Mitte 2021 hatte die RAG der Stadt ihre abwassertechnischen Anlagen angedient. Ende vergangenen Jahres gab der Stadtrat sein Okay – gegen den Widerstand der BergAuf-Fraktion. Sie sieht in dem Vorhaben einen „ungedeckten Wechsel auf die Zukunft der Stadt“.
Die Übernahme von RAG-Anlagen vollzieht sich nach Auslaufen des Steinkohlenbergbaus im Ruhrgebiet Ende 2018 in vielen Kommunen. Seit Januar 2022 sind überdies die beiden großen Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband für 156 ehemalige Grundwasser- und Vorflutpumpwerke der RAG verantwortlich.
Für den SEB liegen die Vorteile der Übernahme der 13 RAG-Anlagen auf der Hand. Er spricht von einer „spürbaren Betriebsoptimierung“, weil Betrieb und Steuerung nun bei ein- und demselben Unternehmen verortet seien. Unter anderem ließen sich bei einer größeren Anzahl von Standorten Kolonnendienste und Rufbereitschaften besser organisieren.
Tatsächlich sind die RAG-Anlagen bereits in das kommunale Abwassernetz eingebunden. Dieses Netz sei „ein komplexes System und Zusammenspiel aus Gewässerläufen, Abwassersammlern, Pumpwerken, Regenrückhaltebecken, Regenüberlaufe, Regenklärbecken usw.“, heißt es. Künftig ist in Bergkamen neben dem kommunalen SEB nur noch ein Akteur in Sachen Wasserhaushaltung unterwegs, und das ist der Lippeverband.
Der Kaufpreis der Anlagen beträgt jeweils einen Euro. Es ist ein symbolischer Betrag. Unterm Strich soll die RAG im Zuge der sogenannten Ewigkeitsaufgaben weiterhin und auf Dauer für alle Kosten aufkommen, die die Übernahme und der Betrieb der Anlagen mit sich bringen – darunter Unterhaltungs-, Betriebs-, Personal-, Sach- sowie Erneuerungs- oder auch Erweiterungskosten. So ist es vertraglich geregelt.
Zu den 13 Anlagen gehören laut Vertragsentwurf etwa die Pumpwerke an der Erlentiefen-/Königstraße, an der Mergelkuhle sowie am Beversee. Dieser ist bekanntlich in den Jahren 1940 bis ‘42 durch Bergsenkungen sowie durch Anstauung des Beverbaches vor dem Datteln-Hamm-Kanal entstanden. Mit einem Pumpwerk wird der Wasserspiegel des rund neun Hektar großen Gewässers reguliert. Auch die anderen RAG-Anlagen wurden wegen der Auswirkungen des Bergbaus auf die Topografie nötig.
Für BergAuf ist die Übernahme ein schlechter Deal. Irgendwann werde es die RAG als Unternehmen nicht mehr geben, dann habe die Stadt auch die Kosten „an der Backe“, prophezeite etwa Werner Engelhardt von der Wählergemeinschaft. Für Fraktionsvorsitzende Claudia Schewior sind die Ewigkeitskosten „unabschätzbar“.
SEB-Leiter Marc Alexander Ulrich zeigte sich bei der Diskussion in der Politik pragmatisch. Am Ende, sollte sich niemand anderes mehr um die Wasserhaltung vor Ort kümmern, so meinte er, würde die Aufgabe ohnehin bei der Kommune landen. Insofern sei die Verwaltungsempfehlung zur Übernahme der RAG-Anlagen „nicht blauäugig, sondern durchdacht“.