vorgegebene Tempo, haben Schmidt, Kürten und Schweda festgestellt. Da das Online-Shoppen in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen hat, sei auch das Verkehrsaufkommen entsprechend gestiegen.
Die Anwohner wünschen sich nun, dass die Polizei tätig wird. Am besten mit einem Zivilfahrzeug, aus dem kontrolliert wird. Dann würden sicher einige „Raser“ erwischt werden und anschließend hoffentlich vom Gaspedal gehen.
Möglich ist das durchaus, wie ein Sprecher der Kreispolizeibehörde Unna bestätigt. „Die Bewohner können eine Bürgereingabe bei der Polizei machen, am besten schriftlich oder direkt beim Bezirksdienst in Bönen.“ Wenn sie ihren Verdacht schildern, dass auf ihrer Straße die erlaubte Höchstgeschwindigkeit häufig überschritten wird, und sie die Polizei bitten, dort zu kontrollieren, werde das wahrscheinlich auch umgesetzt.