SPD, CDU, Grüne, Linke verabreden Fairness und Verzicht
Vier Wahlkämpfer in einem einig: Keine Plakatschlacht in Bergkamen
Bergkamen - In einem Punkt wird auch der artigste Wahlkampf irgendwann schmierig: Wenn zu Kleister und Besen gegriffen werden muss - so wie Montagmorgen:
Es wird nach wie vor geklebt, damit auf den Plakatwänden und beim Wähler etwas hängenbleibt. So halten es auch in Bergkamen alle Parteien, die sich mit einem Wahlkampfabkommen zu fairem Umgang verpflichtet und zurückhaltender Plakatierung im Stadtbild verabredet haben. Um dies zu dokumentieren, nahmen die Spitzen von SPD, CDU und Grünen symbolisch mit den Kleisterbesen in die Hand, als der erste von 33 gemeinsamen Standorten zur Kommunalwahl am 13. September tapeziert wurde.
Zwei Parteien sehen sich im Nachteil
Apropos Spitzen: Die gab es bei dieser Gelegenheit gegen FDP und BergAuf, weil sie dem Abkommen die Zustimmung verweigert haben, beziehungsweise sich in den damit verbundenen Beschränkungen benachteiligt sehen. Die Linke trägt die Absprache ebenfalls mit. Nur habe es „die arbeitnehmerunfreundliche Uhrzeit“ des Pressetermins der Linken beim Auftakt unmöglich gemacht, ebenfalls Gesicht zu zeigen, kritisierte Oliver Schröder, Spitzenkandidat für den Rat.
Trotz Corona: Auf der Straße zählt
Bernd Schäfer, der für die SPD vom Genossen Roland Schäfer übernehmen soll, hatte sich aber fürs Foto frei machen können. Ebenso der Bürgermeisterkandidat der CDU, Thomas Heinzel. Für die Grünen hielt der Parteivorsitzende Harald Sparringa den Kopf hin. „Die Leute müssen sehen, wen sie wählen, aber nicht unbedingt was sie wählen. Das finden sie in Programmen und Internetauftritten“, brachte Sparringa auf den Punkt, was die Akteure hier eint. Wahlkampf, die unmittelbare Begegnung, das direkt Gespräch gehört auch für Heinzel und Schäfer auf die Straße. Da trifft sie alle, dass Corona große Veranstaltungen unmöglich macht und an den Ständen, etwa zum Wochenmarkt, die Reihen der Adressaten lichtet, weil Kunden und Händler plötzlich ausbleiben.
Online-Formate ersetzen Begegnung nicht
Aber es reden doch ständig alle von Social Media? „Es zeigt sich, dass wir da nicht alle Zielgruppen erreichen“, sagte Thomas Heinzel und die Mitbewerber nicken. „Da geht’s um die 16- bis 36-Jährigen“, ergänzte Sparringa. Der „Nahkampf“ an den Ständen und beim gerade geübten Klinkenputzen sei immer noch ausschlaggebend, betont Bernd Schäfer. Das sei in den Einschränkungen der Pandemie durch Online-Formate nicht zu ersetzen. „Aber deswegen muss das nicht an jeder Laterne hängen, wie man sich es in Nachbarstädten anschauen muss“, grenzte der Sozialdemokrat die Unterzeichner des Abkommens von denen ab, die hier ausscheren.
Linke fordern gleichen Platz für alle
Weil hier Anteile danach bemessen werden, wer zu wie vielen Wahlen antritt (Bürgermeister, Landrat, Rat, Kreistag) und nur SPD, CDU und Grüne alles bedienen, sagt BergAuf, für sie bleibe nicht genug Platz. Die FDP beklagt, die Standorte seien „zu versteckt“ und da sich rechte Parteien darum nicht scherten, entstehe auf der Straße ein schiefes Bild. Die Linke rügt ebenfalls Ungerechtigkeiten. Schröder fordert, allen den selben Platz zu gewähren, wie es Kamen praktiziere, „sonst können und werden wir nicht mehr teilnehmen“.
33 Stellwände mit je acht Feldern
Mit Rücksicht aufs Stadtbild und die Umwelt genügen den anderen die 33 Plakatwände mit je acht Feldern für A0-Poster. Gleichwohl gönnen sich die drei Parteien zudem die „Wesselmann“ genannten Großplakate, von denen die Stadt auf ihrem Terrain an 16 Orten 22 Stück genehmigt hat. An wie vielen Stellen die „Abtrünnigen“ von der Laterne lächeln dürfen, ist ebenso präzise geregelt. Nur war diese Zahl auf die Schnelle nicht parat.