Dass der Club mit Bergkamen und Essen gleich zwei Standorte hat, hängt mit seiner Geschichte zusammen. Zwei Freunde hatten die Idee zur Gründung: Wolfgang Hahn und Björn Aschendorf. Sie wollten sichergehen, dass ihr Kontakt auch nach dem beruflich bedingten Umzug Hahns ins mittlere Ruhrgebiet nicht abbricht. „Was verbindet mehr als die Liebe zu Schwarz-Gelb?“, fragt Raphold – natürlich rein rhetorisch, versteht sich.
Hahn ist Vorsitzender des Vereins, Aschendorf sein erster Stellvertreter. Von ihrer Begeisterung für den BVB ließen sich nach und nach immer mehr Menschen anstecken. „Wir haben heute 111 Mitglieder – vom Baby bis zur 90-Jährigen“, berichtet der 52-jährige Raphold.
Jüngst ist es gelungen, mal wieder ein größeres Kartenkontingent für ein Auswärtsspiel zu ergattern. Mitte April ging’s mit einem eigens gecharterten Bus nach Stuttgart, wo der VfB in der Nachspielzeit noch den Ausgleich schoss. Solche Rückschläge sind aktuell vergessen.
Sollte der BVB den Titel holen, rechnet Raphold mit einer rund zwei Stunden anhaltenden Party im riesigen BVB-Stadion und einem feucht-fröhlichen Marsch in Richtung Innenstadt. Natürlich wäre auch die Teilnahme an der Meisterschaftsfeier am Sonntag ein Thema.
Er habe gehofft, aber nicht mehr damit gerechnet, dass der BVB noch die Chance bekommt, den Titel zu holen, sagt Raphold mit Blick auf verschenkte Siege gegen vermeintlich kleine Gegner und eine „teils durchwachsene Saison“. Aber eine solche habe eben auch der Titel-Konkurrent Bayern München hinter sich, der zuletzt gegen Leipzig verlor.
„Wir konnten neun Punkte auf die Bayern aufholen und liegen jetzt mit zwei vorn“, konstatiert Raphold. Mit dem FC Bayern sei es seit der Verletzung von Torwart Manuel Neuer bergab gegangen. Der Mannschaft habe schlicht „der Leader“ gefehlt.
Was ihn am BVB fasziniere? „Die Mentalität des Vereins. Der Wille, immer wieder aufzustehen“, antwortet Raphold. In Person verkörpere dies zurzeit vor allem Mittelfeld-Spieler Julian Brandt. Er sei über längere Zeit kaum über Kurzeinsätze hinausgekommen und in dieser Saison schier über sich hinausgewachsen. „Die Fans honorieren das“, so Raphold. „Wenn der Kampf da ist, wird jede Niederlage verziehen.“
Wenn’s ins Stadion geht, dann in Club-Kluft. „Wir haben eigene Schals, Pullover, Jacken und Accessoires wie Schlüsselanhänger“, berichtet Raphold, der sich gerne an die Meisterschaftsfeiern 2012, 2011, 2002, 1996 und 1995 erinnert. Sein letztes Trikot, das er erworben hat, trägt noch den Namen Jürgen Kohlers. Der Weltmeister von 1990 spielte von 1995 bis 2002 für die Borussia.
„Der BVB hat schon häufiger Elfmeter liegen lassen“, weiß Raphold. Jetzt aber müsste es klappen mit dem nächsten Titel, glaubt er. Eine große Feier gebe es auf jeden Fall, und zwar zum Jubiläum am 12. August. „Da stecken wir ganz viel Energie rein“, verspricht der zweite stellvertretene Vorsitzende. Gäste seien an diesem Tag willkommen. „Sie können sich auf Musik und Tanz freuen und auf den Auftritt des deutschlandweit beliebtesten Udo-Lindenberg-Doubles.“
2003, bei Gründung des hiesigen Fan-Clubs, hatte der BVB mit erheblichen finanziellen Problemen zu kämpfen und stand kurz vor einer Insolvenz. Dass wirtschaftlicher Misserfolg die Liebe zur Borussia nicht schmälert, bringe der Clubname „Ungebrochene Treue“ sehr gut zum Ausdruck, sagt Raphold. Sportlicher Misserfolg wäre ebenso verzeihlich. Aber am Samstag den Titel zu holen – „das wäre schon schön“.