Die Skepsis, dass die Erneuerbaren tatsächlich schnell ausgebaut werden, war allerdings groß im 50-köpfigen Auditorium. Schließlich gebe es viele Hemmschuhe wegzuräumen, Überflüssiges in behördlichen Genehmigungsverfahren, aber auch die Abneigung einzelner Bürger.
Dass hauptsächlich Privatleute, Stadtwerke, Kommunen und kleine Unternehmen investierten, während die vier Großen des Marktes (E.on, RWE, Vattenfall und EnBW) außen vor blieben, behindere den Ausbau. Bals ermahnte aber die Bürger mitzuhelfen. Es werde jedes noch so kleine Projekt mit einer gerichtlichen Klage verzögert.
Den Einwand eines Gastes, dass er mit seinen privaten Investitionen zum ausgebeuteten Dienstleister der Energiewende werde, weil die Netzeinspeisung gering entlohnt werde, konterte Bals sogleich. „Schon, wenn sie den Strom zu 30 Prozent selbst nutzen, machen sie Gewinn. Ohne Anlage müssten sie den teuren Strom des Energieversorgers ja vollständig kaufen.“
Interessant ist in dem Zusammenhang die Arbeit des Studenten Tim Kruse von der Hochschule Hamm-Lippstadt (HSHL). Er hatte geprüft, wo Wind- und vor allem PV-Anlagen wenig störend aufgestellt werden könnten, nämlich entlang der Autobahnen und Eisenbahntrassen. In Vertretung Kruses rechnete der wissenschaftliche Mitarbeiter der HSHL, Nils Reuter, vor, dass bei hundertprozentiger Nutzung des Potenzials 91 Prozent des Energiebedarfs der Nachbarstadt aus erneuerbaren Energien gedeckt werden könnten. Ähnliches sei im Kreis Unna möglich.
Tatsächlich sieht auch Jochen Baudrexl großes Potenzial. Die Gemeinschaftsstadtwerke würden jetzt schon 51 Prozent erneuerbare Energien ins Netz einspeisen, „in zehn, 15 Jahren könnten wir bei 100 Prozent sein“, erklärte der Geschäftsführer. Allerdings müsse dann jeder mitarbeiten. „Ich werde gefragt, warum wir in Bayern Windkraft bauen und nicht hier“, erklärte er, „aber wir stoßen nicht überall auf Gegenliebe“.
Zum Thema Haldennutzung als Windkraftstandort könne er sich als Geschäftsführer eines kommunalen Unternehmens nicht äußern. „Aber – es mag zynisch klingen, ist aber nicht so gemeint – vielleicht bringt der Krieg neuen Schwung in die Sache.“ Vertreter der Stadt Bergkamen und des Kommunalverbands Ruhr als Haldeneigentümer waren am Mittwoch nicht vertreten. „Sie haben sich damit entschuldigt, dass sie mit dem Hintergrund der anstehenden Landtagswahlen nicht an solchen politischen Veranstaltungen teilnehmen würden“, berichtete Organisator Karlheinz Röcher vom Aktionskreis.