Das Land habe sich die Sache ein bisschen zu leicht gemacht, in dem es die Kommunen in die Pflicht nimmt, die zusätzlichen Lernangebote zu organisieren, findet Rotering. Für die Gemeinde, die normalerweise keine Bildungsangebote macht, sei das nicht einfach – schon gar nicht in der Kürze der Zeit.
Nachzuholen gibt es dabei einiges. Nicht nur, dass die Schüler im Distanzunterricht viel auf sich gestellt waren, auch hatten sie in den beiden vergangenen Schuljahren coronabedingt deutlich weniger Unterricht. Allein die Osterferien 2020 wurden auf fünf Wochen ausgedehnt, die Weihnachtsferien vorgezogen und so verlängert.
Dass es mit dem Nacharbeiten in den Sommerferien in Bönen dennoch nicht klappt, hat laut Verwaltungschef mehrere Gründe. Zum einen fehlt das Personal, denn die Lehrer stehen für dieses Programm nicht zur Verfügung. Also hat die Verwaltung als Schulträgerin externe Dienstleister angefragt, nachdem die Schulen ihren Bedarf gemeldet hatten.
Die haben gerade reichlich zu tun, denn fast alle Kommunen im Land setzen auf Nachhilfe- und Bildungsinstitute bei der „Extrazeit“. So habe sich auch nur ein einziger Anbieter zurückgemeldet und seine Bereitschaft signalisiert, den Unterricht in Bönen zu übernehmen – zu seinen Konditionen. Und die lagen 45 Prozent oberhalb der Fördersumme, wie der Bürgermeister berichtet. Da die Gemeinde ohnehin 20 Prozent der Kosten als Eigenanteil übernehmen muss, wäre sie somit auf eine Summe von 17 000 Euro gekommen. „Leider haben wir nicht endlos Geld in der Schatulle, und 17 000 Euro sind sehr viel Geld für eine Kommune im Stärkungspakt.“
Alternativ hätte die Gemeinde freie Kräfte einstellen können, zum Beispiel Studenten oder pensionierte Lehrer. Dafür wären jedoch entsprechende Honorarverträge oder Verträge für geringfügig Beschäftigte vonnöten gewesen, und die konnte die Verwaltung in der Kürze der Zeit nicht aufsetzen, gibt Stephan Rotering an. Die Volkshochschule konnte in dieser Angelegenheit nicht aushelfen, da sie ausschließlich mit der Erwachsenenbildung beauftragt ist.
Hinzu käme, dass erst dann Gruppen gebildet werden könnten, wenn abzusehen sei wie viele Lehrkräfte für welche Schulform zur Verfügung stehen.
Gefördert wird der zusätzliche Unterricht nämlich nur, wenn mindestens acht, höchstens aber 15 Schüler je Gruppe daran teilnehmen. Ob diese Zahlen wirklich zustande gekommen wären, blieb bis kurz vor den Ferien offen.
Damit die Gemeinde am Ende nicht ohne Förderung auf den kompletten Kosten sitzen bleibt, bliesen die Verantwortlichen das Ganze vorerst ab. „Das waren uns einfach zu viele Fragezeichen. Da mussten wir die Reißleine ziehen“, sagt Stephan Rotering. Im Herbst wolle die Verwaltung nun gemeinsam mit den Schulen einen neuen Anlauf nehmen.