Das waren bis vor wenigen Jahren vor allem Hunde, deren Halter nicht die gesetzlichen Voraussetzungen gemäß Landeshundeverordnung erfüllten. Seit Corona ziehen Behörden nun zunehmend Hunde aus illegalem Handel ein. Der Schwarzmarkt erfuhr einen rasanten Boom, weil sich viele Menschen im Lockdown möglichst schnell einen Welpen kaufen wollten als Gesellschaft. Weil seriöse Züchter die Nachfrage nicht bedienen konnten oder teils nicht wollten und die Tierheime ihre Schützlinge bereits vermittelt hatten, witterten dubiose Händler und Züchter im Ausland ihr Geschäft.
Die „Tierschutz-Katastrophe auf Rädern“ entdeckten Fahnder dann in großer Zahl auf den Autobahnen im Kreis Unna: ungeimpfte und folglich illegal eingeführte Hunde, oftmals zu jung, krank und unter üblen Bedingungen verfrachtet. Diese Hunde wurden eingezogen und ins Unnaer Tierheim zur Seuchenvermeidung in Quarantäne gegeben. Die Haltung dort genügt den Standards aber nicht mehr.
Auf 20 bis 30 Prozent der jährlichen Aufnahmen schätzt Tierpflegerin Marie Hempelmann den Anteil der illegal eingeführten Hunde. Bei insgesamt 270 vermittelten Tieren im Jahr 2021 ein hoher Anteil, ein steigender noch dazu. Dazu kommt: „Die Lebensdauer des Tierheims ist überschritten.“ So fasst Fachfrau Schönfelder vom Kreisveterinäramt den Ist-Zustand zusammen.
Setzrisse im Mauerwerk, Feuchtigkeitsschäden durch Fehler beim lang zurückliegenden Bau, das Dach überm Zwinger abgängig und eine Heizungsanlage, die nicht den heutigen Anforderungen des Klimaschutzes entspricht. Und die Sozialräume fürs Personal sind auch sehr arg von gestern.
So könne es nicht weitergehen, findet Schönfelder. Ihr persönlich erscheint der Ausbau der Quarantänestation als besonders dringlich. Dem kann Tierpflegerin Marie Hempelmann nur zustimmen. „Wenn sieben bis acht Hunde auf einmal kommen, ist das ein Problem.“ Meist seien das Welpen, die hohen Betreuungsbedarf hätten.
Der Kreis Unna hat außerdem die Pflicht, seine Mitarbeiter und die im Heim lebenden Tiere vor einem möglichen Seuchenausbruch zu schützen. Eine Quarantäne sei teils aber nur noch provisorisch machbar, heißt es in dem Papier, in dem die Kreisverwaltung einen Neubau der Anlage favorisiert.
Grundzüge des Verfahrens hat Dezernent Torsten Göpfert der Politik Ende 2022 vorgestellt. Verabredet ist, in diesem Jahr ins Verfahren einzusteigen. Zuerst mit einem Architektenwettbewerb und dann mit der europaweiten Ausschreibung, die wegen der Größenordnung von geschätzten sieben bis neun Millionen Euro unumgänglich ist. Das Verfahren wird neun bis zwölf Monate in Anspruch nehmen.
Der Bau soll in zwei Schritten erfolgen. Einiges auf dem großen Gelände kann erhalten bleiben, manches wird abgerissen. „Der Betrieb läuft dabei weiter“, sagt Schönfelder und betont, dass sie sich auf die Mitarbeiter des Tierheims verlassen könne.
Stehen bleiben sollen die insgesamt neun großen Ausläufe, die zum Teil mit nach innen gewinkelten Gittern ausbruchsicher gestaltet sind. Hier wünschten sich die Tierpfleger eine direkte Verbindung zu den Zwingern, um das sehr zeitaufwändige Führen einzelner Hunde zu den Ausläufen zu vermeiden. Insgesamt sollen die Hunde mehr Platz bekommen. Die Idee sind hier Einzelausläufe, die für die Hunde frei zugänglich sind und die Grundbewegungsfläche vergrößern.
Den Praktikern schwebt vor, mit beweglichen Wänden die Zwinger oder Gehege individuell an die Bedürfnisse des Tieres anzupassen. So brauche eine Hündin mit Welpen einen völlig anderen Zwinger samt beheiztem Innenraum als etwa ein Hund, der mit Außenreizen nicht umgehen kann oder einen hohen Bewegungsdrang hat.
Letztendlich sollen die Neubauten aber auch die Bedürfnisse der Angestellten berücksichtigen, der Kreis Unna bildet hier regelmäßig Tierpfleger aus. Neue Sozial- und Wirtschaftsräume sind angezeigt. In der Voruntersuchung kam auch in Betracht, hier gemeinsam mit der Stadt Hamm ein Tierheim zu errichten.
Mit „seinen“ Städten und Gemeinden will der Kreis demnächst erörtern, wie die Investition gemeinsam finanziert werden kann. Nach Einwohnerproporz und Anzahl der aufgenommenen Tiere tragen die neun Kommunen auch die Betriebskosten von etwa 450.000 Euro im Jahr. Dabei lag der Anteil des Kreises zuletzt bei 7,2 Prozent.