Soll Entsorgung Bergkamen „Nebenjob“ weitermachen?
Aufräumaktion mit unrühmlichem Erfolg: Fast 500 gekaperte Einkaufswagen, 30 Kubikmeter Sperrmüll
Beim Baubetriebshof an der Bambergstraße stehen bald mehr Einkaufswagen als im Laden. Die Bilanz der Aufräumaktion über sechs Wochen liegt vor - und verlangt eine Entscheidung.
Bergkamen – Fast 500 entführt zurückgelassene Einkaufswagen haben Mitarbeiter des Entsorgungsbetriebes Bergkamen (EBB) schon eingesammelt und etwa die Hälfte davon an die geschädigten Geschäfte zurückgegeben, seit die Stadt am 1. Februar ihre Offensive für ein saubereres Stadtbild eingeleitet hat. Außerdem haben sie in den Problembereichen gut 30 Kubikmeter wild abgelegten Sperrmüll entsorgt.
Stadtspitze hatte vom unseligen Treiben genug
Das ist die Bilanz des Feldversuchs bis vergangenen Montag, 15. März, in den Siedlungen der Wohnungsgesellschaften Viva-West in der Stadtmitte und LEG in Oberaden. Über das Angebot „Standort Service plus“ hat der Entsorgungsbetrieb Bergkamen (EBB) im vereinbarten Probebetrieb all dies getan, weil die Verwaltung dem unseligen Treiben nicht länger zusehen und auf Beschwerden reagieren wollte.
Verwaltung strebt dauerhafte Lösung an
Nun ist zu entscheiden, ob es bei dem Weckruf Marke „Es reicht!“ bleibt oder der ins Auge gefasste Vertrag über eine dauerhafte Dienstleistung im wechselseitigen Interesse zustande kommt. Bürgermeister Bernd Schäfer und Baudezernent Dr. Hans-Joachim Peters in seiner Eigenschaft als EBB-Leiter haben das nach einer Erörterung im Ausschuss für Öffentliche Sicherheit und Ordnung am Dienstag und der Bilanz durch EBB-Vize Stephan Polplatz im Betriebsausschuss am Mittwoch im Gespräch mit wa.de befürwortet.
Schäfer: Nicht zu Lasten des Gebührenzahlers
Nach ihren Worten haben die beiden Wohnungsgesellschaften ihr Interesse an solch einer Übereinkunft bekräftigt. Sie werden für den Einsatz des EBB bezahlen. „Das geht nicht zu Lasten des Gebührenzahlers“, betonte Schäfer noch einmal.
FDP schlägt andere Gangart vor
„Wir streben eine pragmatische und effektive Lösung an“, sagte Peters mit Blick auf einen Antrag der FDP, sich nicht derart für die Discounter-Ketten zu engagieren. Die Fraktionsvorsitzende Angelika Lohmann-Begander sähe es lieber, wenn die Stadt die Händler stärker in die Pflicht nähme, sich um ihr im Stadtgebiet verteiltes Eigentum zu kümmern – notfalls auch mit einem Ordnungsgeld. Damit wurde Lohmann-Begander zuerst am Dienstag vorstellig und auf die Sitzung am Folgetag verwiesen. Dort kam man überein, die Angelegenheit bei nächster Beratung im Juni zu entscheiden und den Antrag dafür zurückzustellen. „Wir werden einen konkreten Vorschlag machen, über den die Politik entscheiden soll“, so Schäfer.
„Das ist nicht Aufgabe der Stadt“
Aber: „Es ist nicht Aufgabe der Stadtverwaltung beziehungsweise des EBB, herrenlose Einkaufswagen einzusammeln“, argumentiert die FDP. Sie fürchtet Lasten für die Gebührenzahler – und das, obwohl die Wagen für die Händler einen Wert darstellen, an dem ihnen eigentlich gelegen sein müsste. Apropos: Wer mal flugs ins Internet schaut, findet gängige Modelle zum Einzelpreis von knapp 300 Euro. Der Betrieb kalkuliert 150 Euro, wenn er eine Fuhre zum „Halter“zurücktransportiert. Einige Ketten haben auch selbst Wagen abgeholt. Aber die Sammlung an der Bambergstraße ist immer noch beachtlich, weil laufend „Nachschub“ kommt: allein diese Woche 171 Stück.
Die FDP schlägt anderes vor: Das Ordnungsamt richtet eine E-Mail-Adresse und eine Telefonnummer ein, damit Bürger melden können, wo achtlose Zeitgenossen den rollenden Drahtkorb zurückgelassen haben, nachdem sie ihre Einkäufe heimwärts geschoben hatten. Das Amt soll die Firmen dann anhalten, die Wagen in eigener Regie abzuholen – und ihnen mit einem „Knöllchen“ Beine machen, wenn sie den Falschparker nicht einsammeln.
Um diese Straßen geht’s:
Das Karree von Gedächtnis-, Töddinghauser-, Erich-Ollenhauer und Hubert-Biernat-Straße im Zentrum, Potsdamer- und Danziger Straße in Oberaden.