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Junge Kriegsflüchtlinge benötigen vor allem beim Deutschlernen Unterstützung

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Von: Sabine Pinger

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Unterricht für ukrainische Schülerinnen und Schüler
Überall in den Klassenzimmern sitzen jetzt auch ukrainische Schüler. Sie müssen schnell Deutsch lernen, um dem Unterricht folgen zu können. © Robert Michael

Im laufenden Schuljahr werden an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen in NRW 42 515 ukrainische Schüler unterrichtet. Das sind 17 Mal so viele wie vor dem Krieg. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt berichtet, machen sie damit 1,7 Prozent aller Schüler im Land aus.

Von den 710 Grundschülern in Bönen stammen demnach 15 Mädchen und Jungen aus der Ukraine, 90 haben ein anderes Herkunftsland beziehungsweise eine andere Staatsangehörigkeit als Deutsch. An der Pestalozzi-Hauptschule werden hingegen momentan 175 Schüler unterrichtet, darunter sind fünf Ukrainer und 50 Mädchen und Jungen mit einer anderen Nationalität. Von den 485 Humboldt-Realschülern kommen ebenfalls 15 aus der Ukraine, 40 aus anderen Ländern. Am Marie-Curie-Gymnasium ist der Ausländeranteil noch geringer: 30 der insgesamt 555 Gymnasiasten haben nicht die deutsche Staatsangehörigkeit, die Hälfte von ihnen sind Ukrainer.

Fast alle ukrainischen Schüler an den Bönener Schulen sind erst im vergangenen Jahr in die Gemeinde gekommen. Sie sind vor dem russischen Angriffskrieg geflohen. Während einige ihr Zuhause noch rechtzeitig verlassen konnten, haben andere den Krieg und den Terror der Invasoren hautnah erlebt. „Das merkt man zum Beispiel, wenn es Probealarm gibt. Einige von ihnen erstarren dann“, berichtet Antje Anbring-Keiter.

Ukrainische Lehrkraft eingestellt

Sie ist Leiterin der Hellweg-Grundschule, und zu ihren Schützlingen gehören aktuell acht ukrainische Schüler. „Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was sie erlebt und welche Bilder sie im Kopf haben“, sagt die Pädagogin. Allerdings gelte dies genauso für die syrischen Kinder, die vor dem Krieg in ihrem Heimatland geflüchtet sind. Im hiesigen Schulalltag seien die ukrainischen Schüler recht unterschiedlich angekommen. Alle machten aber gute Fortschritte, insbesondere beim Deutschlernen.

„Wir haben großes Glück, dass wir mithilfe einer Förderung eine ukrainische Lehrkraft einstellen konnten. Sie ist bereits seit ein paar Jahren hier und spricht gut Deutsch.“ Jeden Tag unterrichtet sie ihre jungen Landsleute jeweils eine Stunde lang. „Die Kinder freuen sich sehr darüber“, so Antje Anbring-Keiter. Ohne die neue Sprache zu beherrschen, wären die Kinder anfangs ziemlich verloren gewesen – zumal sie mit dem kyrillischen Alphabet aufgewachsen sind und die lateinischen Buchstaben der deutschen Sprache erst lernen müssen. Die zusätzlichen Lektionen, die in Absprache mit den Klassenlehrern gestaltet werden, helfen ihnen nun, dem normalen Unterricht besser zu folgen. Darüber hinaus erhielten sie Lernmaterial nach dem DaZ(Deutsch als Zweitsprache)-Konzept.

Wie schnell die Kinder Deutsch lernen, hänge unter anderem von den Eltern und der Umgebung ab. „Für manche Aufnahmegespräche mussten wir Sprachmittler anfordern, weil die Eltern ebenfalls kein Deutsch sprechen“, erzählt die Schulleiterin.

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